Riskanter Schmerzmittelkonsum vor Marathon
Der Konsum von Schmerzmitteln ist im Leistungssport weit verbreitet. Spitzensportler räumen immer wieder ein, dass die Painkiller "wie Bonbons" eingeworfen werden. Doch wie ist die Situation bei Freizeitsportlern? Um dies herauszufinden hatte der Bonner Schmerztherapeut Dr. Michael Küster im Jahr 2009 erstmals die Teilnehmer des Bonner Marathons nach ihrem Schmerzmittelkonsum befragt. Das Ergebnis schreckte auf: Jeder zweite Marathonläufer räumte ein, vor dem Start Schmerzmittel zu nehmen, um Muskel- und Gelenkschmerzen vorzubeugen, jedoch hatten nur wenige Läufer bereits vor dem Start Schmerzen.
Schmerzmittel haben gefährliche Nebenwirkungen
Im Jahr 2010 folgte eine weitere Untersuchung: Die Marathonläufer wurden vor dem Lauf vor dem unkritischem Schmerzmittelkonsum vom Veranstalter gewarnt, die Studienergebnisse und weiterführende Literatur wurde allen Teilnehmern per Mail zugesandt. Gleichzeitig lief erneut eine Umfrage, an der sich 4.000 Sportler beteiligten. Allerdings ging es bei dieser nicht mehr nur um den Medikamentenkonsum, sondern auch um dessen Folgen, die lebensbedrohlich sein können. Das Ergebnis hat die Experten ernüchtert: "Am Einnahmeverhalten hat sich praktisch nichts geändert", stellt Küster auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main im März 2012 fest. "Die Warnungen sind quasi verpufft." Die Daten zeigten ausserdem, dass mehr als die Hälfte der Sportler, die Schmerzmittel genommen hatten, unter Nebenwirkungen litt.
Da meistens Nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure eingenommen wurden, dominierten Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich und an den Nieren: Blutiger Urin, blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Herz-Kreislauf Probleme, resümiert Küster das Spektrum. Einige Läufer erlitten ein akutes Nierenversagen, einige Sportler, die Acetylsalicylsäure geschluckt hatten, bekamen einen Herzinfarkt oder behandlungsbedürftige blutende Magengeschwüre in den ersten Stunden nach Beendigung des Marathons.
Schmerzmittel: mehr Aufklärung
"Freizeitsportler müssen über diese Risiken weiter aufgeklärt werden", forderte Küster. "Wer schon vor dem Lauf unter starken Gelenkschmerzen leidet, sollte nicht mitlaufen." Schmerzmittel sollten, wenn überhaupt, erst nach dem Lauf eingenommen werden und auch erst dann, wenn der Kreislauf zur Ruhe gekommen und der Läufer ausreichend Flüssigkeit getrunken hat.
Herz-, Kreislauf- und Nierenprobleme lassen sich Küster zufolge mit isotonen Lösungen, die ein Gramm Kochsalz pro Liter enthielten, vermeiden. Wichtig sei eine gründliche Vorbereitung und ein guter sportmedizinischer Check. "Wer plant, an einem Marathon teilzunehmen, sollte sich darauf ein Jahr lang vorbereiten und nicht einfach drauflos laufen. Regelmässiges Training lasse die Schmerzschwelle steigen.
Foto: © Christa Nöhren/pixelio