Risikotest hilft Typ 1 Diabetes bei Kindern früh zu erkennen

Diabetes Typ 1 wird bei Kindern oft zu spät erkannt. In Bayern wird jetzt ein Risikotest kostenlos angeboten
Deutschland zählt zu Spitzenreitern bei Typ 1 Diabetes im Kindesalter. Hochrechnungen zufolge sind hierzulande etwa 30.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren von der chronische Autoimmun- und Stoffwechselerkrankung betroffen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt, kann es zu einer so genannten Ketoazidose kommen. Hierbei führt der chronische Insulinmangel zu einer Hyperglykämie (Überzuckerung), die Hirnfunktion und Denkleistung langfristig beeinträchtigen kann.
Das Risiko einer lebensgefährlichen Ketoazidose ist besonders groß, wenn der Typ 1 Diabetes noch nicht diagnostiziert wurde. Wie Wissenschaftler von der Münchner Forschergruppe Diabetes berichten, wird bei etwa jedem dritten Kind die Diabetes-Erkrankung erst aufgrund dieser lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung überhaupt erkannt. „Dies gilt es unbedingt zu vermeiden“, sagt Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München. Das Institut hat deshalb einen Bluttest entwickelt, mit dem das Erkrankungsrisiko für Typ 1 Diabetes schon bei Kleinkindern ermittelt werden kann.
Kinderärzte in Bayern bieten den Früherkennungstest kostenlos an
Im Rahmen des Pilotprojekts „Fr1da“ bieten Kinderärzte diesen Früherkennungstest nun bayernweit für Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren kostenlos an. Kinder und Erwachsene, die Verwandte mit Typ 1 Diabetes und daher ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben, können ebenfalls von dem Test profitieren. Dabei werden nicht nur Diabetesgene analysiert, sondern auch diabetesspezifische Autoantikörper im Blut gemessen: „Ein regelmäßiges Inselautoantikörper-Screening im Frühstadium des Diabetes Typ 1, das heißt vor dem Auftreten von Symptomen, stellt einen effektiven Nutzen dar“, sagt Diabetesforscherin Ziegler. „Studien haben nachgewiesen, dass dies das Auftreten von Ketoazidosen verhindern und den Krankenhausaufenthalt bei Ausbruch der Erkrankung verkürzen kann. Außerdem lässt sich der Diabetes besser behandeln, wenn er frühzeitig diagnostiziert wird“. Langfristig hoffen die Forscher, auch Folgeerkrankungen des Diabetes wie Schädigungen der Nerven oder Augen verhindern zu können.
Das Pilotprojekt wurde vom Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München initiiert. Das bayerische Gesundheitsministerium hat die Schirmherrschaft übernommen. Kooperationspartner sind unter anderem die Technische Universität München und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Noch ist Diabetes Typ 1 nicht heilbar
Anders als Diabetes Typ 2 ist der Typ 1 nicht lebensstilbedingt. Beim Diabetes Typ 1 zerstört das körpereigene Immunsystem die Insulin produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Betroffene müssen deshalb Insulin spritzen. Eine Heilung gibt es bislang nicht. Allerdings laufen mehrere Präventionsstudien, die je nach Stadium der Erkrankung entweder den Ausbruch des Diabetes Typ 1 verhindern oder die noch vorhandenen Betazellen erhalten sollen.
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