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Schlaganfall: ASS direkt nach Lysetherapie bringt keinen Zusatznutzen

Samstag, 15. September 2012 – Autor: Anne Volkmann
Eine aktuelle Studie zeigt, dass ASS innerhalb der ersten 90 Minuten nach einer Lysetherapie bei Schlaganfall-Patienten keinen zusätzlichen Nutzen hat und sogar schaden kann.
Nach Lysetherapie mit ASS warten

Nach Lysetherapie mit ASS warten

Die Studie niederländischer Neurologen, die in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, zeigte, dass das Verabreichen von Acetylsalicylsäure (ASS) innerhalb von 90 Minuten nach einer Lysetherapie keinen günstigen Effekt auf die Behinderungen der Betroffenen hat, dabei aber das Risiko von Hirnblutungen in den ersten drei Monaten nach dem Schlaganfall um das Dreifache erhöht.

Die ARTIS-Studie (Antiplatelet therapy in combination with Rt-PA Thrombolysis in Ischemic Stroke) untersuchte die Daten von 642 Patienten, die alle einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten und innerhalb der ersten viereinhalb Stunden einer Lysetherapie unterzogen worden waren. Bei der Lysetherapie erhalten die Patienten eine Infusion mit einem gentechnisch hergestellten Enzym, dem rekombinanten gewebespezifischen Plasminogen Aktivator (rt-PA), das Blutgerinnsel nach einem Schlaganfall auflösen und verschlossene Gefässe in etwa 50 Prozent der Fälle wieder öffnen kann. Allerdings kommt es nach einer Lysetherapie häufig zu einem erneuten Gefässverschluss.

Nach Lysetherapie 24 Stunden mit ASS warten

Diese sekundären Gefässverschlüsse führt man auf eine Aktivierung der Thrombozyten zurück, weshalb man vermutete, dass ein Thrombozytenaggregatioshemmer wie ASS sie verhindern könnte. Zudem hatten frühere Untersuchungen darauf hingedeutet, dass sich Patienten, die bereits vor dem Schlaganfall Thrombozytenfunktionshemmer eingenommen hatten, besser erholten. Die Neurologen vom Medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam hofften daher, auch dann eine Besserung zu erzielen, wenn sie den Patienten innerhalb der ersten 90 Minuten nach Beginn der Lysetherapie ASS spritzten.

Als die niederländischen Ärzte jedoch drei Monate nach Beginn der Studie das Ausmass der Behinderungen bei ihren Patienten ermittelten, stellten sie fest, dass es in der Gruppe, die ASS bekommen hatte, nicht weniger Behinderungen gab als in der Placebogruppe. Was jedoch noch überraschender war: Unter ASS erhöhte sich die Häufigkeit von Hirnblutungen signifikant. Die Studie musste deshalb sogar vorzeitig abgebrochen werden.

ASS und Lysetherapie

Professor Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, kommentierte die Ergebnisse folgendermassen: "Diese Arbeit bekräftigt eindrucksvoll die Empfehlung der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), dass ASS zwar prinzipiell in der Frühphase nach dem Schlaganfall zur frühen Sekundärprävention gegeben werden soll, aber nicht, wenn eine Lysetherapie durchgeführt wird. Dann muss mindestens 24 Stunden gewartet werden".

Foto: pix4U / fotolia.com

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