Register liefert erste Daten zu Rheuma und COVID-19

Rheuma-Register: Eine aktive Rheumaerkrankung ist ein Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf – Foto: ©auremar - stock.adobe.com
Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen nachweislich das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Explizit gehören Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas dazu. Unklarheit besteht bislang jedoch zu Autoimmunerkrankungen wie Rheuma.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hatte darum schon vor Monaten ein COVID-19-Register aufgelegt, in dem bislang die Daten von 468 Rheumapatienten gesammelt wurden. Erfasst wird, wie viele der registrierten Patienten wegen COVID-19 im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation mit oder ohne Beatmung behandelt werden müssen. Zudem werden Alter, Begleiterkrankungen und Rheumamedikamente registriert.
Jeder vierte Rheumapatienten wegen COVID-19 im Krankenhaus
Nun liegt eine erste Auswertung des Registers vor. Im Rahmen der Analyse werteten die Experten der Fachgesellschaft einen COVID-19-Verlauf dann als schwer, wenn der jeweilige Patient stationär in eine Klinik aufgenommen werden musste. Dies war bei mehr als jedem vierten der insgesamt 468 registrierten Patienten der Fall: 136 Patienten mussten hospitalisiert werden, 26 benötigten eine Beatmung. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist der Anteil der hospitalisierten Patienten relativ hoch.
Alter spielt auch bei Rheumapatienten eine große Rolle
Besonders häufig waren ältere Rheumapatienten von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen. Über 65-Jährige hatten demnach ein 2,24-mal, über 75-Jährige sogar ein fast 4-mal so hohes Hospitalisierungsrisiko wie jüngere Patienten. Auch die Art und Anzahl der zusätzlichen Begleiterkrankungen beeinflusste den Verlauf der Erkrankung deutlich. Patienten, die zusätzlich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, eine chronische Nierenerkrankung oder eine Lungenerkrankungen wie eine ILD oder COPD hatten, erlitten deutlich häufiger einen schweren COVID-19-Verlauf.
Damit bestätigen die Registerdaten zunächst die auch für die Allgemeinbevölkerung geltenden Erkenntnisse zu SARS-CoV-2, wonach bestehende Herz-, Nieren –oder Lungenerkrankungen kritische Vorerkrankungen sind.
Kortisoneinnahme und Krankheitsaktivität sind Risikofaktoren
Doch die Analyse brachte auch rheumaspezifische Risikofaktoren zu Tage, die mit der Erkrankung selbst oder deren Therapie in Verbindung stehen. Bei Rheumapatienten, die täglich mehr als 5 mg Glukokortikoide einnahmen, war das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf um das 3,67-Fache erhöht. Bei Patienten, deren aktuelle Krankheitsaktivität als moderat bis hoch eingeschätzt worden war, war das Risiko doppelt so hoch wie für Patienten mit niedriger Rheumaaktivität.
„Der Zusammenhang zwischen einer erhöhten entzündlich-rheumatischen Krankheitsaktivität und einem schweren Covid-19-Verlauf ist hier zum ersten Mal dokumentiert“, sagt Professor Christof Specker Leiter der „Ad hoc Kommission COVID-19 Register“ der DGRh. Aus den Registerdaten lasse sich daher die dringende Empfehlung ableiten, während der Pandemie auf eine möglichst gute medikamentöse Kontrolle der rheumatischen Grunderkrankung zu achten.
Glukokortikoiddosis sollte gesenkt werden
Wo immer möglich solle auf die dauerhafte Gabe höher dosierter Glukokortikoide verzichtet werden. „Hier kommt der Behandlung mit Biologika eine wichtige Rolle zu“, sagt Specker. Mit ihnen lasse sich die Krankheitsaktivität wirksam kontrollieren und zugleich die Glukokortikoiddosis senken. Glukokortikoide wirken aufs Immunsystem. Umgangssprachlich werden sie auch als Kortison bezeichnet.
Die Registerdaten werden monatlich aktualisiert und sind online einsehbar unter „Covid19-rheuma.de“
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