Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schmerzmittel bei chronischen Schmerzen so wirksam wie alternative Verfahren

Montag, 7. April 2014 – Autor:
Menschen mit chronischen Schmerzen nehmen oft über lange Zeit starke Schmerzmittel ein. Doch eine Behandlung ohne Medikamente hat den gleichen Effekt. Das fanden Wissenschaftler der Charité in einer umfangreichen Meta-Analyse heraus.
Schmerzmittel bei chronischen Schmerzen so wirksam wie alternative Verfahren

Charité Studie zu Chronischen Schmerzen: Physiotherapie genauso hilfreich wie starke Schmerzmittel

Schmerzmedikamente, die über einen langen Zeitraum hinweg eingenommen werden, können schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Umso bedeutsamer ist das, was Wissenschaftlern der Charité und der TU Darmstadt jetzt in einer großen Meta-Analyse herausgefunden haben: Demnach haben starke Schmerzmittel, die über einen längeren Zeitraum gegen chronische Schmerzen eingenommen werden, den gleichen Effekt wie eine nicht-medikamentöse Behandlung - ausgenommen chronische Schmerzen infolge von Tumorerkrankungen. Alternative Therapien zu Schmerzmitteln sind etwa Physiotherapie und psychologische Verfahren.

Die Wissenschaftler waren von den Ergebnissen selber überrascht

»Die Ergebnisse unserer Analyse haben uns selbst erstaunt, denn es zeigte sich, dass langfristig gesehen die schmerzlindernden Wirkungen von medikamentösen Therapieverfahren klinisch unbedeutend sind im Vergleich zu einem Placebo«, erklärt Prof. Christoph Stein, Leiter der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Charité Campus Benjamin Franklin. „Man erzielt also über einen langen Zeitraum hinweg mit starken Schmerzmitteln die gleiche Wirkung wie mit nicht-medikamentösen physiotherapeutischen und psychologischen Verfahren“, so der Schmerzspezialist der Charité.

Für ihre Meta-Analyse haben die Wissenschaftler insgesamt 3.647 Studien gesichtet und schließlich nur die randomisiert-kontrollierten Arbeiten in die weitere Analyse einbezogen. Zu guter Letzt werteten die Wissenschaftler die Daten von knapp 11.000 Patienten aus. Ziel war es, einen Überblick zu den Langzeitwirkungen der unterschiedlichen Behandlungsarten von chronischen Schmerzen zu erstellen.

Physiotherapie statt starker Schmerzmittel - wegen der Nebenwirkungen

Chronische Schmerzen gehören mittlerweile zu den großen Volkskrankheiten. Fast ein Viertel der Bevölkerung leidet darunter. Ursache können beispielsweise rheumatische Erkrankungen wie Arthritis, Erkrankungen des Nervensystems oder Probleme mit Rückenmuskulatur oder Wirbelsäule sein. Diese Schmerzen können mit Schmerzmitteln bis hin zu starken opioidhaltigen Medikamenten behandelt werden – oder eben auch mit Physiotherapie und psychologischen Verfahren. Häufig erhalten Schmerzpatienten eine multimodale Schmerztherapie, die die Verfahren miteinander kombiniert.

Da starke Schmerzmittel über längere Zeit Nieren und Magen-Darm-Trakt schädigen können, empfiehlt Schmerzmediziner Christoph Stein vor allem auf die Vermeidung von schädlichen Arzneimittelwirkungen zu achten. „Bei der Behandlung chronischer Schmerzen, die nicht durch einen Tumor hervorgerufen werden, sollte ein multidisziplinärer Ansatz, also einer, der nicht nur die medizinischen, sondern auch die psycho-sozialen und physiotherapeutischen Aspekte berücksichtigt, im Vordergrund stehen“, sagt Stein, Mitautor der Publikation „Analgesic efficacy of opioids in chronic pain - recent meta analyses, die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins British Journal of Pharmacology* erschienen ist.

Foto: © WavebreakmediaMicro - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schmerzen , Rückenschmerzen , Gelenkschmerzen

Weitere Nachrichten zum Thema Schmerzen

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin