Schnappfinger – Was Handchirurgen empfehlen
Erst Überlastung, dann Entzündung – und die Sehne am Finger schwillt an und kann nicht mehr gleiten, wie es sein sollte. Statt sich geschmeidig zu öffnen und zu schließen, schnappt der Finger am Ende auf oder zu. „Der ‚Schnappfinger‘ ist als die häufigste Sehnen-Erkrankung des Menschen“, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).
„Schnappfinger“: Die Ursachen
Chronische Entzündungsprozesse, Alter und Verschleiß: Dies sind häufige Ursachen für dieses Krankheitsbild mit dem schmerzhaften Schnappen beim Beugen oder Strecken von Fingern oder Daumen. Ein bis drei Prozent der Bevölkerung erkranken in ihrem Leben laut DGH an dieser Form der Sehnenscheiden-Entzündung.
Wie sich die Krankheit „Schnappfinger“ entwickelt
Als „Sehnenscheiden" bezeichnet man die Bindegewebshüllen, die unsere Sehnen wie ein Schutzmantel umgeben. Die Sehnenscheiden sind mit einer klaren Flüssigkeit, der Synovia, gefüllt, sodass die Sehnen reibungslos hindurchgleiten können. Bei Überlastung kann es zu einer Entzündungsreaktion kommen, wodurch die Sehne anschwillt und vermehrt Synovia gebildet wird; der Kanal ist verengt, Schmerzen und Beschwerden entstehen. Beim Schnappfinger ist eine Beuge-Sehne am Finger verdickt, sodass sie nicht mehr reibungslos durch das tunnelartige Ringband in der Hohlhand gleiten kann - es kommt zu dem charakteristischen Schnappen beim Beugen oder Strecken des Fingers.
Behandlungsoptionen: Nicht-operativ und operativ
„Wie andere Sehnenscheiden-Entzündungen kann auch der Schnappfinger konservativ behandelt werden", erläutert Max Haerle, Handchirurg und Präsident der DGH. „Konservativ“ hat hier nichts mit der gleichnamigen politischen Einstellung zu tun: In der Medizin versteht man unter konservativer Therapie die Behandlung eines Krankheitszustandes ohne chirurgische Eingriffe, also mithilfe medikamentöser Therapien beziehungsweise physikalischer Maßnahmen wie Physiotherapie.
Im Fall des Schnappfingers kann eine solche konservative Therapie nach Aussagen von Handchirurg Haerle folgendermaßen aussehen: „Nach lokaler Therapie mit abschwellenden Maßnahmen und Schmerzmedikamenten können bei lang anhaltenden Sehnenscheidenentzündungen auch Spritzen mit Cortison eingesetzt werden. Falls diese Maßnahmen keinen Erfolg bringen, kann eine Operation helfen: Dabei wird die Engstelle der Sehnenscheide operativ entfernt – beispielsweise, indem das einengende Gewebe eingeschnitten wird, damit die Sehne wieder Platz zum Gleiten hat."
Anlaufstelle der Wahl: Der Handchirurg
„Am Anfang jeder Behandlung steht immer eine sorgfältige Anamnese, um eine exakte Diagnose stellen zu können", sagt Verbandspräsident Haerle, der auch Ärztlicher Direktor des Zentrums für Hand- und Plastische Chirurgie der RKH-Klinik in Markgröningen ist. „Sie sollte am besten von einem Handchirurgen vorgenommen werden, um mögliche Fehldiagnosen zu vermeiden." Ausgebildete Handchirurgen könnten oft schon anhand ausgewählter Bewegungstests die Erkrankung der Hand erkennen.