Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schonendes OP-Verfahren bei Prostata-Vergrößerung

Samstag, 19. Juni 2021 – Autor:
Das Uniklinikum Würzburg bietet ein neues OP-Verfahren zur Behandlung einer gutartigen Prostata-Vergrößerung an. Die „Holmium-Laser-Enukleation“ soll mit weniger Nebenwirkungen verbunden sein als andere Alternativverfahren und erst recht als die konventionelle „offene" Operation. Das heißt: gründlich – und dennoch schonend und blutungsarm.
Chirurgen im OP.

Eine schonende Alternative zur Operation einer gutartigen Vergrößerung der Prostata kann die sogenannte Holmium-Laser-Enukleation sein. – Foto: AdobeStock/horizont21

Harninkontinenz, erektile Dysfunktion, Unfruchtbarkeit: Dies sind typische Komplikationen, die in der Folge von Prostata-Operationen auftreten können. Die Urologische Klinik am Uniklinikum Würzburg (UKW) hat jetzt ein neues OP-Verfahren etabliert, das dank eines neuartigen Laser-OP-Geräts offenbar sehr präzise und mit minimalistisch durchgeführt werden kann: die „Holmium-Laser-Enukleation“ zum Entfernen der gutartig vergrößerten Innendrüse der Prostata.

Laser-Enukleation: So läuft die Prostata-Operation ab

Wie das neue Verfahren im Detail funktioniert, erklärt,  Charis Kalogirou, Oberarzt der Urologischen Klinik: „Bei der HoLEP wird unter Narkose oder Betäubung des Rückenmarks ein stabförmiges Resektoskop [Anm.: OP-Gerät für minimalinvasive Entfernung von Gewebe] über die Harnröhre in die Prostata eingeführt. An der Spitze des Instruments befindet sich neben einer Kamera, die uns das Operationsgebiet zeigt, eine Laserfaser.“ Über diese kann der Operateur nur wenige Millimeter weit reichende Energieimpulse senden, die auf ihrem Weg das Gewebe ablösen.

„Mit diesem hochpräzisen Werkzeug arbeiten wir ringsum an der Innenseite der Prostatakapsel entlang und lösen dabei Impuls für Impuls das Gewebe der gutartig gewucherten Innendrüse von der Kapsel ab. Wir imitieren quasi minimalinvasiv die offene Operation durch die Bauchdecke, bei der der Finger des Operateurs diesen Vorgang normalerweise übernimmt.”

Sobald die Innendrüse – oder Adenom – vollständig abgelöst ist, wird sie in die hinter der Prostata liegende Blase geschoben. Nun tauscht der Operateur das Innenleben des Resektoskops aus: Die Lasereinheit wird ersetzt durch einen Morcellator. Diese kombinierte Zerkleinerungs- und Absaugeinheit zerkleinert mit winzigen rotierenden Messern das Adenom-Gewebe in der Blase und saugt es gleichzeitig nach außen ab.

Drei Besonderheiten des neuen Laser-OP-Verfahrens

Was unterscheidet das neue OP-Verfahren von anderen?

  1. Nach einer Mitteilung des UKW ist die Laser-Enukleation auch dann gut einsetzbar, wenn bei Patienten die Prostata stark vergrößert ist.
  2. Der Gewebeabtrag erfolgt in der Regel sehr viel gründlicher, als dies beispielsweise mit einer konventionellen Elektroschlinge möglich ist.
  3. Die Laser-Enukleation macht es auch möglich, besonders blutungsarm zu operieren – im Vergleich zum konventionellen offenen Eingriff und sogar im Unterschied zu anderen Alternativverfahren. Statt nur einem werden kurz hintereinander zwei Energieimpulse ins Gewebe abgegeben, wobei dieser zweite Impuls für eine bessere Blutstillung sorgt. Der Fachbegriff hierfür ist „Pulsmodulation“. Das blutungsarme Operieren ist besonders bei den Patienten von hoher Relevanz, die blutverdünnende Medikamente nicht absetzen dürfen.

Zielgruppe: Prostata-Patienten, bei denen Medikamente nicht helfen

Die Zielgruppe für das neue OP-Verfahren der Holmium-Laser-Enukleation ist laut Oberarzt Kalogirou breit: „Nahezu jeder Patient mit gutartiger Prostatavergrößerung, bei dem medikamentöse Therapieversuche fehlgeschlagen sind und der eine operative Versorgung benötigt, kommt in Frage.“ Bislang wurden schon über 100 dieser Eingriffe an der Urologischen Klinik des UKW durchgeführt.

Laser kann auch Blasen- oder Nierensteine entfernen

Nach Angaben des Würzburger Uniklinikums eignet sich das neue Holmium-Lasersystem nicht nur zur Operation von Erkrankungen der Prostata, sondern auch für das Zertrümmern von Blasen-, Harnleiter- und Nierensteinen, die „Lithotripsie“.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Chirurgie , Operation , Organe , Prostata

Weitere Nachrichten zum Thema „Prostata-Erkrankungen“

19.08.2020

Die erbliche Vorbelastung ist der größte bekannte Risikofaktor für Prostatakrebs. Das Risiko verdoppelt sich nämlich, wenn Verwandte ersten Grades an diesem Krebs erkrankt sind oder waren. Nun gibt es neue Erkenntnisse, dass auch Krebsvorstufen in der Verwandtschaft das Risiko für ein invasives Prostatakarzinom deutlich erhöhen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin