Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Sanfte Alternative zum Herzkatheter: das Live-MRT

Samstag, 30. Januar 2021 – Autor:
Verdacht auf Herzschwäche? Die Herzkatheter-Untersuchung ist hier bisher das Mittel der Wahl. Doch sie ist teuer, ein invasiver Eingriff in den Körper und für den Patienten eine Strapaze. Forscher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben ein neues Verfahren entwickelt, mit der das Herz per bildgebendem Verfahren genauso zuverlässig, aber viel sanfter untersucht werden kann: das Echtzeit-MRT.
Patientin im MRT-Gerät.

Das Echtzeit-MRT mit Fahrrad-Ergometrie gilt als ein komplett neues diagnostisches Verfahren bei Verdacht auf diastolische Herzschwäche. (MRT-Symbolbild)) – Foto: Kzenon

Atemnot, Wassereinlagerungen und ein Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit: Die Ursache hierfür kann eine diastolische Herzschwäche sein. Das bedeutet: Die Pumpkraft des Herzens an sich bleibt wohl erhalten. Nur: Die linke Herzkammer ist steif und füllt sich nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut. Mit nicht-invasiven Methoden wie einer Ultraschalluntersuchung war diese Krankheit aber bisher schwer zu diagnostizieren, oft wurde sie erst spät erkannt. Das Mittel der Wahl bei der Untersuchung ist bisher der sogenannte Herzkatheter: Dabei wird eine Untersuchungskanüle über die Lungenarterie ins Herz geschoben und die Veränderung des Lungendrucks gemessen, während der Patienten körperlich bewegen. Das ist nötig, weil nur dann die Herzschwäche für die Mediziner messbar wird. Diese Untersuchung mit dem Herzkatheter ist zwar sehr genau, aber teuer, für die Patienten belastend und auch nicht einfach umzusetzen, da sie sich bewegen müssen, während ein Katheter in ihrem Herz liegt.

Live-Bilderserie des schlagenden Herzes

Eine Alternative zu diesem Diagnostikverfahren hat jetzt eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie präsentiert: eine Magnetresonanztomographie (MRT) in Echtzeit. Bei der am Göttinger Campus entwickelten Methode ist auf der Untersuchungsliege eine Art Hometrainer installiert. Die Besonderheit liegt in den nicht-magnetischen Bauteilen des MRT-Ergometers, die dessen Einsatz im Magnetfeld des Magnetresonanz-Tomographen erlauben. Das Live-MRT kann das schlagende Herz mit einer zeitlichen Auflösung von 10 Millisekunden aufnehmen, also als Bildserie oder MRT-Film mit bis zu 100 Bildern pro Sekunde.

„Wir sehen im MRT, wie sich das Herz füllt und entleert“

Die behandelnden Ärzte können die Bilder während der Untersuchung auf einem Bildschirm verfolgen und so genau beurteilen, wie gut das Pumporgan des Patienten funktioniert. „Wir sehen im MRT, wie das Herz schlägt, wie es sich füllt und wieder entleert“, erklärt der Erstautor der Studie, Sören Backhaus von der Klinik für Kardiologie der Universitätsmedizin Göttingen.  Damit sei es möglich, die krankmachende Veränderung direkt am Herz zu messen.

Patienten fahren während der Untersuchung liegend „Fahrrad"

Weil das Herz dafür unter Kreislaufbelastung untersucht werden muss, fahren die Patienten hier liegend Fahrrad. Genau das, eine Untersuchung unter Bewegung, ist beim konventionellen MRT nicht möglich – mehr noch: Die Patienten müssen auch noch den Atem halten und stillhalten.

„Komplett neues diagnostisches Verfahren“

„Bei der Fahrrad-Ergometrie-Echtzeit-MRT handelt es sich um ein komplett neues diagnostisches Verfahren für Patienten mit diastolischer Herzschwäche“, sagt Andreas Schuster, Geschäftsführender Oberarzt am Herzzentrum Göttingen. Mit ihrer Studie haben die Wissenschaftler nach Einschätzung des DZHK bewiesen, dass diastolische Herzschwäche mithilfe der neuen nicht-invasiven Echtzeit-MRT-Technologie präzise diagnostiziert werden kann. Und: Dass sich die strapaziöse Untersuchung mit dem Herzkatheter so in Zukunft möglicherweise vermeiden lässt. Bevor das Verfahren routinemäßig in der Diagnostik eingesetzt werden kann, seien aber noch größere Studien notwendig.

Foto: AdobeStock/Kzenon

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herz-Kreislauf-System , Herzinsuffizienz , Radiologie

Weitere Nachrichten zum Thema Herzgesundheit

23.01.2021

Für Sport ist es nie zu spät. Langzeitstudien zeigen: 70-Jährige, die körperlich aktiv sind, gewinnen im Vergleich zu Bewegungsmuffeln im Schnitt vier Jahre hinzu. Selbst wer mit 70 oder 80 erst anfängt, profitiert von der medizinischen Wirkung körperlicher Aktivität.

29.12.2020

In Deutschland haben die Impfungen gegen COVID-19 begonnen – mit Vorrang für Personengruppen mit besonderem Risiko. Hierzu zählen auch viele Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihnen rät die Deutsche Herzstiftung, unbedingt zum Impfen zu gehen. Das Risiko von Nebenwirkungen sei ungleich niedriger als Risiko, an COVID-19 zu sterben oder bleibende organische Schäden davonzutragen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin