Register für Stammzelltransplantationen legt Heilungsraten bei Blutkrebs offen
Im Deutschen Register für Stammzelltransplantationen (DRST) sind alle Patienten registriert, die von 1998 bis 2012 in Deutschland Blutstammzellen transplantiert bekommen hatten. Erstmals bekamen nun die Kliniken die Überlebensraten ihrer Patienten mitgeteilt. Normalerweise haben Kliniken keinen Zugriff auf die Daten. Aus den Daten geht außerdem hervor, wie viel Prozent der transplantierten Patienten deutschlandweit im Durchschnitt die ersten fünf Jahre nach der Transplantation überlebten. Demnach können bundesweit etwa die Hälfte der erwachsenen Patienten mit einer akuten myeloischen Leukämie (AML) mit einer Stammzelltransplantation geheilt werden. Bei anderen Blutkrebsformen wie Myelodysplastisches Syndrom (MDS) und Myeloproliferative Neoplasien (MPN) liegen die bundesweiten 5-Jahres-Überlebensraten im Schnitt bei rund 40 Prozent. Ein Patient gilt als geheilt, wenn es fünf Jahre nach der Transplantation zu keinem Rückfall gekommen ist.
MH Hannover liegt bei AML, MDS und MPN über dem Bundesdurchschnitt
Wie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mitteilt, war die MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation bei bestimmten Blutkrebserkrankungen überdurchschnittlich erfolgreich: So waren 62 Prozent der AML-Patienten fünf Jahre nach der Stammzelltransplantation noch am Leben (bundesweit 50 %) und von den Patienten mit MDS oder MNP überlebten 52 Prozent (bundesweit 40 %). Die Daten beziehen sich auf Stammzelltransplantationen, die im ersten halben Jahr nach der Diagnose bestimmter Blutkrebserkrankungen durchgeführt wurden. „Die erstmalige Erfassung ist eine Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind und den Vergleich mit anderen Zentren nicht scheuen müssen“, sagte Professor Dr. Arnold Ganser, Leiter der MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation. Eine solche Auswertung helfe auch Patienten bei ihrer Entscheidung, wo sie sich transplantieren lassen wollten.
An der MHH wurden in den vergangenen Jahren zwischen 20 und 45 Erwachsene pro Jahr mit einer AML allogen transplantiert, bei den MDS waren es bis zu 22 Patienten pro Jahr. Insgesamt wurden an den 45 deutschen Zentren in 2012 mehr als 3.100 allogene Knochenmark-/Blutstammzelltransplantationen bei Erwachsenen durchgeführt. In 2.900 Fällen handelte es sich um Ersttransplantationen, davon 35,8 Prozent bei AML und 16,6 Prozent bei MDS. Die Tendenz ist seit zehn Jahren steigend.
Blutstammzelltransplantation, wenn andere Therapien versagen
Allogene Blutstammzelltransplantationen werden durchgeführt, wenn Patienten mit Blutkrebs auf eine Strahlen- oder Chemotherapie nicht ansprechen. Bei der AML verdrängen Krebszellen in Knochenmark und Blut die normale Blutbildung. MDS sind Knochenmarks-Erkrankungen, bei denen die Blutbildung gestört ist und die in eine AML übergehen können. Bei MPN handelt es sich um Bluterkrankungen, die aufgrund krebsartig veränderter Stammzellen entstehen.
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