Risiko für Herzmuskelentzündung durch Covid-19 höher als durch Impfung

Auf 100.000 mRNA-Imfungen kommen ein bis zehn Herzmuskelentzündungen – viermal weniger als durch Covid-19 – Foto: © Adobe Stock/ sasun Bughdaryan
Corona-Impfungen haben das Ziel, Menschen vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Gleichzeitig bergen sie das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen. Über Herzmuskelentzündungen wird vor allem nach einer Impfung mit mRNA-Impfstoffen berichtet. Doch die sogenannte Myokarditis tritt auch als Folge einer Covid-19-Infektion auf. Die Frage ist nun: Welche Form der Immunisierung birgt das größere Risiko für eine Myokarditis?
Covid-19 ist schlimmer für das Herz
Daten aus den USA, Großbritannien und Israel zeigen übereinstimmend: Die Häufigkeit einer impfbedingten Herzmuskel- oder einer Herzbeutelentzündung durch einen mRNA-Impfstoff beträgt im Schnitt ein bis zehn Fälle pro 100.000 Impfungen. Das Myokarditis-Risiko durch eine Covid-19-Erkrankung ist jedoch mindestens um das Vierfache höher als das einer impfbedingten Herzmuskelentzündung.
Zudem erhöht sich für Ungeimpfte deutlich das Risiko für andere Herzrisiken, etwa Rhythmusstörungen und Herzinfarkt, sowie für akute Nierenschäden und Lungenembolien. „Wir appellieren daher an alle, ganz besonders Ältere und Personen mit einem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf, sich vollständig impfen, beziehungsweise ihren Impfschutz mit einem Booster auffrischen zu lassen“, sagt Kardiologe Prof. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Junge Männer haben höheres Impfrisiko
Impfdaten aus Deutschland zeigen, dass das Risiko einer Myokarditis nach einer mRNA-Impfung zwar vorhanden ist, aber sehr gering. Wie das Paul Ehrlich-Institut (PEI) in seinem Sicherheitsbericht vom Dezember 2021 betont, treten die Fälle in Übereinstimmung mit anderen, internationalen Daten überwiegend bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 29 Jahren auf – meist innerhalb von wenigen Tagen und häufiger nach der zweiten Dosis einer mRNA-Covid-19-Impfung.
Die ganz überwiegende Mehrheit der Patienten mit einer Myokarditis oder Perikarditis (Herzbeutelentzündung) nach Impfung mit mRNA-Impfstoffen spricht laut PEI gut auf Behandlung und Ruhe an und sie fühlen sich schnell besser, auch wenn im Einzelfall schwerwiegendere Verläufe beobachtet wurden. Generell sollen Patienten und Ärzte/medizinisches Fachpersonal nach einer Covid-19-Impfung auf die Zeichen einer Herzentzündung achten, rät das PEI.
Zeichen für eine Herzmuskelentzündung sind:
Atemnot bei Anstrengung,
– Herzrasen,
– Herzstolpern (Rhythmusstörungen),
– Herzschmerzen (vor allem bei einer Perikarditis)
– unerklärliche Müdigkeit und Abgeschlagenheit,
– körperliche Schwäche.
Uneindeutige Symptome
Gerade bei leichten Herzmuskelentzündungen sein die Symptome oft unspezifisch, betont Kardiologe Meinertz. Ein einzelnes Leitsymptom gebe es nicht. „Im Fall einer Covid-19-Erkrankung gehen die ersten Anzeichen einer Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung in den allgemeinen Infektionsbeschwerden unter und werden nicht aufs Herz bezogen“, erklärt Meinertz. Aufmerksam sollte man werden, wenn nach dem Abklingen der Infektionssymptome (Fieber, Schwindel, Muskelschmerzen, Durchfall) diese Beschwerden anhalten bzw. neu auftreten.
Sechs Monate auf Sport verzichten
Intensive sportliche Aktivitäten sollten nach einer sicher anzunehmenden Myokarditis etwa sechs Monate vermieden werden und erst nach einer kardiologischen Kontrolluntersuchung mit unauffälligen Befunden wieder aufgenommen werden, rät der Experte.
Die Langzeitprognose nach einer akuten, nicht wesentlich kompliziert verlaufenen Virusmyokarditis ist nach Angaben der Herzstiftung überwiegend positiv. Bei etwa 70 Prozent der Patienten ist von einer kompletten Heilung auszugehen. Bei einigen Betroffenen bleiben leichte Beschwerden durch eine Vernarbung im Herzmuskel, wie etwa leichte Rhythmusstörungen, zurück. Bei Patienten mit bereits vorhandener ausgeprägter Herzinsuffizienz ist die Prognose hingegen deutlich schlechter.