Zwei unterschiedliche Disziplinen - die Kunst und die Wissenschaft - hat sie zusammengebracht, um an dieser Schnittstelle neue Ideen und Gedanken entstehen zu lassen.
Grenzen überschreiten, Neues wagen
Aus einem Stück sozialer Verantwortung heraus wurde 2002 die gemeinnützige Schering Stiftung von der Schering AG gegründet, mit dem Zweck, die Wissenschaft als Basis für die Zukunftsfähigkeit und die Kultur als Grundlage unserer Gesellschaft zu erhalten und zu fördern. Seither hat die Stiftung viel geleistet: Exzellente Leistungen in den Lebenswissenschaften und der Kultur hat sie gefördert, insbesondere den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs. Zahlreiche Ausstellungen und wissenschaftliche Projekte hat die Stiftung unterstützt und mit Stipendien viele junge Wissenschafter und Künstler gefördert.
Ausdruck der Verbundenheit mit Berlin
Auch die Bayer AG würdigte das gesellschaftliche Engagement der Stiftung gleich nach der Übernahme von Schering und erhöhte das Stiftungskapital um 10 Mio. Euro auf 35 Mio. Euro. "Die Schering Stiftung hat beachtliche Arbeit geleistet. Deshalb wollen wir ein deutliches Zeichen setzen, um diese Institution, die aus der Bundeshauptstadt international agiert, auch für die Zukunft zu stärken", sagte Werner Wenning, der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG in einer entsprechenden Presserklärung. "Zudem passt eine solche Stiftung sehr gut zu unserer Firmen-Philosophie, denn gesellschaftliches Engagement gehört bei Bayer seit jeher zur Unternehmenskultur." In diesem Zuge wurden sowohl das Schering-Firmenmuseum als auch Teile der Schering-Kunstsammlung der Schering AG auf die Stiftung übertragen. Eine Entwicklung, die von Dr. Hubertus Erlen, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Schering AG und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats der Schering Stiftung, begrüsst wurde: "Mit dem zusätzlichen Kapital erschliessen sich für die Stiftung neue Möglichkeiten zur Ausweitung der Aktivitäten. Zudem wird durch die Zusammenführung des Firmenmuseums und der Kunstsammlung Berliner Künstler unter dem Dach der Stiftung auch ihre Verbundenheit mit Berlin unterstrichen."
Pionierleistungen fördern, insbesondere von Nachwuchswissenschaftlern
Im Bereich der Wissenschaft unterstützt die Schering Stiftung Vortragsreihen mit international renommierten Wissenschaftlern und lobt jedes Jahr den mit 50.000 Euro dotierten Ernst-Schering-Preis für besonders herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in der Biologie, Medizin und Chemie aus. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung Wolfgang P. Baumeister vom Max- Planck-Institut für Biochemie in München für seine wegweisenden Entwicklungen in der Kyro-Elektronentomographie verliehen. Vergangenes Jahr ging der Preis an den deutschen in New York forschenden Thomas Tuschl für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der RNA-Interferenz.
Ein besonderes Interesse hat die Schering Stiftung an der Förderung junger Nachwuchswissenschaftler. Sieben verschiedene Nachwuchspreise werden jedes Jahr von der Stiftung finanziert und von den Fachgesellschaften vergeben. Herausragende junge Doktoranden und Postdoktoranden erhalten Stipendien für Forschungsprojekte in den Bereichen Biologie, Medizin und Chemie an renommierten Instituten im In- und Ausland. Die begabten Wissenschaftler werden in eine Art Netzwerk integriert und können so ihre Erfahrungen mit anderen Stipendiaten austauschen, auch nach Beendigung ihres Stipendiums bleiben sie in das Netzwerk eingebunden und im persönlichen Kontakt mit der Stiftung.
Wenn Künstler neue Verbindungen eingehen...
Stipendien vergibt die Stiftung auch an junge begabte Künstler; fördert Projekte und unterstützt Ausstellungen und (Ur-) Aufführungen bedeutender Kompositionen, Choreographien oder Bühnenstücke. Besonders diejenigen Künstler, die neues Terrain erobern, indem sie in andere künstlerische Disziplinen oder andere Wissenschaften und Technologien in ihre Arbeiten miteinbeziehen, haben grosse Chancen in den Genuss der begehrten Stiftungsförderung zu kommen.
Den Künstlern Boris Hars Tschachotin und Hannes Nehls zum Beispiel gelang es mit ihrer interaktiven Bild-Ton-Installation "Makroskop". Die Ausstellung über das vielfältige und widersprüchliche Leben und Wirken des russischen Wissenschaftlers Sergej S. Tschachotin (1883-1973), ein Freund Einsteins und Pavlows, dessen Lebensweg tief von den zeitgeschichtlichen Einflüssen des 20. Jahrhunderts geprägt war, wurde im Kaisersaal des Museums für Fotografie gezeigt. Die Schering Stiftung unterstütze dieses Projekt aufgrund der Verbindung von Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft, heisst es in der Ausstellungsdokumentation.
Mit ihrem "Forum Wissenschaft und Kunst" bringt die Schering Stiftung Künstler und Wissenschaftler zusammen, um den Dialog zu fördern
Was können Wissenschaftler und Künstler voneinander lernen? Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Disziplinen werden in der Vortragsreihe "Forum Wissenschaft und Kunst" herausgearbeitet. So stellten sich neben der Kreativität das Sammeln, Archivieren, Beobachten, Spekulieren, Abstrahieren, Modellieren, experimentelles Überprüfen oder das Nutzen von Analogien und Metaphern als verbindende Elemente in den Produktions- und Arbeitsweisen heraus. Sicher werden auch unüberwindbare Unterschiede bleiben, aber das ist auch gut so.
BERLIN MEDICAL 05+06-Dezember 2006