Rauchen beschleunigt rheumatische Erkrankungen
Etwa 4.000 Substanzen gelangen mit jedem Zug an einer Zigarette in die Lungen. Die meisten Schadstoffe verteilen sich über den Blutkreislauf im Körper. Rauchen schädigt deshalb nicht nur die Atemwege, sondern alle Gewebe und Organe. Auch rheumatische Erkrankungen werden dadurch negativ beeinflusst.
Die Gründe sind nach Auskunft von Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der DGRh und Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, nicht genau bekannt: „Wir vermuten aber, dass Rauchen Fehlfunktionen des Immunsystems hervorruft, die bei bestimmten Menschen den letzten Anstoß zur Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis geben können.“ Rauchen, so der Experte, könnte die Bildung der Antikörper fördern, die die Gelenkhaut attackieren und dadurch die Zerstörung der Gelenke in die Wege leiten.
Raucher erkranken häufiger an Arthritis
Studien zufolge erkranken Raucher deutlich häufiger an rheumatoider Arthritis als Nichtraucher. Besonders gefährdet sind Frauen. Bereits weniger als sieben Zigaretten am Tag steigern das Erkrankungsrisiko um mehr als das Doppelte. Das Risiko steigt bereits nach wenigen Jahren an und es hält noch bis zu 15 Jahre nach dem Rauchstopp an.
Raucher haben außerdem ein höheres Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen als nicht-rauchende Rheumapatienten. Zudem schlagen Therapien schlechter an: „Rauchen kann auch die Wirksamkeit von Rheumamedikamenten und hier vor allem der neueren Biologika schwächen,“ erklärt Professor Lorenz: „Diese Patienten benötigen deshalb unter Umständen höhere Dosierungen und sind dadurch vermehrt den Nebenwirkungen der Rheumamittel ausgesetzt.“
Rheuma verschlechtert sich bei Rauchern schneller
Frühere Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Rauchen das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigt. Eine neue Untersuchung aus Schweden ergab, dass es bei Rauchern bereits zu Beginn der Erkrankung häufiger zu einer raschen Zerstörung der Gelenke kommen kann. Emil Rydell von der Universität in Lund und Mitarbeiter haben eine Gruppe von Rheuma-Patienten über mehr als fünf Jahre begleitet. Bei jedem fünften Patienten kam es während dieser Zeit trotz Behandlung zu einer raschen Verschlechterung. Raucher waren besonders häufig betroffen. So kam es bei aktiven Rauchen 3,6-mal häufiger zu einer schnellen Schädigung der Gelenke als bei Nichtrauchern. Bei früheren Rauchern war das Risiko noch um den Faktor 2,79 erhöht.
„Die ersten Monate und Jahre nach Beginn der Symptome sind bei der rheumatoiden Arthritis eine entscheidende Phase“, sagt Professor Lorenz. Eine frühzeitige Behandlung kann heute viele Patienten vor einer Zerstörung der Gelenke und einem Verlust der Lebensqualität bewahren. „Bei Rauchern beobachten wir leider häufig, dass die Erkrankung sich nicht ausreichend kontrollieren lässt“, so der Rheumatologe. Ein Rauchstopp gehört deshalb zu den wichtigsten Begleitmaßnahmen der Rheumatherapie.
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