
Beim gängigen Schmerzmittel Ibuprofen gibt es jetzt Lieferengpässe – Foto: ©Hero - stock.adobe.com
Ibuprofen gehört zu den gängigsten Medikamenten in Deutschland. Doch das ohne Rezept erhältliche Schmerzmittel könnte jetzt knapp werden. Es gibt Lieferschwierigkeiten durch Produktionsausfälle. Das berichtet der Branchendienst Apotheke Adhoc.
Nur sechs Fabriken stellen Ibuprofen für den gesamten Weltmarkt her. Im BASF-Werk in Bishop im US-Bundesstaat Texas wurde die Produktion des Wirkstoffs aber vorerst eingestellt. Eigentlich sollte die Anlage Anfang 2018 erweitert werden, stattdessen steht wegen technischer Probleme erst einmal alles still. Der Ausfall wird möglicherweise drei Monate dauern.
Produktionsausfälle durch Hurrikan
Das Werk ist mit einer Kapazität von 5.000 Tonnen pro Jahr einer der führenden Produzenten von Ibuprofen. Als es wegen des Hurrikans „Harvey” im vergangenen Jahr in Bishop zu Strom- und Produktionsausfällen kam, machten sich in der Folge die Engpässe in den Apotheken bemerkbar.
Die anderen Anbieter von Ibuprofen können ihre Produktion nicht weiter aufstocken. Je zwei Fabriken gibt es in China, Indien sowie ein weiteres in den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, in jedem Werk werden zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten globalen Bedarfs von aktuell rund 37.000 Tonnen produziert.
Schmerzmittel Ibuprofen könnte knapp werden
Weil das Schmerzmittel nun knapp wird, suchen die ersten Pharmafirmen bereits intensiv nach Zwischenhändlern, die ihnen noch Wirkstoff oder fertig produziertes Ibuprofen vermitteln können. Eine Folge der anhaltenden Engpässe sind Preissteigerungen von 20 bis 40 Prozent pro Jahr. BASF will daher auch eine neue Produktionsstrecke in Ludwigshafen bauen, diese soll jedoch erst 2021 in Betrieb gehen.
Mit 27 Millionen Verordnungen auf Rezept sowie 51 Millionen verkauften Packungen in der Selbstmedikation ist Ibuprofen das wichtigste Schmerzmittel in Deutschland. Der Wirkstoff hat andere Substanzen wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Paracetamol abgelöst und wird zunehmend auch in Kombinationspräparaten gegen Erkältungen und Schmerzcremes verarbeitet. Insgesamt hat sich der Absatz in den vergangenen Jahren fast verdoppelt.
Ibuprofen wird aus Erdöl gewonnen
Trotz der Ausfälle und Engpässe steht der eigentliche Rohstoff für Ibuprofen in rauen Mengen zur Verfügung. Gewonnen wird er nämlich aus Rohöl (Naphtha). In den petrochemischen Anlagen, die BASF in Ludwigshafen, Antwerpen und Nanjing in China betreibt, wird das Rohöl thermisch zerlegt.
Unter den Erdölderivaten sind es dann Toluol und Propengas, die zur Herstellung von Ibuprofen benötigt werden. In der pharmazeutischen Industrie werden nach Angaben von Apotheke Adhoc mittlerweile etwa neun von zehn Tabletten aus Erdölderivaten hergestellt.
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