Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schmerzmittelmissbrauch im Sport häufig

Dienstag, 13. April 2021 – Autor: anvo
Um Schmerzen zu bekämpfen oder vorzubeugen und ihre Leistung zu steigern, greifen immer mehr Sportler zu Schmerzmitteln. Vor allem der „prophylaktische“ Gebrauch ist dabei gefährlich, warnt die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS).
Tabletten

Sportler setzen Schmerzmittel oft schon vorbeugend ein - doch das kann der Gesundheit auf Dauer schaden. – Foto: Adobe Stock / Africa Studio

Um bessere Leistungen zu erzielen, nehmen viele Leistungssportler, aber auch Hobby-Athleten regelmäßig rezeptfreie Schmerzmittel. Schon Jugendliche übertünchen Schmerzen mit Ibuprofen und Diclofenac, um leistungsfähig zu bleiben. In einer aktuellen, sportartenübergreifenden Studie mit 313 Nachwuchsathleten gab jede vierte weibliche Athletin und jeder fünfte männliche Athlet an, sogenannte NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie z. B. Ibuprofen einzunehmen. Bei Umfragen auf Marathon-Veranstaltungen gab sogar die Hälfte der Freizeitsportler an, Schmerzmittel einzunehmen.

Sport kann Nebenwirkungen von Schmerzmitteln verstärken

Problematisch ist, dass viele Präparate zum Teil rezeptfrei im Handel erhältlich sind und durch die Einnahme mehrerer Tabletten eine rezeptpflichtige und damit wesentlich höhere Dosis erreicht werden kann. Unter sportlicher Belastung können die Auswirkungen sogar noch verstärkt werden. Bei intensiver körperlicher Belastung drohen bei NSAR-Gebrauch sogar erhebliche gesundheitliche Risiken. Davor warnt die GOTS.

Typische Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden bis hin zum Magengeschwür, ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Herzinfarkt sowie eine Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zum akuten Nierenversagen. Weiterhinkönnen mit der Einnahme eine negative Beeinflussung des Knochenstoffwechsels mit der Gefahr von Stressfrakturen oder eine schlechtere Sehnen- und Knochenheilung nach Überlastungen einhergehen.

Mehr Aufklärung notwendig

Eine wichtige Rolle für die Aufklärungsarbeit spielt das direkte Betreuungsumfeld der Sportler. Die begleitende Aufklärung des Trainerteams zu Schmerzmitteln/NSAR sei absolut wichtig, so PD Dr. Thilo Hotfiel, Orthopäde, Unfallchirurg und Vorstandsmitglied der GOTS. In der Praxis des Leistungssports habe es sich bewährt, vor der Einnahme jeglicher pharmakologischen Substanzen, Rücksprache mit dem betreuenden Sportarzt zu halten. Im Breitensport fehlen solche Ansprechpartner häufig ganz.

„Beschwerden und Schmerzen während des Sports müssen professionell von medizinischer Seite abgeklärt und keinesfalls mit Medikamenten in Eigenregie therapiert werden. NSAR-Präparate weisen ein erhebliches Nebenwirkungs- und Gefahrenpotential auf“, so Hotfiel.

 Trainingsbelastung der Leistungsfähigkeit anpassen

Grundsätzlich bekämpft der Einsatz von Schmerzmitteln nicht die Ursachen der akuten oder überlastungsbedingten Beschwerden im Sport. Die Anpassung und Steuerung der Trainingsbelastung und die individuelle Erfassung von Risikofaktoren sind die wichtigsten Eckpfeiler in der Prävention und Therapie. Sind Medikamente während des Sports medizinisch notwendig, so sollten sie unter strenger Indikationsstellung, Abklärung des individuellen Risikoprofils und möglichst nur kurzfristig eingesetzt werden.

Hauptkategorie: Prävention und Reha
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schmerzen , Sport

Weitere Nachrichten zum Thema Sport und Schmerzen

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten


Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin