Rückenschmerzen und Depressionen: Was Pflegekräfte krank macht

Kranke Pfleger: die Belastungen im Job führen zu überdurchschnittlich vielen Fehltagen – Foto: ©zinkevych - stock.adobe.com
Nicht erst seit Corona ist die Situation in der Pflege prekär. Pflegekräfte sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen überdurchschnittlich häufig krank und müssen öfter frühverrentet werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Barmer-Pflegereport 2020.
So waren zwischen den Jahren 2016 und 2018 laut Datenlage 8,7 Prozent aller Hilfskräfte und 7,2 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege krankgeschrieben. In anderen Berufen lag der Krankenstand im Schnitt bei 5,0 Prozent. Das entspricht einem Unterschied von bis zu 73 Prozent.
Mehr Fehltage als in anderen Berufen
Jede krankgeschriebene Altenpflegefachkraft fehlte im Schnitt 18,6 Tage und damit 40 Prozent länger als Beschäftigte in sonstigen Berufen (13,3 Fehltage). Altenpflegehilfskräfte waren sogar im Schnitt 20,2 Tage krank.
"Pflegekräfte haben vor allem lange Fehlzeiten aufgrund von psychischen Problemen sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen", sagte Studienautor Prof. Heinz Rothgang von der Universität Bremen.
Rückenschmerzen und Depressionen: Was Pflegekräfte krank macht
Was Pflegekräfte krank macht: Beschäftigte in der Altenpflege wiesen bis zu 90 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Depressionen auf als Erwerbstätige in sonstigen Berufen. Rückenschmerzen verursachten bei Fachkräften in der Altenpflege knapp 96 Prozent und bei Hilfskräften etwa 180 Prozent mehr Fehltage als in anderen Berufen.
Zudem müssen Pflegekräfte häufiger und länger im Krankenhaus behandelt werden als andere Erwerbstätige. "Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an. Wenn sie ausfallen, werden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet", betonte Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Pflegekräfte dopelt so oft mit Erwerbsminderungsrente
Der Pflegeberuf sei so kraftraubend, dass zudem überproportional viele Beschäftigte nicht bis zur Rente durchhielten. So sei der Anteil der Pflegekräfte mit einer Erwerbsminderungsrente bis zu doppelt so hoch wie in sonstigen Berufen. Die Pflegeberufe müssen dringend deutlich arbeitnehmerfreundlicher werden.
"Mit besseren Arbeitsbedingungen könnten Bund, Länder und Arbeitgeber den Pflegeberuf zeitnah attraktiver gestalten. Sie zeichnen sich nicht nur durch eine angemessene Vergütung, sondern vor allem durch möglichst planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten aus", so Straub. So ließen sich 26.000 neue Pflegekräfte gewinnen.
"Die Arbeitsbedingungen in der Pflege können nicht so bleiben, wie sie sind. Hier sind die Arbeitgeber in der Pflicht, neben geregelten Arbeitszeiten stärker auf Vorsorge zu setzen. Es kann nicht angehen, dass nicht einmal jede zweite stationäre Pflegeeinrichtung Präventionskurse für ihre Beschäftigten anbietet", ergänzte Rothgang. Mit gezielten Trainings gegen Rückenprobleme oder psychischen Stress könne Einiges erreicht werden.
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