Qualität wird Wettbewerbsinstrument Nr. 1
"Qualität wird zum Wettbewerbselement Nr. 1 im Gesundheitswesen. Wir müssen deshalb hin zu einer sektorenübergreifenden Qualitätssicherung, die den Behandlungsprozess an seinen Ergebnissen misst ", sagte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Stefan Kapferer am Donnerstag in Berlin.
Bisher hatte sich die Qualitätssicherung des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) auf den stationären Sektor beschränkt, mit dem Nachteil, dass die Qualität der gesamten Behandlungskette einschliesslich des ambulanten Sektors nicht beurteilt werden konnte. Nun soll nach Angaben des G-BA-Vorsitzenden Dr. Rainer Hess erstmals eine sektorenübergreifende Qualitätssicherung starten, bei der die Versorgungsqualität in der gesamten Behandlungskette bewertet wird. 52 Qualitätsindikatoren hat das AQUA-Institut dafür entwickelt. Demnächst soll ein erster Probelauf bei Katarakt-Operationen, Konisationen und Koronarinterventionen beginnen. Erstmals wird der G-BA mit pseudonymisierten Patientendaten arbeiten und diese länderübergreifend zusammenführen. "Damit wird es möglich, patientenbezogene Behandlungsabläufe und -ergebnisse in der stationären und ambulanten Behandlung zu bewerten", erklärte Hess. "Das ist ein Meilenstein in der Qualitätssicherung."
Patientensicherheit im Zentrum des Kongresses
Im Brennpunkt des Kongresses stand ausserdem die Patientensicherheit. Für den stellvertretenden Vorsitzenden des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Prof. Dr. Matthias Schrappe zugleich wissenschaftlicher Leiter des Qualitätskongresses ist es an der Zeit, Qualitätssicherungsmassnahmen ziel- und ergebnisorientiert umzusetzen. "Nach fünf Jahren der Appelle und öffentlicher Aktionen für mehr Qualität haben wir viel erreicht: Ärzte sprechen heute über ihre Fehler, die Notwendigkeit der Händedesinfektion ist in aller Munde", sagte Schrappe. "Jetzt brauchen wir konkrete Veränderungen in den Rahmenbedingungen, damit Qualitätssicherung einen verbindlichen Charakter bekommt."
Der Sachverständigenrat geht gegenwärtig geht davon aus, dass bei ca. 5 % der medikamentös behandelten Patienten Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auftreten und dass bei etwa 3 - 6 % aller Patienten, die stationär auf internistischen Stationen aufgenommen werden (geschätzt 150.000-300.000), eine UAW Ursache für diese Aufnahme ist. 2,3 % der Patienten verstarben als direkte Auswirkung der UAW.
Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit
Angesichts dieser Zahlen und 56.000 zugelassenen Medikamenten, von denen rund 6.000 Interaktionen bekannt sind, hat das Bundesministerium für Gesundheit 2007 den Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit ins Leben gerufen. Gemeinsam arbeiten Ärzte, Apotheker, Patientenvertreter und das APS daran, Strategien zur Risikovermeidung zu entwickeln und Informationen über Arzneimittel zu verbessern. So wird etwa gemeinsam mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) eine DIN-Norm erarbeitet, die eine farbliche Kennzeichnung von Hochrisikoarzneimitteln im Bereich der Anästhesie beinhaltet. Der Vorsitzende von Gesundheitsstadt Berlin, Ulf Fink sagte dazu: "In der Arzneimitteltherapie besteht ein enormer Handlungsbedarf. Umso wichtiger ist es, dass Massnahmen wie der Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in verbindliche Normen überführt werden."
Ein Höhepunkt des 4. Nationalen Qualitätskongresses war die Verleihung des Deutschen Qualitätspreises. Ausgezeichnet wurde der langjährige Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, Dr. Axel Munte. Der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Dr. Maximilian Gassner, würdigte Munte als "Visionär im Bereich der Qualitätssicherung". Die von Gesundheitsstadt Berlin e.V. gestiftete Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und der bedeutendste nationale Qualitätspreis für das Gesundheitswesen.
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