Die gute Nachricht zuerst: Insgesamt hat sich die Qualität der Pflege in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten verbessert. Vor allem bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sowie im Umgang mit Menschen mit Demenz gab es laut Qualitätsbericht der Krankenkassen Fortschritte im Vergleich zum Bericht aus dem Jahr 2007. In anderen Bereichen gibt es aber noch erhebliche Defizite - etwa, wenn es darum geht, ein Druckgeschwür zu vermeiden. Schwächen zeigten sich auch beim Schmerz- und beim Medikamentenmanagement.
"Die Pflegebedürftigen werden heute besser versorgt als noch vor einigen Jahren", so Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzen-verbandes. "Es gibt aber nach wie vor viel zu tun. Die Tatsache, dass es insgesamt besser geworden ist, heisst nicht, dass es überall gut ist."
Pflegeheime: Bei einigen Kriterien habe sich zu wenig getan
Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) erklärte, der erfreuliche Trend sei das Ergebnis der Qualitätsanstrengungen der Einrichtungen, aber auch der Effekt der MDK-Qualitätsprüfungen und der Pflegetransparenz. "Trotzdem können wir nicht zufrieden sein, weil sich bei einigen Kriterien zu wenig bewegt hat.", so Dr. Pick. "Hier sind die Einrichtungen gefordert, ihr qualitätsgeleitetes Arbeiten auszubauen."
Grundlage des Berichts sind knapp 16 000 Qualitätsprüfungen des medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) zwischen Juli 2009 und Dezember 2010. Die Qualitätsprüfer untersuchten den Pflegezustand von rund 62 000 Pflegeheimbewohnern sowie von rund 45 000 Pflegebedürftigen, die von ambulanten Pflegediensten betreut wurden. Dabei werden die Pflegemassnahmen kontrolliert und die Bewohner nach ihrer Versorgungssituation befragt. Der Fokus richtet sich auf die Versorgungsqualität.
Fortschritte in der Pflegequalität
Fortschritte im Vergleich zum Jahr 2007 konnten die Prüfer etwa bei der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung feststellen. Dennoch zeigt der Report auch hier noch gravierende Mängel auf. So erhielt jeder fünfte, der auf Unterstützung beim Essen und Trinken angewiesen ist, diese Unterstützung nicht im erforderlichen Umfang. In 2007 war es allerdings jeder dritte, insofern hat sich hier die Situation verbessert. Insgesamt war der Ernährungszustand dem Report nach bei 95 Prozent der untersuchten Pflegeheimbewohner angemessen, bei den übrigen fünf Prozent stellten die Prüfer des MDK aber eine "defizitäre Ernährungssituation" fest.
Probleme bei Druckgeschwüren und Schmerzerfassung
Defizite sieht der Report auch beim Medikamentenmanagement, der Erfassung von Schmerzen und der Vermeidung von Druckgeschwüren. Knapp die Hälfte der untersuchten Heimbewohner hatte ein Risiko, sich wundzuliegen und so ein Geschwür zu entwickeln. Doch nur knapp 60 Prozent der Risiko- Patienten wurden angemessen versorgt. Bei der erforderlichen Prophylaxe, wie Lagerungswechsel oder Hilfsmittel, hat sich seit 2007 keine Verbesserung ergeben.
Insgesamt zeigten sich bei der Versorgungsqualität in der ambulanten Pflege ähnliche Trends wie im stationären Bereich: Qualitätsfortschritte gab es beispielsweise bei der Ernährung und der Inkontinenzversorgung. Verbesserungsbedürftig ist hier laut Report die Versorgung von Menschen mit Demenz.
MDS und GKV-Spitzenverband betonten auf einer Pressekonferenz in Berlin, dass die verpflichtenden Qualitätsprüfungen und die Pflegetransparenz Dynamik in die Qualitätsentwicklung in der Pflege gebracht hätten. Es gelte die externen Qualitätsprüfungen auch in Zukunft für weitere Qualitätsverbesserungen zu nutzen. Doch viele Vertreter der Pflege sehen die Qualitätsprüfungen des MDK kritisch: die Ergebnisqualität komme zu kurz, die Patienten würden kaum angeschaut oder befragt. Der Vorstand der Hospiz Stiftung Brysch äusserte gegenüber der dpa sogar Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Daten.
Der vollständige 3. Pflege-Qualitätsbericht unter www.mds-ev.de