Schutz vor dem Coronavirus: Besser selbst genähte Atemschutzmaske als keine

Glücklich, wer einen hat: Ein Mund-Nasen-Schutz hilft doch, das Ansteckungsrisiko zu verringern
Atemschutzmasken bekam man "früher" in jedem Baumarkt und in jeder Drogerie. Doch seit das Coronavirus umgeht, sind die Pfennigartikel chronisch ausverkauft. Ärgerlich. Obwohl das Robert Koch-Institut (RKI) Gesunden sogar vom Tragen solcher Masken abrät. Auf seiner Internetseite schreibt das dem Bundesgesundheitsministerium unterstellte Institut, es gebe keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person signifikant verringere. Außerdem könne das Tragen einer Maske in Situationen, „in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden können.“
Trotz COVID-19-Pandemie: RKI rät Gesunden von Mund-Nasen-Schutz ab
Lediglich Erkrankten empfiehlt das RKI, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, um andere nicht anzustecken. Und natürlich medizinischem Personal.
Die Bürger scheinen entweder die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts nicht zu lesen oder ihnen zu misstrauen. Sagt ihnen doch der gesunde Menschenverstand, dass eine Maske besser vor Tröpfcheninfektionen schützt als keine – wissenschaftliche Evidenz hin oder her. Gut so. Außerdem: Wer weiß schon in diesen Tagen, ob er mit dem Coronavirus infiziert ist? Auch darum wäre die breite Anwendung von Atemschutzmasken ein wichtiger Beitrag, die COVID-19-Pandemie einzudämmen. Würde sich jeder so ein Ding auf Mund und Nase setzen, gäbe es praktisch keine Ansteckungen mehr.
Bundesärztekammer widerspricht
Inzwischen schwenken auch Experten um und widersprechen öffentlich dem Robert Koch-Institut. Am Donnerstag appellierte der Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt Bürger, einfache Schutzmasken zu tragen. „Das Tragen auch von einfachen Masken kann bei der Eindämmung des Corona-Virus sinnvoll sein“, sagte Reinhardt der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die einfachen Masken aus Stoff oder anderen Materialien seien nur ein Hilfskonstrukt, aber dennoch besser als Nichts. „Mein Rat: Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln Sie sich selber welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum. Diese Masken garantieren keinen Schutz vor Ansteckung. Aber sie können ein wenig helfen, das Risiko zu verringern, andere anzustecken oder selbst angesteckt zu werden.“
Notfalls ein Stofftuch
Ähnlich äußert sich der Virologe und Epidemiologe Alexander Kekulé. Eine einfache OP-Maske schütze in erster Linie andere für den Fall, dass deren Träger (möglicherweise unbemerkt) ansteckend sei, schreibt er in einem Gastbeitrag auf Zeit online am Donnerstag. „Zusätzlich bietet sie, entgegen anderslautenden Aussagen, auch einen gewissen Schutz für denjenigen, der die Maske trägt.“ Auch Keklué rät, die Masken notfalls selbst zu basteln oder sich alternativ mit einem einfachen Stofftuch helfen, „das täglich gewaschen werden sollte.“
Einfache OP-Masken (nicht zu verwechseln mit FFP-Masken für besonders gefährdetes medizinisches Personal) sind seiner Ansicht nach eine wichtige Waffe, um den Stillstand des öffentlichen Lebens zu beenden. „Die Bundesregierung sollte sich mit aller Kraft bemühen, OP-Masken in ausreichender Zahl zu beschaffen“, mahnt der Fachmann für Pandemien in seinem Gastbeitrag „Wege aus dem Lockdown.“
Bundesregierung hat es vergeigt: „Niemand hat sich zuständig gefühlt“
Warum das versäumt wurde, obwohl die Beschaffung von Schutzausrüstung im ersten Kapitel der Pandemiepläne steht, erklärte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Donnerstagabend bei Maybrit Illner. „Es hat sich niemand zuständig gefühlt.“
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