Schlaganfall: Versorgung droht der Kollaps
Mit drastischen Worten macht die Stiftung Schlaganfall-Hilfe auf künftige Defizite in der Versorgung von Schlaganfallpatienten aufmerksam. Demografie, Lebenswandel und Strukturmängel in der Gesundheitsversorgung - „ in Sachen Schlaganfall droht dem Gesundheitssystem der Kollaps, wenn wir nicht bald handeln", sagt die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Dr. Brigitte Mohn anlässlich des bundesweiten Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai. Die Schlaganfall-Zahlen werden zunehmen und Menschen in einem immer höheren Alter einen Schlaganfall erleiden, prophezeit Mohn. Das treibt die Zahl der Pflegebedürftigen wie auch die Kosten in die Höhe: Nach Berechnungen der Stiftung werden die Kosten für einen Schlaganfalls innerhalb der nächsten zwölf Jahre von derzeit 43.000 auf 52.000 Euro steigen.
Die Zahl schwerer Pflegefälle wird zunehmen
Schon heute sind 43 Prozent der Schlaganfall-Patienten dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen und 15 Prozent müssen in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt werden. Diese Zahlen werden weiter steigen. „Gerade bei hochbetagten Patienten werden die schweren Pflegefälle zunehmen und schon heute fehlt uns das Pflegepersonal", sagte der Berliner Neurologe Prof. Dr. Darius Nabavi, ebenfalls Vorstandsmitglied der Schlaganfall-Hilfe. Das werfe neben strukturellen und berufspolitischen Aspekten auch medizinisch-ethische Fragen auf. Der Schlaganfall - auch Hirnschlag genannt - ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Aktuell leiden in Deutschland mehr als eine Million Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls. Bis 2025 werden sich nach Angaben der Stiftung insgesamt 3,4 Millionen Schlaganfälle ereignen.
„Da rollt im Rahmen der demografischen Entwicklung eine Welle der ambulanten und stationären Versorgung auf uns zu, vor der wir nicht die Augen verschließen dürfen", so Brigitte Mohn. „Wir benötigen deshalb eine effiziente Prävention und eine Sektoren übergreifende, integrierte Versorgung. Patienten dürften nicht weiter Leidtragende eines Gesundheitssystems sein, in dem jeder Versorgungssektor isoliert wirtschaftet. Nur mit einer ganzheitlichen Betrachtung können man künftig den Patienten gerecht und knappe Ressourcen sinnvoll und kosten-effektiv einsetzen. Die Herausforderungen der Zukunft seien bekannt, „doch wir erkennen wenig Bemühen, gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen", meint Schlaganfall-Experte Nabavi.
Ein Schlaganfall kann auch Kinder treffen
Ein Schlaganfall ist aber keine altersbedingte Erkrankung. Jedes Jahr sind auch 300 Kinder betroffen und bis zu 14.000 Erwachsene unter 50 Jahre. Schlaganfall kann jeden treffen, egal in welchem Alter, Beruf, zu welcher Uhrzeit oder an welchem Ort. Fest steht: Je früher Menschen in die Klinik kommen, desto größer ihre Chancen, den Schlaganfall zu überleben und keine schweren Behinderungen davonzutragen. Dass die Zahl der Menschen, die an einem Schlaganfall sterben müssen, in den vergangenen Jahren gesunken ist, führt Mohn auch auf die jahrelange Aufklärungsarbeit der Stiftung zurück. Im Internetportal schlaganfall-hilfe.de können Interessierte zum Beispiel online ihr Risiko testen und erfahren, wie sie sich und anderen helfen können.
Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe