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Schilddrüsen-Erkrankungen: Neue Therapie-Ansätze?

Mittwoch, 13. Januar 2016 – Autor:
Obwohl Schilddrüsen-Erkrankungen häufig vorkommen, war bislang unklar, wie die Produktion von Hormonen in der Schilddrüse genau reguliert wird: Forscher der Universität Leipzig gewannen neue Erkenntnisse über diesen Mechanismus. Das könnte neue Therapie-Ansätze liefern.
Schilddrüsen-Erkrankungen sind nicht selten

Untersuchung der Schilddrüse mit Ultraschall – Foto: Alexander Raths - Fotolia

Millionen Menschen in aller Welt sind von Schilddrüsen-Erkrankungen betroffen. Zu den bekanntesten gehören die Schilddrüsen-Überfunktion wie bei der Basedow-Erkrankung und die Schilddrüsenunterfunktion mit Kropfbildung.

Viele Menschen mit Schilddrüsen-Funktionsstörungen wissen nichts davon, diese können jedoch für Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), Gewichtsprobleme, Unfruchtbarkeit und psychische Störungen (Depressionen) verantwortlich sein. Deshalb werden Neugeborene routinemäßig auf Schilddrüsen-Funktionsstörungen untersucht.

Schilddrüse: Hormone für alle Körperprozesse wichtig

Die Schilddrüse ist eine Hormonfabrik, die unter normalen Bedingungen durch das Schilddrüsen-stimulierende Hormon TSH reguliert wird. TSH bindet an einen speziellen Rezeptor (TSH-Rezeptor), der sich an der Oberfläche von Schilddrüsenzellen befindet. Dieses TSH-Signal führt zur Produktion und Freisetzung von Schilddrüsenhormonen, genannt Thyroxin und Triiodthyronin. Die beiden Hormone sind für nahezu alle Prozesse im Körper - Stoffwechsel, Entwicklung, Wachstum, Reproduktion - essentiell.

Manchmal können auch Autoantikörper oder Mutationen, die die gleiche Wirkung auf den TSH-Rezeptor haben, die Schilddrüse unkontrolliert aktivieren. Dies führt zu einer übermäßigen Hormonproduktion mit zum Teil fatalen Folgen für den Gesamtorganismus, heißt es weiter in einer Mitteilung der Universität.

Schilddrüse: So lässt sich die Hormon-Produktion steuern

Ein Wissenschaftlerteam vom Institut für Biochemie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig widmete sich nun der Frage, wie TSH, Autoantikörper und Mutationen unabhängig voneinander die gleiche aktivierende Wirkung auf die Schilddrüse haben können. Die Antwort dafür lag im TSH-Rezeptor selbst.

"Wir fanden eine kurze Peptidsequenz - wir nennen diese p10, da sie aus zehn Aminosäuren besteht - innerhalb des TSH-Rezeptors. Bei Bindung des TSH oder von Autoantikörpern funktioniert diese interne Sequenz als Aktivator für den Rezeptor. Der Rezeptor schaltet sich also selber an, wenn TSH, ein Autoantikörper oder eine Mutation ihn dazu bewegen", sagt Studienleiter Prof. Torsten Schöneberg.

Schilddrüsen-Erkrankungen: Neue Ansätze für Therapien

Diese neu gewonnenen Informationen über den Mechanismus des An- und Ausschaltens dieser Rezeptor-Familie können Wissenschaftler nutzen, um um therapeutische Substanzen zu entwickeln. "Zum Beispiel ist es uns gelungen, mit modifizierten p10 Peptiden die Aktivierung des TSH-Rezeptors durch Autoantikörper zu blockieren. Auch wenn man diese Peptide noch nicht therapeutisch einsetzen kann, so zeigen sie, dass es prinzipiell möglich ist, solche Rezeptorfehlfunktionen direkt zu beeinflussen", erläutert Schöneberg.

Diese Ergebnisse eröffnen nun die Möglichkeit zur Entwicklung von Pharmaka, die bei Schilddrüsenerkrankungen und Fertilitätsstörungen ihren Einsatz finden. Die entsprechende Untersuchung wurde im Fachblatt The Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.

Foto:Alexander Rahts

Hauptkategorie: Medizin

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