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Rauchen: Fürs Aufhören ist es nie zu spät

Freitag, 7. Januar 2022 – Autor:
17, 5 Millionen Raucher gibt es in Deutschland, knapp 80 Prozent davon rauchen täglich. Spätestens wenn man älter wird, beginnt sich das zu rächen. Irgendwann dann vielleicht der erste Herzinfarkt als Warnschuss. Alles zu spät? Stimmt nicht, sagen Experten. Selbst im Seniorenalter kann man mit dem Ausstieg noch Lebenszeit gutmachen – im Idealfall sogar Jahre.
Raucher zündet Zigarette an den Kerzen einer Geburtstagstorte an.

Wer im Seniorenalter das Rauchen sein lässt, wird vielleicht nicht 99. Einer US-Studie zufolge können jedoch im Idealfall bis zu fünf Jahre an Lebenszeit zurückgewonnen werden. – Foto: AdobeStock/Anneke

Millionen von Rauchern in Deutschland greifen seit Jahren oder gar Jahrzehnten zur Zigarette. Irgendwann, mit zunehmendem Alter, kann sich das in Form von gravierenden Erkrankungen rächen: als Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenkrebs oder Raucherbein; oder als die für Raucher typische Krankheit COPD mit einer chronischen Verengung der Atemwege und permanenter Atemnot. Manchmal kommt dann der Schuss vor den Bug: ein Herzanfall (Angina Pectoris), ein leichter erster Herzinfarkt – oder einfach die Erfahrung, dass man bei einfachen Alltagsbeschäftigungen wie dem Treppensteigen immer schneller aus der Puste ist.

„Rauchstopp lohnt sich schon kurz nach der letzten Zigarette“

Ist dann sowieso alles egal – oder hat man auch im Alter die Chance, durch einen Rauchstopp Lebensqualität – und Lebensjahre – zurückzugewinnen? „Fürs Aufhören ist es nie zu spät“, schreibt das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. Und in einer Patienteninformation der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) heißt es: „Ein konsequenter Rauchstopp lohnt sich schon kurze Zeit nach der letzten Zigarette.“ Was man weiß, aber nicht wahrnimmt, ist: Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Langzeitrisiko für typische Folgeerkrankungen zu sinken. Ein bestimmter Teil des Erfolgs ist aber bereits innerhalb der ersten Stunden, Tagen und Wochen im Körper zu spüren: Der Kreislauf ist stabiler, bei körperlicher Anstrengung fällt das Atmen deutlich leichter. Hier die Effekte eines Rauchstopps in griffigen Zahlen:

Rauchstopp: So schnell regeneriert sich der Körper

  • Innerhalb von acht Stunden dockt das giftige Gas Kohlenmonoxid an den roten Blutkörperchen ab – und macht wieder Platz für den Bestandteil der Atemluft, der dort hingehört: lebensnotwendiger Sauerstoff.
  • Schon nach 24 Stunden geht das Risiko für einen Herzinfarkt leicht zurück.
  • Nach 48 Stunden beginnen sich die Nervenenden in Mund und Nase zu regenerieren: Man kann wieder besser riechen und schmecken.
  • Innerhalb einer Zeitspanne zwischen zwei Wochen und dreim Monaten (ja nach Stärke und Länge des Rauchens) stabilisiert sich der Kreislauf wieder.
  • Innerhalb weniger Monate reinigt sich die Lunge. Die Verschleimung der Atemwege nimmt spürbar ab. Der Effekt: ein längerer Atem bei körperlicher Bewegung wie beim Treppensteigen und beim Sport.
  • Innerhalb einiger Jahre verringert man das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen, die mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden.
  • Zehn Jahre nach Rauchstopp ist das Lungenkrebsrisiko eines Ex-Rauchers halb so groß, wie wenn dauerhaft weitergeraucht worden wäre.
  • Nach 15 Jahren: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist nahezu gleich groß wie bei Nichtrauchern.

(Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA)

Ex-Raucher sterben 2,6 Jahre früher als Nichtraucher

Auch wer im Seniorenalter ist, kann durch einen Ausstieg aus dem Rauchen Lebensjahre zurückgewinnen. Das zeigt eine Studie mit 490.000 Menschen über 60 aus Europa und den USA. Demnach sterben ehemalige Raucher im Schnitt um knapp 2,6 Jahre früher als Nichtraucher. Nur: Würden dieselben Menschen unbeeindruckt von den Risiken weiterrauchen wie bisher, wäre der Verlust zweieinhalbmal so groß: Wer bei der Zigarette bleibt, verliert im Durchschnitt nämlich 6,7 Lebensjahre. Für Senioren, die mehr als elf Zigaretten pro Tag konsumieren, ist der Verlust an Lebenszeit sogar noch höher.

„Rauchstopp selbst mit 80 noch sinnvoll“

„Je früher der Rauchstopp gelingt, desto näher kommen Ex-Raucherinnen und Ex-Raucher wohl an die Lebenserwartung von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern heran“, schreibt das österreichische Fachportal „Medizin-Transparent“. Das gelte gleichermaßen für Frauen und Männer. „Sogar ein Ausstieg in noch höherem Alter scheint sich auszuzahlen: Selbst ein Stopp mit 80 Jahren ermöglicht es offenbar, noch Lebenszeit dazugewinnen.“

Rauch-Ausstieg: Je früher, desto größer der Effekt

Auch wenn es (selbst im Seniorenalter) nie zu spät ist, gilt freilich: je früher, desto erfolgversprechender. In einer Verbraucherinformation der Stiftung Warentest heißt es: „Wer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren mit dem Rauchen aufhört, hat fast die gleiche Lebenserwartung wie diejenigen, die nie geraucht haben. Nur um etwa ein Jahr verkürzt sich die durchschnittliche Lebenserwartung derjenigen, die zwischen 35 und 44 Jahren den Zigaretten abschwören.“

Rauch-Ausstieg senkt auch Sterberisiko bei Corona

Wer zudem jetzt, in Pandemiezeiten, aussteigt, senkt zugleich sein Risiko, an Covid-19 zu sterben. Einer im Frühjahr 2021 veröffentlichten US-Studie zufolge ist bei Langzeitrauchern das Risiko um rund 30 Prozent höher als bei Nichtrauchern, bei Covid-19 ins Krankenhaus zu müssen wie auch an der Viruserkrankung zu sterben.

EU will Raucher-Anteil bis 2040 auf fünf Prozent drücken

Vom Rauchen loszukommen, ist ein Kraftakt, der meist nur mit Hilfe Dritter gelingt: mit medizinischer und psychotherapeutischer Unterstützung, Nikotinersatzprodukten oder einer Kombination daraus. Eine sehr aktuelle Therapieform in Erprobung ist die „transkranielle Magnetstimulation“. Weil das so schwer ist, empfehlen Experten deshalb, erst lieber gar nicht damit anzufangen. Die EU-Kommission hat sich das Ziel gesteckt, die Rauchquote auf dem Gebiet der Europäischen Union bis zum Jahr 2040 von derzeit 25 Prozent auf unter fünf Prozent drücken. Erreicht werden soll das unter anderem mit einer empfindlich höheren Verteuerung von Tabakprodukten durch höhere Besteuerung.

Hauptkategorie: Prävention und Reha
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