
Sportler setzen Schmerzmittel oft schon vorbeugend ein - doch das kann der Gesundheit auf Dauer schaden. – Foto: Adobe Stock / Africa Studio
Um bessere Leistungen zu erzielen, nehmen viele Leistungssportler, aber auch Hobby-Athleten regelmäßig rezeptfreie Schmerzmittel. Schon Jugendliche übertünchen Schmerzen mit Ibuprofen und Diclofenac, um leistungsfähig zu bleiben. In einer aktuellen, sportartenübergreifenden Studie mit 313 Nachwuchsathleten gab jede vierte weibliche Athletin und jeder fünfte männliche Athlet an, sogenannte NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie z. B. Ibuprofen einzunehmen. Bei Umfragen auf Marathon-Veranstaltungen gab sogar die Hälfte der Freizeitsportler an, Schmerzmittel einzunehmen.
Sport kann Nebenwirkungen von Schmerzmitteln verstärken
Problematisch ist, dass viele Präparate zum Teil rezeptfrei im Handel erhältlich sind und durch die Einnahme mehrerer Tabletten eine rezeptpflichtige und damit wesentlich höhere Dosis erreicht werden kann. Unter sportlicher Belastung können die Auswirkungen sogar noch verstärkt werden. Bei intensiver körperlicher Belastung drohen bei NSAR-Gebrauch sogar erhebliche gesundheitliche Risiken. Davor warnt die GOTS.
Typische Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden bis hin zum Magengeschwür, ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Herzinfarkt sowie eine Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zum akuten Nierenversagen. Weiterhinkönnen mit der Einnahme eine negative Beeinflussung des Knochenstoffwechsels mit der Gefahr von Stressfrakturen oder eine schlechtere Sehnen- und Knochenheilung nach Überlastungen einhergehen.
Mehr Aufklärung notwendig
Eine wichtige Rolle für die Aufklärungsarbeit spielt das direkte Betreuungsumfeld der Sportler. Die begleitende Aufklärung des Trainerteams zu Schmerzmitteln/NSAR sei absolut wichtig, so PD Dr. Thilo Hotfiel, Orthopäde, Unfallchirurg und Vorstandsmitglied der GOTS. In der Praxis des Leistungssports habe es sich bewährt, vor der Einnahme jeglicher pharmakologischen Substanzen, Rücksprache mit dem betreuenden Sportarzt zu halten. Im Breitensport fehlen solche Ansprechpartner häufig ganz.
„Beschwerden und Schmerzen während des Sports müssen professionell von medizinischer Seite abgeklärt und keinesfalls mit Medikamenten in Eigenregie therapiert werden. NSAR-Präparate weisen ein erhebliches Nebenwirkungs- und Gefahrenpotential auf“, so Hotfiel.
Trainingsbelastung der Leistungsfähigkeit anpassen
Grundsätzlich bekämpft der Einsatz von Schmerzmitteln nicht die Ursachen der akuten oder überlastungsbedingten Beschwerden im Sport. Die Anpassung und Steuerung der Trainingsbelastung und die individuelle Erfassung von Risikofaktoren sind die wichtigsten Eckpfeiler in der Prävention und Therapie. Sind Medikamente während des Sports medizinisch notwendig, so sollten sie unter strenger Indikationsstellung, Abklärung des individuellen Risikoprofils und möglichst nur kurzfristig eingesetzt werden.