Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Rosacea: Sichtbares Leiden – mit unsichtbaren Folgen

Samstag, 15. Dezember 2018 – Autor:
Mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Rosacea. Die chronische Hautkrankheit belastet das Privat- wie das Berufsleben der Betroffenen viel stärker als bisher angenommen. Eine weltweite Umfrage unter Ärzten und Patienten bringt jetzt Licht in den Alltag mit Rosacea.
Rosacea - Frauengesicht, Männergesicht

Rosacea: Von der chronischen, aber nicht ansteckenden Hautkrankheit sind vor allem Hellhäutige und über 30-Jährige betroffen. – Foto: ©rob3000 - stock.adobe.com

Rötungen und Entzündungen, die immer wiederkehren – und ausgerechnet dort, wo man sie am wenigsten gebrauchen und verstecken kann  – im Gesicht: So erleben Rosacea-Patienten ihre Krankheit. Die Konsequenzen für Selbstbewusstsein, Berufsleben, Ernährung und Freizeitgestaltung sind massiv. In einer erstmals weltweit durchgeführten Online-Umfrage berichten rund 500 Hautärzte und 700 Patienten von den unsichtbaren Konsequenzen der so sichtbaren Krankheit für den Alltag und die Lebensqualität. Die zwei wichtigsten Ergebnisse der Studie: Fast alle oder 86 Prozent der Rosacea-Patienten mussten gewohnte persönliche Verhaltensweisen verändern, um Schübe zu vermeiden und ihre Krankheit halbwegs in den Griff zu bekommen. Mehr als die Hälfte der Befragten fühlen sich in ihrer Arbeitsproduktivität deutlich eingeschränkt.

Rosacea ist eine nicht ansteckende, chronische Hauterkrankung, von der besonders hellhäutige Menschen ab dem 30. Lebensjahr betroffen sind. Entzündungserscheinungen der Haut wie anhaltende Rötungen, Knötchen und Pusteln, sichtbare Äderchen oder Schwellungen im Gesicht können Anzeichen von Rosacea sein. Häufig werden die Symptome aber mit denen einer Allergie oder Akne verwechselt. Viele Betroffenen wissen offenbar nicht einmal von ihrer Erkrankung. Die Ursache der Rosazea ist bislang weitgehend unklar.

Rosacea – eine Krankheit in Zahlen:

  • 87 Prozent der Patienten leiden unter regelmäßigen Krankheitsschüben.
  • 82 Prozent haben nicht das Gefühl, dass ihre Krankheit durch die Therapie richtig kontrolliert wird.
  • 55 Prozent der Patienten in aktiver Beschäftigung fühlen sich in ihrer Arbeitsproduktivität beeinträchtigt.

(Quelle: Studie „Beyond the Visible - Online Report“/Galderma Laboratorium GmbH)

Die Autoren der aktuellen Studie haben nicht zufällig deren Titel formuliert mit „Rosacea: Beyond the Visible“ (engl. Jenseits des Sichtbaren). Denn als besonders gravierend empfinden Patienten die Auswirkungen auf Psyche und Gefühlswelt. Jeder dritte berichtet von einem Verlust des Selbstvertrauens (geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Hemmungen, Scham); jeder vierte fühlte sich zermürbt (lustlos, frustriert, genervt, zornig); jeder zehnte fühlte sich entmutigt (deprimiert, isoliert, verzweifelt, erschöpft). Jeder zweite gibt an, er wäre sogar bereit, auf ein halbes Jahr oder mehr an Lebenszeit zu verzichten, wenn er damit nur von der chronischen Krankheit geheilt und befreit wäre. In der Hoffnung auf Linderung meiden von Rosacea Betroffene vielfach Betätigungen, die gesunden Menschen Freude bereiten, aber erfahrungsgemäß Rosacea-Symptome auslösen können.

Aktivitäten, die Rosacea-Patienten meiden:

(in Prozent der Befragten) 

  • 50 Prozent: in die Sonne gehen
  • 33 Prozent: alkoholische Getränke
  • 26 Prozent: scharf gewürzte Speisen
  • 25 Prozent: Saunagänge
  • 24 Prozent: heißes Klima

Die medizinische Behandlung erleben viele Rosacea-Patienten offenbar als nicht so befriedigend wie erhofft. Eine große Mehrheit der Umfrageteilnehmer berichtete, in Kontakt mit ihrem Arzt zu stehen und eine Therapie anzuwenden – und trotzdem von regelmäßigen Krankheitsschüben betroffen zu sein. 82 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Rosacea durch die Therapie nicht ausreichend unter Kontrolle zu halten sei. Auch wurde deutlich, dass schon ein bis zwei Schübe im Jahr die Lebensqualität deutlich verschlechtern. Nur 14 Prozent der Patienten bezeichneten sich selbst als erscheinungsfrei.

Patienten-Rat: regelmäßig zum Hautarzt und viel Geduld mitbringen

Ein Hautzustand komplett ohne Symptome wie Rötungen, Papeln oder Pusteln wird in der Fachsprache als "clear" oder „erscheinungsfrei“ bezeichnet und gilt als Therapieziel. Bei Patienten, die das Jahr über keinen einzigen Rosacea-Schub erlitten, verbesserte sich die Lebensqualität insgesamt merklich. Um den Hautzustand "erscheinungsfrei" zu erreichen, empfehlen Experten Betroffenen, dauerhaft in enger Abstimmung mit ihrem Hautarzt zu sein und Geduld mitzubringen. Denn auch bei modernen Rosacea-Medikamenten stellt sich der Erfolg der Behandlung häufig erst nach einigen Wochen oder Monaten ein.

An der weltweiten Online-Umfrage „Rosacea : Beyond the Visible“ beteiligten sich 710 Rosacea-Patienten und 554 Ärzte. Ein Co-Autor der internationalen Studie ist der deutsche Psychodermatologe Professor Uwe Gieler. Er ist stellvertretender Leiter der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie sowie kommissarischer Leiter der Universitäts-Hautklinik am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.

Quelle: Fotolia.com/rob3000

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Immunsystem , Dermatologie

Weitere Nachrichten zum Thema Hautkrankheiten

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin