Raucher leiden öfter an postoperativen Wundheilungsstörungen und Infektionen
Rauchen führt zu einem Sauerstoffmangel in den Geweben durch eine Gefäßverengung in der Körperperipherie. Die Minderdurchblutung ist besonders nach Operationen schädlich, denn zur Wundheilung muss das Gewebe gut durchblutet sein. Blut und Blutbestandteile verhindern Infektionen und bringen Aufbaustoffe in den verletzten Bereich. Durch das Rauchen wird die Durchblutung jedoch stark verringert, wodurch die Heilung der Knochen, Bänder und Sehnen verzögert oder gar verhindert wird.
Bis zu fünfmal mehr Komplikationen
Neueste wissenschaftliche Daten zeigen, dass Raucher häufiger an Infekten und Knochenheilungsstörungen nach orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen wie Gelenkersatz, Knochenbrüchen oder Wirbelsäulenoperationen leiden. Das Komplikationsrisiko wird auf das zwei- bis fünffache beziffert. Außerdem dauert die Knochenheilung nach Brüchen und Osteotomien durchschnittlich vier Wochen länger als bei Nichtraucherinnen und Nichtrauchern.
"Bei gewissen Sehnen- und Bandverletzungen kann das Risiko für Infektionen und eine verzögerte Wundheilung sogar um das Vierfache ansteigen“, sagt Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie am Kepler Universitätsklinikum, Linz, Österreich.
Rauchpause für drei Monate
„Eine Rauchpause von 12 Wochen – beginnend sechs Wochen vor der Operation bis sechs Wochen nach der Operation – kann aber dieses Risiko um 50 Prozent vermindern“, so der Experte.
Bei ungeplanten Eingriffen nach Unfällen sei natürlich eine präoperative Rauchpause nicht möglich, jedoch bringe auch noch eine Rauchpause unmittelbar nach einem Unfall deutlich höhere Chancen auf ein besseres Heilungsergebnis.
Linzer Rauchpause-Programm wird wissenschaftlich begleitet
Das Kepler Universitätsklinikum bietet im Rahmen eine Studie Patienten ein „Rauchpause“-Programm an. In einer speziellen Ambulanz werden die Patienten über die Auswirkungen des Rauchens beraten und erhalten eine Nikotinersatztherapie. Dabei werden Stoffwechselprodukte und Giftstoffe des Rauchens im Körper bestimmt und überwacht. So werden etwa Atemtests durchgeführt, um den CO-Gehalt in der Atemluft zu messen, sowie eine Cotinin-Testung im Urin statt, um zu erheben, ob es unter einer Nikotinersatztherapie zu einer signifikanten Reduktion von Nikotin bzw. der Nikotinmetaboliten kommt. Zusätzlich werden sämtliche relevanten klinischen Fragen zur Gelenksfunktion und Lebensqualität erhoben und eine Nachbehandlung nach einem festen Protokoll durchgeführt.
„Wir sind uns im Klaren, dass ein Rauchstopp nicht einfach ist, aber ist nicht doch die Aussicht auf eine rasche Genesung den Versuch wert?“, sagt der Initiator des Rauchpause-Programms Prof. Nikolaus Böhler. „Ein positiver Zusatzeffekt wäre, dass möglichst viele der Patientinnen und Patienten, die eine Rauchpause durchhalten, danach nicht mehr mit dem Rauchen anfangen.“ Rauchverzicht schaffe somit nicht nur raschere Genesung, sondern unterstützt dauerhaft die Gesundheit und spare auch Geld.