Sanofi macht bei Ausschreibung für HPV-Impfstoffe nicht mit
AOK-Versicherte in Niedersachsen und Hessen sollen künftig keine Wahl mehr haben, mit welchem HPV-Impfstoff sie sich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen wollen. Vor Kurzem hatten die beiden Krankenkassen angekündigt, ihre Versicherten künftig mit nur einem der beidem im Markt befindlichen Impfstoffe versorgen zu wollen. Damit wurden in Deutschland zum ersten Mal HPV-Impfstoffe ausgeschrieben. Bei Experten stieß die Ausschreibung ohnehin auf Unverständnis, da die beiden Impfstoffe nicht 1:1 vergleichbar sind. Während der bivalente Impfstoff nur vor zwei krebsauslösenden HPV-Typen schützt, schützt der tetravalente vor vier HPV-Typen und zusätzlich auch vor Genitalwarzen.
Die beiden HPV-Impfstoffe haben einen unterschiedlichen medizinischen Nutzen
Dieses Argument zieht auch der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD (SPMSD) heran, der mit über 80 Prozent der Verschreibungen Marktführer bei den HPV-Impfstoffen ist. „Eine Entscheidung, die als einziges Entscheidungskriterium nur den Preis kennt, vernachlässigt den unterschiedlichen medizinischen Nutzen der beiden Produkte und schränkt die patientenindividuelle Therapieentscheidung der Ärzte ein“, sagte Oliver Sadlek, seit Februar neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung bei SPMSD. "SPMSD wird in Niedersachen und Hessen kein Angebot abgeben“, so Sadlek zur Entscheidung des Unternehmens, nicht an der Ausschreibung teilzunehmen.
Exklusive Ausschreibungen von Impfstoffen sind, wie man gerade an Basis-Impfstoffen für Kinder sieht, sind problematisch. Kann der Hersteller nicht liefern, drohen Engpässe. Denn selten ist dann ein Mitbewerber in der Lage, den Ausfall zu kompensieren - die Produktion dieser komplexen biologischen Produkte ist aufwändig und langwierig. Im Mittelpunkt müsse die Versorgungssicherheit stehen, weshalb sich Sanofi Pasteur grundsätzlich gegen exklusive Ausschreibungen ausspreche, sagte Sadlek. Gerade für Impfstoffe seien sie das falsche Instrument.
Nur 40 Prozent der Zielgruppe gegen HPV geimpft
Zudem würden Ausschreibungen die Impfquoten eher drücken. Das zeigten Erfahrungen mit Grippeimpfstoffen, erklärte Sadlek. Bei HPV-Impfraten von gerade mal rund 40 Prozent sei die Ausschreibung der AOK das falsche Signal. Der Hersteller des zweiten HPV-Impfstoffs Merck hat sich bislang noch nicht zu dem Ausschreibungsverfahren geäußert.
HPV-Impfstoffe richten sich gegen Infektionen mit bestimmten Typen des Humanen Papillomvirus, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Seit 2007 ist die HPV-Impfung für 12- bis 17-jährige Mädchen eine Kassenleistung.
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