Refluxösophagitis: Endoskopie nicht immer nötig
Eine Refluxösophagitis ist eine entzündliche Veränderung Speiseröhre (Ösophagus), die durch den Rückfluss (Reflux) des sauren Magensaftes hervorgerufen wird. Sie wird daher häufig auch als Refluxkrankheit oder nach ihrem häufigsten Symptom als chronisches Sodbrennen bezeichnet. Etwa sieben Prozent der Deutschen leiden täglich unter Sodbrennen. Manchmal tritt bei der Refluxösophagitis auch ein unspezifischer Brustschmerz ohne Sodbrennen auf, was die Abgrenzung von Herzbeschwerden schwierig machen kann.
Viele Ärzte raten bei einer Refluxösophagitis routinemäßig zu einer Endoskopie (Magenspiegelung), da der chronisch saure Reflux und die daraus resultierende Schleimhautveränderung (Barrett-Ösophagus) das Risiko eines Speisenröhrenkarzinoms erhöhen. Andererseits beträgt das jährliche Risiko für Speiseröhrenkrebs bei über 50-Jährigen mit chronischem Sodbrennen nur 0,04 Prozent, und gleichzeitig hatten 40 Prozent der Patienten, die ein Speiseröhrenkarzinom entwickeln, vorher kein Sodbrennen. Da die Endoskopie nicht ohne Risiken ist, müssen sich Ärzte, die zu oft endoskopieren, also unter Umständen den Vorwurf der Überdiagnostik gefallen lassen. Und die Fachgesellschaften sind sich bei Indikationsstellung zur Endoskopie bisher nicht einig.
Empfehlung zur Endoskopie bei Refluxösophagitis
Forscher des American College of Physicians (ACP) haben nun aus den Empfehlungen der größten US-amerikanischen Fachgesellschaften Regeln entwickelt, die Ärzten die Entscheidung für oder gegen die Endoskopie erleichtern können. Demnach ist eine Endoskopie induziert, wenn folgende Symptome vorliegen:
- Neben dem Sodbrennen treten Schmerzen oder Probleme beim Schlucken, Blutungen, Gewichtsverlust oder wiederholtes Erbrechen auf.
- Die Symptome bessern sich auch nach einer achtwöchigen Therapie mit Protonenpumpenhemmern (PPI) nicht.
- Schwere erosive Ösophagitis, die auf eine PPI-Therapie nicht anspricht; eine Einengung der Speiseröhre in der Vorgeschichte; wiederkehrende Dysphagiebeschwerden.
Bei folgenden Symptomen kann, aber muss nach Meinung der Forscher nicht endoskopiert werden:
- Chronisches Sodbrennen bei Männern über 50 Jahren, die zusätzliche Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder einen hohen intraabdominellen Fettanteil aufweisen.
- Nach einem Barrett-Befund kann eine regelmäßige Überwachung sinnvoll sein. Dabei genügt allerdings ein Abstand von drei bis fünf Jahren, sofern die Schleimhaut der Speiseröhre noch nicht kanzerös entartet ist.
Vor allem Männer über 50 Jahren betroffen
Bei den meisten Patienten mit Refluxösophagitis ist also zunächst keine Endoskopie erforderlich, erklären die Experten vom Clinical Guidelines-Komitee des ACP. Auch sollte zwischen Männern und Frauen differenziert werden, so die Experten. 80 Prozent der Speiseröhrenkarzinome treten bei Männern auf, und das meistens nicht vor dem 50. Lebensjahr. Auch könnten Patienten, bei denen schon einmal ein Karzinom oder ein Barrett-Ösophagus durch eine Endoskopie ausgeschlossen worden sei, beruhigt sein, denn die Wahrscheinlichkeit, bei einer wiederholten Endoskopie doch noch auf einen Befund zu stoßen, sei gering. „Der unangemessene Einsatz der Endoskopie im oberen Verdauungstrakt trägt nicht dazu bei, die Gesundheit der Patienten zu verbessern", schreiben die Forscher. Vielmehr würden die Patienten durch eine Endoskopie unnötigen Risiken ausgesetzt.
Grundsätzlich ist es das Ziel einer Therapie der Refluxösophagitis, die negativen Auswirkungen der Magensäure zu unterbinden. Dabei sollte auch versucht werden, die Risikofaktoren (starkes Übergewicht, Rauchen, Alkohol, fettreiche Speisen, Essen kurz vor dem Schlafengehen) zu minimieren. Medikamentös sind Protonenpumpenhemmer das Mittel der ersten Wahl für eine Langzeittherapie. Sie legen die Säurebildung in den Magenzellen lahm.
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