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Rente reicht oft nicht für die Pflegekosten

Sonntag, 16. Februar 2014 – Autor: Michael Schulz
Die Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege ist im Jahr 2012 auf rund 439.000 gestiegen. Im Vergleich zu 2011 ist das ein Anstieg von 3,8 Prozent. Die Verbände schlagen Alarm.
40 Prozent aller Pflegebürftigen auf Sozialhilfe angewiesen

Oft reicht das eigene Geld für die Pflege nicht aus – Foto: Alexander Raths - Fotolia

Im Jahr 2012 erhielten in Deutschland rund 439.000 Menschen Hilfe zur Pflege. Gegenüber 2011 stieg die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger um 3,8 Prozent. Das hat das Statistische Bundesamt aktuell mitgeteilt. Das Amt beziffert die Ausgaben für diese Leistungen in 2012 auf rund 3,2 Milliarden Euro (plus 4,5 Prozent).

Gezahlt werden die Leistungen dann, wenn der Pflegebedürftige die Pflegekosten weder selbst tragen kann noch eine andere Seite — wie beispielsweise die Pflegeversicherung — die Kosten übernimmt.

Erhöhung der Leistungen der Pflegeversicherung nötig

Für den Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) sind die Zahlen alarmierend. Er fordert „eine spürbare Entlastung für die Heimbewohner durch eine Erhöhung der Leistungen der Pflegeversicherung“. „In den letzten Jahren wurden die Zuschüsse der Pflegeversicherung für Heimbewohner nicht angehoben. Sehenden Auges wurden damit alle Kostensteigerungen auf die Bewohnerinnen und Bewohner, auf deren Angehörige und letztlich auch auf die Sozialhilfe abgeschoben“, kritisiert bpa-Präsident Bernd Meurer.

Ähnlich sieht dies auch Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Vorsitzende der diesjährigen Gesundheitsministerkonferenz. Sie sagte: „Um die Entwicklung zu bremsen, müssen wir die Pflegeleistungen verbessern und die Voraussetzungen in den Kommunen schaffen, dass ältere Menschen länger in ihrer Wohnumgebung leben können“.

Paritätischer erklärt Pflegeversicherung für gescheitert

Deutlicher wird der Paritätische Wohlfahrtsverband auf Bundesebene. Für ihn sind die Zahlen des Statistischen Bundesamtes ein „Beleg des Scheiterns der Pflegeversicherung“. Der Verband macht auf eigene Berechnungen aufmerksam, wonach mittlerweile über 40 Prozent der Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen sei.

„Das Ziel der Pflegeversicherung, Menschen im Falle der Pflegebedürftigkeit zuverlässig vor Armut zu schützen, ist komplett gescheitert. Nicht einmal zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung ist die Sozialhilfe für Pflegebedürftige in Heimen quasi zum Regelfall geworden und die Pflegeversicherung damit ad absurdum geführt“, kritisiert der Pflegeexperte und Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes Werner Hesse.

Der Paritätische fordert die Einsetzung eines Runden Tisches von Politik, Pflegekassen und Verbänden, um die Pflegeleistungen neu zu organisieren. „Wir brauchen einen kompletten Neuanfang, damit Menschen nicht massenhaft in Armut stürzen, sobald sie pflegebedürftig werden“, so Werner Hesse.

© Alexander Raths - Fotolia.com

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