Rückrufe bei Lebensmitteln: So viele wie nie

Ursachen für Rückrufe von Lebensmitteln auf dem offiziellen Verbraucherschutzportal „www.lebensmittelwarnung.de“. – Foto: Wiese / BVL
311 Rückrufe gab es im Jahr 2022 auf dem offiziellen Warn-Portal der Bundesländer und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). „So viel wie nie zuvor“, sagt Georg Schreiber, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit beim Bundesamt. Die größte Ursachengruppe für Rückrufe waren mikrobiologische Kontaminationen, gefolgt von Grenzwert-Überschreitungen und unzulässigen Inhaltsstoffen. Bei den Verunreinigungen durch Mikroben, also Krankheitskeimen, spielten Salmonellen die größte Rolle (47 Fälle). Besonders für Kinder und ältere Menschen ist es gefährlich, sich mit diesen krankmachenden Bakterien zu infizieren.
Wie Mikroorganismen in Lebensmittel kommen
Die häufigste Art von Kontaminationen war die Belastung von Lebensmitteln mit Mikroorganismen. 108-mal wurden Lebensmittel deshalb im vergangenen Jahr zurückgerufen. Zu den Ursachen zählen auf diesem Feld neben den Salmonellen-, Campylobacter- oder Kolibakterien auch Viren oder Schimmelpilze. Diese Mikroben können bereits im lebenden Nutztier vorkommen und dann über den Schlachtprozess oder etwa Rohmilch in die Lebensmittelkette gelangen. Es ist auch möglich, dass Kontaminationen bei der Ernte, Herstellung und Verarbeitung, Lagerung oder Handel von Lebensmitteln auftreten. Die Keime führen immer wieder zu schweren Magen-Darm-Infektionen.
Was die Kriminalstatistik mit Lebensmittelsicherheit zu tun hat
Wenn die Kriminalitätsstatistik neue Höchststände aufzeigt, kann das tatsächlich daran liegen, dass es mehr Delikte gab und das Leben in Deutschland gefährlicher geworden ist. Es kann aber auch ein Indiz dafür sein, dass Nachbarn gegenüber Einbrechern wacher sind, mehr Frauen sich trauen, gewalttätige Männer anzuzeigen, sich mehr Diebe freiwillig stellen oder die Polizei jetzt besser arbeitet. Auch für die neuen Höchststände bei Lebensmittel-Rückrufen gibt es verschiedene Gründe – und offenbar sind sie tatsächlich auch ein Grund für Optimismus.
Den stetigen Anstieg der Meldungen im Portal „www.lebensmittelwarnung.de“ in den vergangenen zehn Jahren deutet BVL-Experte Schreiber so: „Dies bedeutet nicht, dass Lebensmittel in Deutschland unsicherer geworden sind.“ Die neuerliche Zunahme der Meldungen unterstreiche vielmehr, „dass Unternehmen und Handel ihrer gesetzlichen Meldepflicht nachkommen und somit zum hohen Niveau der Sicherheit von Lebensmitteln in Deutschland beitragen“.
Mehr Rückrufe als früher: Das sind die Gründe
Die Gründe, die zu einer Zunahme der Meldungen und letztendlich zu einer Erhöhung der Lebensmittelsicherheit führen, sind laut Bundesamt in einer zeitgemäßeren Fehlerkultur, besseren Prüfmethoden oder strengeren Bestimmungen für die Inhaltsstoffe zu suchen. Hier die drei wichtigsten Gründe im Detail:
- Unternehmen stehen heutzutage Rückrufen weniger ablehnend gegenüber. Öffentliche Rückrufe werden inzwischen als Bestandteil eines verantwortungsvollen Managements gesehen, mit dem auch Vertrauenswürdigkeit demonstriert wird.
- Bedingt durch den technischen Fortschritt haben sich die Analyse- und Testmethoden so weit entwickelt, dass heutzutage auch geringste Verunreinigungen detektiert werden.
- Auch die Absenkungen von zulässigen Höchstmengen zu mehr Meldungen und insgesamt zu einem höheren Gesundheitsschutz.