Psychische Ursachen für Krebs? Viele Menschen glauben daran

Dass Stress Krebs verursacht, konnte bisher nicht belegt werden – Foto: ©Rido - stock.adobe.com
Dass psychische Belastungen eine maßgebliche Rolle bei der Krebsentstehung spielen, konnte bislang wissenschaftlich nicht überzeugend belegt werden. Dennoch hält sich die These hartnäckig. Wie sehr, zeigt nun eine aktuelle Umfrage. Im Auftrag des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hat das Meinungsforschungsinstitut GfK im Juli und August über 2.000 Menschen mit drei Aussagen zum Thema „Psyche und Krebs“ konfrontiert. Das Ergebnis: Viele Menschen sind von der Möglichkeit psychischer Ursachen für Krebs überzeugt. An die These einer sogenannten „Krebspersönlichkeit“ glaubt allerdings kaum noch jemand.
Mehrheit glaubt an Zusammenhang von Stress und Krebs
Rund 72 Prozent aller Teilnehmer der Umfrage stimmten nicht zu, dass Menschen, die eine gehemmte Persönlichkeit haben und unfähig sind, starke Gefühlsäußerungen zu zeigen, eher Krebs bekommen als andere. Ähnlich auch das Ergebnis bei den aktuell erkrankten Krebspatienten sowie Angehörigen und Freunden von Betroffenen: Jeweils rund drei Viertel waren nicht einverstanden mit diesem Statement. Anders sieht es mit der Aussage „Seelische Probleme und Stress verursachen Krebs“ aus: Trotz mangelnder wissenschaftlicher Belege stimmten 61 Prozent aller Umfrageteilnehmer dieser These zu. Zwischen Männern und Frauen gab es dabei keine signifikanten Unterschiede.
Doch wie wichtig sind psychische Faktoren, wenn eine Krebserkrankung bereits besteht? Mit 84 Prozent Zustimmung waren sich die Befragten über alle Gruppen hinweg einig, dass eine kämpferische und positive Herangehensweise die Überlebenschancen erhöht. Von den aktuell Erkrankten waren es sogar über 90 Prozent, die dieser Aussage zustimmten. Untersuchungen konnten allerdings bisher keine einheitliche Antwort auf die Frage geben, ob eine bestimmte Art der Krankheitsverarbeitung Krankheitsverlauf oder Überlebenszeit maßgeblich beeinflusst.
Erhöhter Druck für die Patienten
Den Glauben an einen Zusammenhang zwischen Psyche und Krebs erklären die DKFZ-Experten mit dem Wunsch, eine Erklärung für die Diagnose zu finden. Manchmal verknüpft sich damit auch die Hoffnung, den Krankheitsverlauf im positiven Sinn beeinflussen zu können. Dies könne aber auch dazu führen, dass Betroffene Schuldgefühle entwickeln. „Wenn zudem das Umfeld dem Patienten vermittelt, er sei selbst für sein Krankwerden verantwortlich, kann das eine große Belastung sein“, schreiben die Autoren. Gleiches gelte für die verbreitete These, dass eine positive und kämpferische Einstellung den Verlauf der Erkrankung verbessere. Betroffene könnten durch solche Behauptungen stark unter Druck gesetzt werden.
Bei Krebs spielen viele Faktoren eine Rolle
Krebsforscher gehen heute davon aus, dass bei der Entstehung von Krebs in der Regel viele verschiedene Faktoren zusammenspielen. Dass psychische Belastungen eine maßgebliche Rolle dabei spielen, konnte bislang nicht bestätigt werden - anders als beispielsweise bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen ein Zusammenhang zwischen Stress und dem Erkrankungsrisiko teilweise nachgewiesen werden konnte. Nur wenn Stress und andere Belastungen dazu führen, dass Menschen vermehrt rauchen, Alkohol trinken und sich ungesund ernähren, besteht nachgewiesenermaßen auch ein erhöhtes Risiko für Krebs.
Um die Erkrankung psychisch möglichst gut zu verkraften, ist es wichtig, dass jeder Betroffene seinen ganz eigenen Weg der Bewältigung findet, betonen die Experten des DKFZ in ihrer Mitteilung. Im Verlauf der Krankheit durchleben die meisten Patienten unterschiedliche Phasen. Dabei kann eine positive Einstellung hilfreich sein, aber auch das Zulassen von Gefühlen wie Angst, Traurigkeit oder Wut, die eine schwere Erkrankung mit sich bringt.
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