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Schmerzen: Gefühl der Hilflosigkeit macht depressiv

Sonntag, 20. September 2015 – Autor:
Schmerzpatienten, die zum Gefühl der Hilflosigkeit neigen, sind stärker gefährdet, eine Depression zu entwickeln als diejenigen, die glauben, ihre Schmerzen kontrollieren zu können. Ärzte sollten daher auf entsprechende Anzeichen bei ihren Patienten achten.
Schmerzen und Depressionen

Schmerzen können zu Depressionen führen – Foto: Antonioguillem - Fotolia

Wenn Schmerzpatienten das Gefühl haben, ihren Schmerzen hilflos ausgeliefert zu sein und ihnen nichts entgegensetzen zu können, entwickelt sich häufig Angst, die das Schmerzempfinden noch verstärkt. Auf Dauer können sogar Depressionen entstehen, die wiederum das Gefühl der Hilflosigkeit sowie die Schmerzen vergrößern. Ein Teufelskreis beginnt und kann dazu beitragen, dass Schmerzen aufrechterhalten werden, selbst wenn kein physiologischer Grund mehr vorhanden ist.

Ob Schmerzpatienten depressiv werden, hängt vor allem von ihrer Einstellung ab

Wie sehr das Gefühl der Hilflosigkeit und Verzagtheit bei Schmerzpatienten die Gefahr für eine Depression und damit auch für eine Chronifizierung des Schmerzes erhöht, hat die Schmerzexpertin Janina Hülsebusch von der Ruhr-Universität Bochum in einer Studie herausgefunden, die sie beim Kongress der Europäischen Schmerzföderation EFIC in Wien vorgestellt hat. Hierfür hatte sie mit ihrem Team 164 Patienten untersucht, die in orthopädischen Kliniken aufgrund von Rückenschmerzen in Behandlung waren. Die Wissenschaftler ermittelten dabei den Zusammenhang zwischen Schmerz und Depressivität.

Wie Hülsebusch erklärte, können länger anhaltende Schmerzen natürlich grundsätzlich zermürbend sein. Ob aber Betroffene aufgrund von akuten Schmerzen depressiv werden oder nicht, hänge im Wesentlichen von ihrer Gedankenwelt ab. „Unsere Ergebnisse zeigen: Bei Frauen, die sich hilflos und verzagt fühlen und unter schmerzbezogenen Beeinträchtigungen leiden, ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie sechs Monate später depressive Symptome entwickeln“, fasste Hülsebusch die Ergebnisse zusammen.

Achtsamkeitsübungen können helfen

Die Forscher empfehlen Ärzten daher, darauf zu achten, wie ihre Patienten auf die Schmerzzustände reagieren. „Wir müssen Betroffene frühzeitig dahingehend untersuchen, ob ihr Umgang mit Schmerz in eine Depression münden könnte, und sie bei Bedarf entsprechend begleiten“, so Hülsebusch.

Als eine Möglichkeit, mit Schmerzen besser umzugehen, hat sich Studien zufolge die Achtsamkeitsmeditation erwiesen. Mit ihrer Hilfe können Patienten lernen, Schmerzen besser zu akzeptieren und sich ihnen nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen. Untersuchungen konnten zeigen, dass Patienten im Zustand der Achtsamkeit den Schmerz zwar spüren, ihn aber als weitaus weniger unangenehm wahrnehmen. Auch die Deutsche Schmerzgesellschaft empfiehlt Achtsamkeitsübungen bei länger anhaltenden Schmerzen.

Foto: © Antonioguillem - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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