Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schlafstörungen: Millionenprojekt soll helfen

Sonntag, 24. Februar 2019 – Autor: Anne Volkmann
Schlafstörungen sind zu einem großen Gesundheitsproblem in Deutschland geworden. Ein mit sechs Millionen Euro gefördertes Projekt soll nun zu einer schnellen und flächendeckenden Behandlung von Schlafstörungen beitragen.
Schlafstörungen, Schlafmangel

Millionen Menschen in Deutschland sind von Schlafstörungen betroffen

Studien zeigen: Zu wenig oder unregelmäßiger Schlaf schadet nachhaltig unserer Gesundheit. Daher soll Menschen, die unter chronischen Schlafproblemen leiden, künftig direkter geholfen werden. Das ist das Ziel des Projekts „GET SLEEP – Stepped Care Modell für die Behandlung von Schlafstörungen“, das unter der Leitung des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt und mit mehr als sechs Millionen Euro durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert wird. Zu dem Versorgungsmodell gehört vor allem eine fundierte Beratung durch den Hausarzt und eine Online-Behandlung. Rund 500 Hausärzte in Baden-Württemberg und Bayern sollen an dem vier Jahre laufenden Projekt teilnehmen sowie mehrere tausend Betroffene behandelt werden.

Schlafstörungen oft falsch behandelt

„Der flächendeckende Umgang mit Schlafstörungen widerspricht schon seit Jahren den medizinischen Leitlinien. Statt wie empfohlen Psychotherapie zu machen, nehmen die meisten Betroffenen Medikamente ein; Nicht zuletzt, weil Plätze bei Therapeuten rar sind“, sagt Prof. Dr. Dr. Kai Spiegelhalder, Stellvertretender Abteilungsleiter Psychophysiologie und Schlafmedizin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Mit unserem Ansatz erhalten die Betroffenen direkt die Hilfe, die sie dringend brauchen“, so Prof. Spiegelhalder weiter, der das Projekt gemeinsam mit Abteilungsleiter Prof. Dr. Dieter Riemann leitet.

Das Programm sieht eine mehrstufige Behandlung vor: Zunächst klärt ein entsprechend geschulter Hausarzt mögliche Ursachen für die Schlafstörungen. „Der Hausarzt kennt die gesundheitliche Situation seines Patienten meist sehr gut und sollte deshalb der erste Ansprechpartner bei Schlafstörungen sein“, sagt Prof. Spiegelhalder. „Ein wesentlicher Teil des Projekts ist darum die Weiterbildung und Sensibilisierung von Hausärzten für neue Therapieansätze von Schlafstörungen.“

Online-Behandlung soll Wartezeiten auf Psychotherapie verhindern

In vielen Fällen empfiehlt der Hausarzt eine psychotherapeutische Behandlung. Eine Online-Therapie ist dabei sinnvoll, um lange Wartezeiten auf einen Termin beim Psychotherapeuten zu umgehen. „Das von uns entwickelte Online-Behandlungsprogramm ist speziell auf Schlafstörungen zugeschnitten und basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie von Insomnien“, erklärt Prof. Riemann. In vier bis acht Sitzungen von je 25 Minuten erhalten die Betroffenen Informationen zu Schlafstörungen und deren Bewältigung. Im Anschluss bespricht der Patient die Ergebnisse mit seinem Hausarzt. Sollte keine Besserung eingetreten sein, kann der Patient an ein schlafmedizinisches Zentrum überwiesen werden.

Im Rahmen des Projekts werden die Wissenschaftler mehrere Abläufe der Online-Behandlung vergleichen: Ein Teil der Patienten wird die Schulung anhand von Videos und Texten erhalten. Ein weiterer Teil wird per Live-Chat mit einem Therapeuten verbunden, der die Schulung durchführt. In einer dritten Gruppe erhalten die Teilnehmer eine Kombination aus Live-Chat und vorgefertigter Schulung. Anschließend wird ausgewertet, welche Behandlungsart am besten wirkt.

Schlafmangel weit verbreitet

Etwa sechs Prozent der Deutschen leiden an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen. Damit befinden sich Schlafstörungen auf dem Niveau einer Volkskrankheit. Verantwortlich dafür sind nach Expertenmeinung vor allem Stress, ständige Erreichbarkeit, Schichtarbeit, aber auch lange Bildschirmzeiten am Abend – ob vor dem Fernseher, dem Computer oder dem Smartphone. So haben Studien gezeigt, dass das LED-Licht durch Computer oder Handy vom Schlafen abhält. Davon sind mittlerweile auch viele Kinder und Jugendliche betroffen, die immer öfter unter Schlafmangel leiden.

Foto: © Sven Vietense - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gesundheitssystem

Weitere Nachrichten zum Thema Schlafstörungen

20.07.2019

Wenig oder unruhiger Schlaf scheint das Risiko für Arteriosklerose deutlich zu erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit fast 4.000 gesunden Erwachsenen. Arteriosklerose wiederum begünstigt zahlreiche Folgeerkrankungen wie PAVK, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

28.02.2019

Schlaflosigkeit ist weit verbreitet. Oft sind der Lebensstil oder psychische Faktoren schuld, doch es gibt auch eine genetische Disposition. Forscher haben jüngst weitere Gene identifiziert, die mit Schlaflosigkeit in Verbindung zu stehen scheinen. Damit wurden 956 Risikogene für Insomnie entdeckt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin