Schmerzversorgung in Deutschland nach wie vor lückenhaft
Viele Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Die genauen Angaben darüber, wie viele es sind, schwanken und richten sich unter anderem danach, welche Kriterien zugrunde gelegt werden. Geht es darum, inwieweit die Betroffenen von den Schmerzen in ihrer täglichen Lebensführung beeinträchtigt sind, erfüllen etwa sechs Millionen Deutsche die Kriterien eines solchen beeinträchtigenden, chronischen und nicht tumorbedingten Schmerzes. Stark beeinträchtigt und auch psychisch durch den chronischen Schmerz betroffen sind etwa 2,2 Millionen Patienten. Was für alle gleichermaßen gilt, ist, dass die Schmerzversorgung in Deutschland nach wie vor lückenhaft ist.
Chronische Schmerzen oft nicht ernstgenommen
64 Prozent der Schmerzpatienten berichten, dass sie jeden Tag unter Schmerzen leiden. Weil sich der chronische Schmerz von seiner ursprünglichen Ursache oft verselbständigt hat, spricht man hier – anders als bei akuten Schmerzen – nicht von einem Symptom, sondern von einem eigenständigen Krankheitsbild. Denn häufig entwickelt sich bei den Betroffenen ein sogenanntes Schmerzgedächtnis. Dabei werden Nervenzellen durch die ständigen Schmerzreize überempfindlich und reagieren irgendwann auf kleinste, selbst harmlose Reize mit Schmerzsignalen. Auch deshalb ist es wichtig, Schmerzen angemessen und vor allem rechtzeitig zu behandeln.
Für Betroffene ist es besonders problematisch, dass sie sich mit ihren Beschwerden häufig nicht ernst genommen fühlen. In einer Umfrage gaben 40 Prozent der Patienten an, dass sogar der behandelnde Arzt die Schmerzen nicht als echtes Problem ansieht. Das führt oft dazu, dass die Patienten keine angemessene Therapie erhalten. Experten raten Betroffenen daher, bei chronischen Schmerzen möglichst einen ausgebildeten Schmerzmediziner oder ein Schmerzzentrum aufzusuchen. Allerdings fehlen in Deutschland Schätzungen zufolge Tausende solcher speziell ausgebildeten Ärzte.
„Aktionstag gegen den Schmerz“ informiert Betroffene
Auch die Deutsche Schmerzgesellschaft (DGSS) kritisiert schon lange die Unter- oder Fehlversorgung von Schmerzpatienten in Deutschland. Mit dem bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“ am 6. Juni 2017 weist die Gesellschaft gemeinsam mit Partnerorganisationen erneut auf die Problematik hin. Zudem können sich Patienten an diesem Tag an über 200 Standorten – darunter Kliniken, Praxen, Pflegeeinrichtungen und Apotheken – über das Thema informieren.
Auch über eine kostenlose DGSS-Patientenhotline erhalten Betroffene am „Aktionstag gegen den Schmerz“ Informationen. Unter der Telefonnummer 0800-1818120 sind am 6. Juni in der Zeit von 9:00 bis 18:00 Uhr über 100 Experten erreichbar. Speziell für Pflegefachkräfte ist zudem rund um das Thema "Pflege & Schmerz" die Sonderhotline 0800-1818129 freigeschaltet.
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