Qualität der Kliniken: Noch Luft nach oben
Insgesamt bescheinigt der Qualitätsreport den deutschen Kliniken ein hohes Niveau und eine gute Versorgung der Patienten. Auch gebe es deutlich weniger gravierende Mängel als noch im Vorjahr. Allerdings weist der Bericht, den das Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) jetzt veröffentlicht hat, auch auf signifikante Unterschiede zwischen den Kliniken hin.
Für den Report wurden mehr als vier Millionen Datensätze zu 464 Qualitätskriterien aus 30 Therapiebereichen ausgewertet. Dazu gehören unter anderem die Versorgung von Früh- und Neugeborenen, Herzklappenoperationen und Transplantationen. Zum ersten Mal wurden auch Daten zur Häufigkeit Nosokomialer Infektionen erhoben. Sie weisen über die letzten Jahre weitgehend unveränderte Wundinfektionsraten aus. Bei 56 Indikatoren konnte eine Verbesserung in der Qualität festgestellt werden. So hat sich beispielsweise die Zahl der Infektionen bei Neugeborenen verringert. Auch die Transplantationsmedizin weist – anders als die Berichterstattung der letzten Monate glauben lässt – eine gute Versorgungsqualität auf.
Große Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken
Bei 21 Indikatoren haben sich die Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr allerdings auffällig verschlechtert. Welche Kliniken betroffen sind, wird in dem Bericht nicht gesagt. Dass es zwischen Krankenhäusern zudem eklatante Qualitätsunterschiede gibt, ist schon länger bekannt. So zeigte eine Studie der Boston Consulting Group (BCG), dass das Risiko für Komplikationen nach einer Hüftoperation im schlechtesten Krankenhaus bei 17,5 Prozent liegt, während es sonst im Durchschnitt nur 1,5 Prozent beträgt. Auch der Qualitätsreport des AQUA-Instituts sieht beim Einsatz von künstlichen Hüft- und Kniegelenken eine „beträchtliche Spannweite“ der Ergebnisse zwischen den einzelnen Kliniken.
Besonderen Handlungsbedarf sehen die Autoren jedoch nur noch bei einem einzigen Indikator, nämlich beim Einsatz von Herzklappen mithilfe eines Katheters. Im Jahr 2011 wurde noch bei acht Qualitätsindikatoren besonderer Handlungsbedarf gesehen, 2010 bei neun und 2009 sogar bei 21 Indikatoren. Eine Herzklappenoperation mit Kathetern wird dem Bericht zufolge in einigen Krankenhäusern auffällig oft vorgenommen – obwohl internationale Leitlinien dies nur bei Patienten mit einem sehr hohen Risiko empfehlen.
Mehr Transparenz gefordert
Die Gesetzlichen Krankenkassen fordern schon länger, mehr Transparenz für Patienten zu schaffen, damit sie die besten Krankenhäuser auswählen können. Zwar müssen die Krankenhäuser auch heute schon fast 300 der 464 Qualitätsindikatoren veröffentlichen, für Patienten sind diese Daten aber nahezu unverständlich. Die AOK fordert, dass Patienten, die sich für ein Krankenhaus entscheiden, das ihnen ihre Kasse empfiehlt, von der Zuzahlung befreit werden, und dass Krankenhäuser, die schlechte Qualität liefern, nicht mehr vergütet werden.
Der jährlich erscheinende Report, den das AQUA-Institut im Auftrag des G-BA erstellt, bietet einen umfassenden Überblick über die Behandlungs- und Ergebnisqualität zu ausgewählten medizinischen und pflegerischen Leistungen in deutschen Krankenhäusern. Er dient in erster Linie dem internen Vergleich von Kliniken untereinander und soll so die Verbesserung der Behandlungsqualität unterstützen. Im Jahr 2012 haben 1.658 Krankenhäuser an der einrichtungsübergreifenden stationären Qualitätssicherung teilgenommen. Mitte Oktober 2013 soll der komplette Report veröffentlicht werden.
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