S3-Leitlinie Psychoonkologie erschienen
Mit der neuen Leitlinie Psychoonkologie gibt es zum ersten Mal von Experten und Fachgesellschaften konsentierte Empfehlungen zur psychosozialen und psychotherapeutischen Behandlung von krebskranken Menschen. „Es war ein langer und manchmal auch sehr intensiver Diskussionsprozess“, sagte Prof. Dr. Joachim Weis bei der ersten offiziellen Vorstellung der Leitlinie diese Woche im Rahmen der Veranstaltung „Gute Praxis psychotherapeutische Versorgung“ der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in Berlin. Prof. Weis, Leiter der Tumorbiologie der Universität Freiburg hat diesen Prozess koordiniert und weiß: „Die Leitlinie ist aber erst der Anfang – jetzt wird die Diskussion darüber beginnen, was wir brauchen, um die Empfehlungen der Leitlinie auch erfüllen zu können.“
Eine Leitlinie allein macht noch keine gute Versorgung
Mit der Leitlinie sollen künftig allen Krebspatienten in allen Phasen der Erkrankung bei Bedarf psychoonkologische Therapien angeboten werden. Hierzu zählen unter anderem Einzel-und Gruppenpsychotherapie, Psychoedukation und psychosoziale Angebote aber auch künstlerische Therapien. Die psychoonkologische Unterstützung soll dabei nicht an den Sektorengrenzen halt machen, sondern sowohl im stationären, teilstationären als auch ambulanten Setting angeboten werden.
Die Psychoonkologie beschäftigt sich mit den spezifischen Probleme und Langzeitfolgen bei Überlebenden einer Krebserkrankung. Konzeptionell ist der psychoonkologische Behandlungsansatz durch eine Reihe von Besonderheiten gekennzeichnet: Er ist primär patientenzentriert, ressourcen- sowie problemorientiert und hat eine supportive Ausrichtung. Die psychoonkologische Psychotherapie zeichnet sich durch einen schulenübergreifenden Ansatz aus und ist nicht einseitig auf eine der klassischen Psychotherapieschulen begrenzt.
S3-Leitlinie Psychoonkologie: Im Mittelpunkt ausschließlich bessere Lebensqualität
„Wichtig ist, dass bei der gesamten psychoonkologischen Therapie immer der Wunsch des Patienten im Mittelpunkt steht“, sagte Monika Konitzer, Vizepräsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer bei der Vorstellung der Leitlinie. Bei der Erarbeitung der Leitlinie wurden so auch keine Studien zur Überlebenszeit von Krebspatienten zugrunde gelegt, sondern es ging ausschließlich um die Frage, wie Patienten besser mit der Erkrankung leben können.
Die Leitlinie wird nun auch auf dem Deutschen Krebskongress, der vom 19. bis 22. Februar in Berlin stattfindet, vorgestellt. Alle drei Jahre wird sie dann überarbeitet, um neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
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