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Schwanger: Welche Medikamente darf ich nehmen?

Mittwoch, 16. November 2022 – Autor:
Kind geplant? Schon schwanger? In der Stillzeit? Wenn Frauen da krank sind oder werden, brauchen sie medizinische Hilfe – und auch Medikamente. Aber wie sicher oder riskant ist das für das Kind? Ganz wichtig ist es, sich gewissenhaft zu informieren.
Schwangere Frau ist im Begriff, weiße Tabletten einzunehmen.

Einnehmen oder nicht? Diese Frage stellen sich viele Frauen zu Recht. Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft können Medikamente fatale Auswirkungen haben. – Foto: Wort & Bild Verlag/Getty Images/gpointstudio

Ungeborene Kinder im Mutterleib sind kostbar, zerbrechlich und bestimmten Dingen schutzlos ausgeliefert. So lassen gewissenhafte Frauen in der Schwangerschaft komplett die Finger von Zigaretten und Alkohol, denn sie wissen: Das Kind raucht und trinkt mit. Fehlbildungen im Gesicht und an Organen, eingeschränkte Hirnleistung, das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt, geringes Geburtsgewicht, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen im Kindes- und Erwachsenenalter, erhöhtes Krebsrisiko: Dies sind nur einige der Schäden, die Genussmittelkonsum beim Kind anrichten kann. Doch wie sieht es bei Medikamenten aus? Erkältung, Migräne, Depressionen: Frauen mit aktuellem Kinderwunsch, Schwangere oder Stillende können ja auch chronisch krank sein oder akut krank werden und müssen behandelt werden können – nicht zuletzt mit Rücksicht auf das Kind.

Medikamente in der Schwangerschaft: Immer mit dem Arzt abklären

„In der Schwangerschaft grundsätzlich auf Medikamente zu verzichten, wäre falsche Vorsicht", sagt Dr. Wolfgang Paulus, Leiter von Reprotox, der Beratungsstelle für Medikamente in der Schwangerschaft und Stillzeit an der Universitätsklinik Ulm. Was ist nach dem aktuellen Stand der Erkenntnis für Schwangere unbedenklich – und was nicht? „Grundsätzlich gilt: Schwangere sollten immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt klären, ob sie ein Medikament brauchen und welches – nicht nur bei akuten Beschwerden, sondern auch bei chronischen Erkrankungen“, rät das Apothekenmagazin „Baby und Familie" in seiner aktuellen Ausgabe.

Schmerzen, Migräne, Depressionen: Diese Medikamente gelten als unbedenklich

Dem Apothekenmagazin zufolge ist bei Schmerzen und Fieber Paracetamol das Mittel der Wahl: über einige Tage bei bis zu 2.000 Milligramm täglich – nach ärztlicher Rücksprache und unter Beachtung der Dosierungsangabe. Bei Migräne ist der Wirkstoff Sumatriptan, nach Rücksprache mit dem Arzt, erlaubt.

Rezeptfreie Läusepräparate mit Dimeticon dürfen Schwangere anwenden (ärztlich oder von Apotheke beraten lassen). Bei Depressionen wichtig zu wissen: Antidepressiv wirkende Substanzen wie Sertralin und Citalopram sind in der Schwangerschaft erlaubt. Für die letzten Wochen vor der Geburt gilt: Die Dosis sollte in Abstimmung mit dem Frauenarzt möglichst auf ein Minimum reduziert werden, um Komplikationen beim Neugeborenen zu vermeiden.

Arzneimittel und Schwangerschaft: Wo gibt es Beratungsstellen?

Als gute Anlaufstellen bei Fragen zur Medikamenteneinnahme im Vorfeld einer geplanten Schwangerschaft, während einer laufenden Schwangerschaft und/oder in der Stillzeit gelten folgende – an Universitätsklinika angesiedelte – Beratungsportale im Internet:

Die medizinische Fachdisziplin, die sich mit den Auswirkungen von potentiell schädigenden Faktoren (zum Beispiel Medikamente, Arbeitsplatz- und Umweltchemikalien) auf die Fruchtbarkeit der Eltern und die Entwicklung des Kindes während Schwangerschaft und Stillzeit beschäftigt, heißt „Reproduktionstoxikologie“. Die Ulmer Beratungsstelle Reprotox beispielsweise beschreibt ihre Auskunftsmöglichkeiten so: „Mit Hilfe eines speziellen Datenbanksystems erfassen wir Informationen über die Folgen einer Medikamenten- oder Schadstoffexposition. Dadurch können wir Ihnen schnell und umfassend aktuelle Erkenntnisse über den Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sowie über fruchtschädigende Umweltfaktoren zur Verfügung stellen.“

Bei den Portalen erfolgt eine Anfrage schriftlich über ein Fragebogenformular – die Antwort erfolgt ebenfalls schriftlich. Wer über dieser Grundlageninformation hinaus die persönliche Beratung sucht, kann sich an Kinderärzte, Gynäkologen, Hebammen, Stillberaterinnen oder die nächste Apotheke wenden.

Hauptkategorie: Medizin
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