Krebsexperten schätzten, dass rund 30 Prozent aller Krebserkrankungen vermieden werden könnten. Rauchen ist der wohl bekannteste Risikofaktor. Mittlerweile gibt es aber Belege, dass auch Übergewicht das Krebsrisiko erhöht. Umgekehrt zeigen Daten, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko senkt. Die Lebensstiländerungen müssen allerdings nachhaltig sein, wie Prof. Dr. Olaf Ortmann, Mitglied des Vorstands der Deutschen Krebsgesellschaft, am Donnerstag auf dem Deutschen Krebskongress erörterte. Wer also das Rauchen aufgibt, muss es konsequent tun und wer abnimmt sollte das Gewicht auch halten. „Wir haben mittlerweile Belege dafür, dass eine nachhaltige Änderung des Lebensstils tatsächlich etwas bringt. Wer zum Beispiel mit dem Rauchen aufhört oder bei einem Body-Mass-Index von mehr als 30 sein Gewicht reduziert, der kann auch tatsächlich sein Krebsrisiko senken“, erklärte Ortmann.
Mehr Forschung nötig
Doch wie Menschen zu nachhaltigen Lebensstiländerungen motiviert werden können, ist eine der bislang ungelösten Fragen. Das bestätigte auch Krebsexperte Ortmann. „Leider wissen wir zu wenig darüber, wie wir große Bevölkerungsgruppen nachhaltig zur Vermeidung von Risiken motivieren und dabei unterstützen können“, sagte er. Hier sei deutlich mehr wissenschaftliche Forschung nötig.
Eine weitere Baustelle im Gesundheitssystem ist die geringe Teilnahme an Früherkennungsprogrammen. Die Darmkrebsfrüherkennung dümpelt mit einer Teilnahmerate von 40 Prozent seit Jahren vor sich hin. Dabei zeigen Untersuchungen des Heidelberger Krebsforschers Hermann Brenner, dass bis zu 90 Prozent der Darmkrebsfälle durch eine Vorsorge-Koloskopie verhindert werden könnten und das Darmkrebsrisiko nach einer Vorsorgekoloskopie ohne auffälligen Befund über mehr als zehn Jahre sehr niedrig ist. Brenner, der für seine Forschung gerade den Deutschen Krebspreis 2015 erhalten hat, plädiert für mehr Aufklärung auf diesem Gebiet. Er forderte, organisierte Einladungsverfahren zu implementieren, in denen die berechtigten Versicherungsnehmer individuell angesprochen und über die verfügbaren Screeningverfahren aufgeklärt werden. „Außerdem müssen neue Methoden evaluiert werden, die die Akzeptanz des Screenings in der Bevölkerung erhöhen“, erklärte Brenner.
Sport und Bewegung sollen fit für die Krebstherapie machen
Ein noch junges Feld im Bereich der Prävention ist die sogenannte Prähabilitation. Das Konzept richtet sich an Menschen nach der Krebsdiagnose und soll sie gewissermaßen fit für die Therapie machen. Kern ist eine bewegungstherapeutische Intervention. „Erste Daten zeigen, dass die Prähabilitation nicht nur die Nebenwirkungen der Krebsmedikamente verhindert, sondern auch die Therapiedosierung während der Behandlung beibehalten werden kann. Außerdem lassen sich Krankenhaustage reduzieren“, betonte PD Dr. Freerk Baumann von der Sporthochschule Köln.
Angesichts steigender Neuerkrankungszahlen müsse in Deutschland jedoch deutlich mehr als bislang in diesen Bereichen getan werden, so das Experten-Fazit auf dem Deutschen Krebskongress 2016. Krebsprävention und Krebsfrüherkennung seien die wichtigste Basis für ein Leben ohne Krebs.
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