Schilddrüsenknoten schonend mit Hitze entfernen: Thermoablation

Gutartige Schilddrüsenknoten können mit einer Hitze-Behandlung entfernt werden – Foto: ©staras - stock.adobe.com
Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland haben einen oder mehrere gutartige Schilddrüsenknoten. Treten Beschwerden auf, sollten sie entfernt werden. Neben der Operation unter Vollnarkose oder der Radiojodtherapie, bei der ein radioaktives Medikament eingenommen werden muss, gibt es eine neue, schonende Behandlungsmethode: Hitze zerstört das Gewebe. Die Thermoablation genannte Methode wird seit etwa 15 Jahren erfolgreich in Asien eingesetzt.
Je nach Lage oder Größe der Schilddrüsenknoten setzen die Ärzte unterschiedliche thermoablative Verfahren ein. Das berichtet der Bundesverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) im Vorfeld einer Pressekonferenz in Berlin.
Schilddrüsenknoten schonend mit Hitze entfernen: Thermoablation
Zu den Verfahren der Thermoablation zählt die Ultraschalltherapie (HIFU). Hier können Schilddrüsenknoten bis Kastaniengröße mit gebündelten Ultraschallwellen durch die Haut hindurch quasi weggebrannt werden. Am häufigsten angewendet wird die verträglichste und am besten durch Studien untersuchte Radiofrequenzablation (RFA).
Die RFA kann Schilddrüsenknoten bis Mandarinengröße entfernen. Hier gibt die Spitze der Ultraschallsonde hochfrequenten Wechselstrom ab, der das erkrankte Gewebe auf Temperaturen von 60 bis 90 Grad erhitzt und somit zerstört. Der Schilddrüsenknoten wird also durch Hitze entfernt.
Schilddrüsenknoten schrumpft um 90 Prozent
Bei besonders großen Schilddrüsenknoten ab einem Volumen von 100 Millilitern hilft die Mikrowellenablation: Der Arzt führt über einen kleinen Schnitt eine Nadel in den Knoten ein und es werden dann dort Mikrowellen erzeugt, vergleichbar mit der Haushaltsmikrowelle.
Durch diese thermoablativen Anwendungen reduziert sich das Knotenvolumen innerhalb der darauffolgenden zwölf Monate um bis zu 90 Prozent und verbessert somit die Beschwerden des Patienten dauerhaft.
Schilddrüsenknoten ohne Narben entfernt
„Der Vorteil all dieser Verfahren ist, dass sie weitgehend schmerzfrei sind, keine Vollnarkose erfordern und keine Narben hinterlassen“, betont Prof. Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt/Main.
Nicht zu unterschätzen sei auch, dass Patienten eine lebenslange Einnahme von Hormonen erspart bleibt, da nur die erkrankten Zellen zerstört werden, das gesunde hormonproduzierende Gewebe hingegen erhalten bleibt.
Patientin mit Schilddrüsenknoten berichtet von Hitze-Methode
Karin Kunert gehört zu den Patienten, bei der die Hitze-Methode hierzulande bereits zum Einsatz kam "Ich litt jahrelang unter innerer Unruhe, Schlaflosigkeit und Herzrasen. Ursache der Beschwerden waren Knoten, die eine permanente Überfunktion der Schilddrüse verursacht hatten", erzählt sie.
Doch Angst vor den Folgen einer Vollnarkose, vor einer großen sichtbaren Narbe am Hals und davor, dass etwa die Stimmbänder zerstört werden könnten, hielt die 66-jährige Berlinerin von einer Operation ab, die ihr die Ärzte immer wieder empfahlen. Ihre Beschwerden verschlimmerten sich. Schließlich wurde sie mit der Thermoablation behandelt.
Bei heißen Schilddrüsenknoten Radiojodtherapie nötig
Doch nicht jeder Patient kommt für diese Behandlung in Frage. "Für die Wahl der richtigen Therapie ist ein eingehendes Gespräch zwischen Arzt und Patient wichtig, bei dem alle Vor- und Nachteile von Operation, Radiojodtherapie oder Thermoablation offen diskutiert werden. Nur dann kann eine fundierte Entscheidung über die richtige Behandlung getroffen werden", sagt BDN-Experte Grünwald.
Nach wie vor sei die Radiojodtherapie bei so genannten heißen Knoten – also hormonproduzierendem Gewebe – die Standard-Therapie. Und eine Operation werde zwingend erforderlich, sobald es sich um bösartiges Gewebe handelt.
Schilddrüsenknoten: Standorte des Thermoablation-Verfahrens
Um die Thermoablation in Deutschand zu etablieren und Mediziner in der Anwendung auszubilden, wurde vor vier Jahren am Universitätsklinikum in Frankfurt/Main das Deutsche Zentrum für Thermoablation von Schilddrüsenknoten gegründet. Dort wurden inzwischen über 400 Patienten erfolgreich behandelt.
Mittlerweile gibt es 13 Standorte in Deutschland, an denen das Verfahren durchgeführt wird, erläutert Grünwald, der Vorsitzender des Zentrums ist. Dazu zählen Berlin, Bremen, Essen, Fulda, Hamburg-Eppendorf, Homburg/Saar, Köln, Magdeburg, Mainz-Kastel, München, Stuttgart und Wiesbaden.
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