Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Sanofi macht bei Ausschreibung für HPV-Impfstoffe nicht mit

Donnerstag, 20. März 2014 – Autor:
Die AOKen Niedersachsen und Hessen haben das erste Ausschreibungsverfahren für HPV-Impfstoffe in Deutschland gestartet. Doch offenbar haben die beiden Kassen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der größte Hersteller von HPV-Impfstoffen Sanofi Pasteur MSD macht nicht mit.
AOK Ausschreibung für HPV-Impfstoffe: Sanofi befürchtet Preisschlacht

AOK Ausschreibung für HPV-Impfstoffe: Sanofi befürchtet Preisschlacht

AOK-Versicherte in Niedersachsen und Hessen sollen künftig keine Wahl mehr haben, mit welchem HPV-Impfstoff sie sich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen wollen. Vor Kurzem hatten die beiden Krankenkassen angekündigt, ihre Versicherten künftig mit nur einem der beidem im Markt befindlichen Impfstoffe versorgen zu wollen. Damit wurden in Deutschland zum ersten Mal HPV-Impfstoffe ausgeschrieben. Bei Experten stieß die Ausschreibung ohnehin auf Unverständnis, da die beiden Impfstoffe nicht 1:1 vergleichbar sind. Während der bivalente Impfstoff nur vor zwei krebsauslösenden HPV-Typen schützt, schützt der tetravalente vor vier HPV-Typen und zusätzlich auch vor Genitalwarzen.

Die beiden HPV-Impfstoffe haben einen unterschiedlichen medizinischen Nutzen

Dieses Argument zieht auch der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD (SPMSD) heran, der mit über 80 Prozent der Verschreibungen Marktführer bei den HPV-Impfstoffen ist. „Eine Entscheidung, die als einziges Entscheidungskriterium nur den Preis kennt, vernachlässigt den unterschiedlichen medizinischen Nutzen der beiden Produkte und schränkt die patientenindividuelle Therapieentscheidung der Ärzte ein“, sagte Oliver Sadlek, seit Februar neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung bei SPMSD. "SPMSD wird in Niedersachen und Hessen kein Angebot abgeben“, so Sadlek zur Entscheidung des Unternehmens, nicht an der Ausschreibung teilzunehmen.

Exklusive Ausschreibungen von Impfstoffen sind, wie man gerade an Basis-Impfstoffen für Kinder sieht, sind problematisch. Kann der Hersteller nicht liefern, drohen Engpässe. Denn selten ist dann ein Mitbewerber in der Lage, den Ausfall zu kompensieren - die Produktion dieser komplexen biologischen Produkte ist aufwändig und langwierig. Im Mittelpunkt müsse die Versorgungssicherheit stehen, weshalb sich Sanofi Pasteur grundsätzlich gegen exklusive Ausschreibungen ausspreche, sagte Sadlek. Gerade für Impfstoffe seien sie das falsche Instrument.

Nur 40 Prozent der Zielgruppe gegen HPV geimpft

Zudem würden Ausschreibungen die Impfquoten eher drücken. Das zeigten Erfahrungen mit Grippeimpfstoffen, erklärte Sadlek. Bei HPV-Impfraten von gerade mal rund 40 Prozent sei die Ausschreibung der AOK das falsche Signal. Der Hersteller des zweiten HPV-Impfstoffs Merck hat sich bislang noch nicht zu dem Ausschreibungsverfahren geäußert.

HPV-Impfstoffe richten sich gegen Infektionen mit bestimmten Typen des Humanen Papillomvirus, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Seit 2007 ist die HPV-Impfung für 12- bis 17-jährige Mädchen eine Kassenleistung.

Foto: © Gorilla - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Impfen , HPV-Impfung , HPV

Weitere Nachrichten zum Thema HPV-Impfung

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Wie kann man die Überlebenschancen bei Bauchfellkrebs verbessern? Die Expertin Professor Beate Rau, Leiterin des Peritonealkarzinosezentrums der Charité, berichtet über eine neue Kombinationstherapie gegen Bauchfellkrebs und wie Patienten davon profitieren können.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin