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Schmerztherapie bei Demenz oft unzureichend

Donnerstag, 19. Dezember 2013 – Autor: Anne Volkmann
Französische Forscher haben untersucht, wie viele Patienten mit einer Demenz Schmerzmittel erhalten, wenn sie Beschwerden äußern. Das Ergebnis ist erschreckend: Offenbar ist die Schmerzbehandlung demenzkranker Patienten oft unzureichend.
Schmerzen und Demenz

Schmerzen werden bei Demenzkranken oft nicht erkannt

Menschen, die an einer Demenz leiden, können sich oft nicht mehr auf dem üblichen Weg mitteilen, und wenn sie doch einmal Beschwerden äußern, werde diese nicht immer ernstgenommen. Das führt unter anderem dazu, dass demente Patienten mit Schmerzen oft nicht adäquat versorgt sind. Eine Studie aus Frankreich bestätigt dies nun. Der Untersuchung zufolge erhielten nur 66 Prozent der Demenzkranken, die Schmerzen äußerten, auch ein Mittel gegen ihre Beschwerden.

Insgesamt zeigte sich, dass das Pflegepersonal bei dementen Patienten mit schmerzmindernden Medikamenten besonders zurückhaltend war. Auch wenn andere Einflüsse wie Multimorbidität und Polypharmazie in die Berechnung einflossen, blieb das Ergebnis eindeutig. Eine deutsche Studie, die im vergangenen Jahr in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie veröffentlicht worden war, kam zu einem ähnlichen Resultat. Die Untersuchung, für die der Schmerzmitteleinsatz in deutschen Pflegeeinrichtungen untersucht worden war, kam zu dem Ergebnis, dass drei Viertel der Betroffenen unzureichend versorgt wurde.

Schmerzen bei Demenzkranken oft nicht erkannt

Ein Problem in der Behandlung von Demenzkranken ist, dass sie ihre Beschwerden oft nicht verbal äußern können. Doch es gibt andere Zeichen, die auf Schmerzen hinweisen können, wie beispielsweise Grimassenschneiden, Unruhe, Aggressivität, Stöhnen oder stereotype Bewegungsabläufe. Eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit für Schmerzen bei dementen Patienten zu ermitteln, ist die BESD-Skala („Beurteilung von Schmerzen bei Demenz“).

Mit der BESD-Skala werden fünf Zeichen ausgewertet, nämlich Atmung, Lautäußerungen, Körperhaltung, Mimik und die Reaktion auf Trost. Für jede Kategorie kann ein Wert zwischen 0 (für keine Verhaltensreaktion) und 2 (für die stärkste Verhaltensreaktion) angegeben werden. Daraus wird berechnet, die hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Betroffene Schmerzen hat.

Schmerztherapie: Umdenken des Pflegepersonals nötig

Neben der mangelnden Artikulierungsfähigkeit der Patienten sehen Experten aber auch Kommunikationsprobleme zwischen Pflegepersonal und Ärzten als mögliche Ursache für die Versorgungsdefizite. Zudem sind offenbar immer noch viele Pflegekräfte der Meinung, im Alter sei ein gewisses Maß an Schmerzen normal und gehöre einfach zum Leben dazu. Auch das Vorurteil, Menschen mit einer Demenz hätten weniger Schmerzen, ist immer noch weit verbreitet. Experten fordern ein Umdenken und raten dazu, konsequent Instrumente wie beispielsweise die BESD-Skala anzuwenden.

Foto: © Peter Maszlen - Fotolia.com

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