Schwangere unterschätzen die Gefahr von Alkohol
Eine aktuelle Studie der Universitätsklinik Köln, die Ende Januar 2013 in Köln vorgestellt wurde, zeigt, dass werdende Mütter die Gefahr von Alkohol in der Schwangerschaft unterschätzen. So würden das gelegentliche Gläschen Sekt oder der Schluck Rotwein von den Befragten nicht als Alkoholkonsum wahrgenommen. Angeblich konnte bei 90 Prozent der Schwangeren Alkohol im Urin nachgewiesen werden, obwohl sie angegeben hatten, keinen Alkohol getrunken zu haben.
Ein Gläschen Sekt wird nicht als Alkoholkonsum bewertet
„Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führt zu schweren Schädigungen beim ungeborenen Kind. Viel zu vielen werdenden Müttern ist nicht bewusst, dass auch das gelegentliche Glas Kölsch einen Alkoholkonsum darstellt“, sagt Studienleiter Professor Peter Mallmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsklinik Köln. Der Gynäkologe hat die Studie im Rahmen der Aufklärungskampagne „Mein Kind will keinen Alkohol“ durchgeführt.
Bislang nahmen knapp 900 Schwangere aus dem Raum Köln an der Studie teil. Diese Region beinhaltet, ähnlich wie Berlin, das gesamte Bevölkerungsspektrum mit unterschiedlichen Bildungsgraden und Einkommensschichten sowie einem hohem Anteil von Frauen mit Migrationshintergrund. Die anonymisierten Fragebögen wurden an neun Kliniken sowie der Uniklinik Köln an alle werdenden Müttern, die sich in dem jeweiligen Krankenhaus zur Entbindung vorstellten, verteilt.
Dr. Jan-Peter Siedentopf, Oberarzt an der Charité hatte bereits eine Studie in Berlin durchgeführt, die zu ähnlichen Ergebnissen führte. „Eine Gefährdung des ungeborenen Kindes wird nur mit alkoholabhängigen Schwangeren in Verbindung gebracht. Hier müssen Wirtschaft, Politik, Medien und Medizin dringend weitere Maßnahmen ergreifen, um unsere Babys zu schützen.“ In Deutschland kommen jährlich 4.000 Babys mit dem sogenannten Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) zur Welt. Eine Behinderung, die zu hundert Prozent vermeidbar ist.
Neue Kampagne soll das öffentliche Bewusstsein für das Tabuthema Alkohol in der Schwangerschaft schärfen
„Die Kölner Ergebnisse belegen eindrucksvoll die von Herrn Dr. Jan-Peter Siedentopf erhobenen und publizierten Daten. Eine sozialwissenschaftliche Erhebung zur Dokumentation des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft ist offenbar nicht ausreichend“, sagte Mallmann in Köln. Der Frauenarzt will nun den Ethikrat der Universitätsklinik Köln einschalten, um die sozialwissenschaftliche Studie zu erweitern.
„Wir planen daher nach einem entsprechenden Votum der Ethikkommission der Universität zu Köln, dass analog zu der Berliner Studie in anonymisierter Weise Urinproben von Schwangeren gesammelt und bezüglich des Nachweises von Alkoholabbauprodukten untersucht werden.“ Damit soll zunächst eine repräsentative Datenerhebung erfolgen, um dann durch eine entsprechende medienunterstützte Kampagne das Problem „Alkohol in der Schwangerschaft“ in der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Im Anschluss an die geplante Medienkampagne könne deren Erfolg dann über eine erneute Dokumentation des Alkoholnachweises im Urin dokumentiert werden.
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