Rücken oder Rheuma? Morbus Bechterew häufig nicht erkannt
Fast jeder hat sie mindestens einmal im Leben: Rückenschmerzen. Bei vielen Menschen wird das Leiden chronisch, eine Ursache jedoch nie gefunden. Dabei steckt in jedem vierten Fall eine rheumatische Erkrankung wie die rheumatoide Arthritis (RA) oder Morbus Bechterew dahinter, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Doch würden Ärzte zu selten Rheuma als Auslöser für den Rückenschmerz in Betracht ziehen und die Patienten an einen Rheumatologen überweisen. "Als Ursache für den Rückenschmerz werden entzündlich-rheumatische Erkrankungen häufig gar nicht oder erst zu spät erkannt", beklagt Dr. Uta Kiltz, Oberärztin am Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne. Mitunter litten Rheuma-Patienten viele Jahre an Rückenschmerzen bis sie – wenn überhaupt – die richtige Diagnose erhielten, so die Rheumatologin weiter.
Die Wirbelsäule entzündet sich
Gerade aber von Rheuma weiß man, dass eine frühe Therapie für den Langzeitverlauf entscheidend ist. Mit Physiotherapie, Bewegung und Schmerzmitteln ist es bei den entzündlichen rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen nicht getan. Bei der rheumatoiden Arthritis und Morbus Bechterew entzünden sich die Knochen sowie die anliegenden Sehnen und Bänder der Wirbelsäule und verursachen chronische Schmerzen im Rücken. Morbus Bechterew ist die schwere Verlaufsform der sogenannten axialen Spondyloarthritis (SpA). Hier entzündet sich sehr oft das Iliosacralgelenk.
"In Anbetracht der Erkrankungshäufigkeit von rund einem Prozent der Bevölkerung ist es besonders wichtig, schnelle und sichere Diagnosen zu stellen, um Betroffene frühzeitig zu therapieren. Nur so können Folgeschäden, Einschränkungen und schlimmstenfalls Arbeitsunfähigkeit verhindert werden", betont Kiltz.
Indizien für Morbus Bechterew
Dabei gibt es Indizien für Rheuma: Wacht beispielsweise der Patient aufgrund von Schmerzen regelmäßig in der zweiten Nachthälfte auf oder verbessern sich die Beschwerden bei Bewegung, sollte unbedingt an die Möglichkeit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung gedacht werden. Haben Patienten darüber hinaus bereits andere Vorerkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Schuppenflechte, verdichte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Rückenschmerz beispielsweise Folge eines Morbus Bechterew ist. Auch das Alters spielt eine Rolle: Bei Menschen unter 45 Jahren, die mindestens drei Monate lang durchgängig Rückenschmerzen haben, ist an Morbus Bechterew zu denken.