Informationen werden vom Gehirn unter anderem als räumliche Erinnerung gespeichert. Wie man heute weiß, passiert dabei vieles sprichwörtlich im Schlaf. Insbesondere die Traumphase (REM-Phase) soll an der Informationsspeicherung beteiligt sein. Bislang konnte jedoch nie ein kausaler Zusammenhang zwischen REM-Schlaf und Erinnerung nachgewiesen werden, da die Aktivität von Nervenzellen während des REM-Schlafs nicht isoliert untersucht werden konnte.
Einem internationalen Forscherteam ist die nun offenbar gelungen. Mit Hilfe einer relativ neuen Technik, der Optogenetik, konnte das kanadisch/schweizerische Team erstmals einen kausalen Zusammenhang zwischen dieser Schlafphase und der räumlichen Erinnerung nachweisen. Die Studie wurde im Journal «Science» publiziert.
REM-Schlaf verfestigt Informationen des GPS
In der Studie wurden Mäuse so trainiert, dass sie eine räumliche Orientierungs-Aufgabe lösen konnten. Während des Schlafs der Tiere wurden jene Nervenzellen des Hippocampus, die für die räumliche Erinnerung zuständig sind, mittels Lichtimpulsen (Optogenetik) unterdrückt. Fand diese Unterdrückung während der REM-Phase statt, war die Erinnerung am nächsten Morgen signifikant schwächer, als wenn sie während einer anderen Schlafphase vorgenommen wurde. „Dies zeigt, dass die REM-Phase für die räumliche Erinnerung nötig ist“, kommentiert Prof. Antoine Adamantidis von der Universität Bern die Ergebnisse.
Gedächtnisverlust durch gestörte Traumphase?
Die Forscher hoffen nun, die Studienergebnisse für die Behandlung von Schlafstörungen nutzen zu können. Schlafmangel wird mit mehreren Erkrankungen in Verbindung gebracht – darunter auch neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer. «Auffallend ist, dass die REM-Phase in solchen Krankheiten oft massiv gestört ist», sagt Adamantidis. «Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine unterbrochene REM-Phase offenbar direkt zu einem Gedächtnisverlust führt, wie sie etwa bei Alzheimer auftritt.» Allerdings könnte es auch genau umgekehrt sein. Was Henne und was Ei ist, müssen weitere Studien zeigen.
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