Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Psychisch krank und mitten im Arbeitsleben?!

Dienstag, 14. Oktober 2014 – Autor:
Arbeit kann zur Stabilisierung von psychischen Erkrankungen entscheidend beitragen. In der Versorgung werden die gesundheitsförderlichen Aspekte von Arbeit noch unterschätzt. Daher stellte die 8. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit (10.-19.10.2014) dies in den Mittelpunkt ihrer Auftaktveranstaltung.
Arbeit stärkt die seelische Gesundheit

Arbeit kann die seelische Gesundheit fördern – Foto: Picture-Factory - Fotolia

Arbeit ist eine wichtige Form von Teilhabe an der Gesellschaft. Sie schafft ein soziales Umfeld, verleiht Anerkennung und erlaubt finanzielle Unabhängigkeit. Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eine sinnstiftende Arbeit oft wichtiges Element zur Stabilisierung und Förderung ihrer seelischen Gesundheit. Teilhabe am Arbeitsleben ist für psychisch erkrankte Menschen aber zur Zeit keine Selbstverständlichkeit. Daher debattierten im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur 8. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit unter der Schirmherrschaft des Berliner Gesundheitssenators Mario Czaja MdA Fachleute aus Versorgung und Politik über zukunftsweisende Ansätze.

Arbeit ist ein bewährtes und wirksames Therapieelement in der Psychiatrie

Dass Arbeit die seelische Gesundheit fördern und der Verlust von Arbeit sie gefährden kann, ist in der Psychiatrie keine neue Erkenntnis. Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) berichtete in einem Vortrag vom jüngsten Stand der Wissenschaft. Der Verlust von Arbeit wird oft einschneidend erlebt und kann zu sozialem Rückzug führen. Gleichzeitig wird Beschäftigung in der psychiatrischen Versorgung schon lange als wirksame Therapiesäule eingesetzt. Dabei verdichten sich die wissenschaftlichen Nachweise, dass Angebote  in möglichst gesellschaftsnahen und vor allem arbeitsplatznahen Umfeldern langanhaltendere Stabilisierung bei psychischen Erkrankungen zeitigen, als konventionelle, sogenannte geschützte Arbeitsplätze. Erstere entsprechen zudem eher dem Wunsch der Betroffenen.

Viele psychisch Erkrankte bleiben berentet oder arbeitslos

Trotz dieser Erkenntnisse zeugt die Versorgungsrealität davon, dass viele psychisch erkrankte Menschen in Deutschland aus der Arbeitswelt herausfallen. Zwar gibt es eine Vielzahl an Unterstützungsleistungen zur Rehabilitation und Wiedereingliederung, finanziert über die Rentenversicherung und die Bundesagentur für Arbeit, die Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen sollen, wieder im allgemeinem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Doch ihr Erfolg ist begrenzt. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit schätzt in seinem Bericht vom Dezember 2013, dass ein Drittel aller Bezieher von Arbeitslosengeld II psychisch erkrankt ist. Die  Deutsche Rentenversicherung bewilligte allein 2013 über 70.000 Erwerbsminderungsrenten aufgrund einer psychiatrischen Diagnose, 43% der Gesamtberentungen. „Arbeit ist“, so Ulf Fink, der Vorstandsvorsitzende von Gesundheitsstadt Berlin in seiner Begrüßung zur Auftaktveranstaltung, „ein Platzanweiser in unserer Gesellschaft und daher ist es dramatisch, wenn psychisch erkrankte Menschen nicht in den ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden.“ Unter den Akteuren, die sich dem Thema bereits verstärkt widmen, ist das DGPPN Referat Rehabilitation, das insbesondere zum Aspekt Arbeit und Beschäftigung psychisch kranker Menschen zukunftsweisende Konzepte zusammenträgt.

Welche Lösungsansätze gibt es? Im Rahmen der Podiumsdiskussion sprach sich Dr. Ernst Schmachtenberg, Leiter der Abteilung Teilhabe und Belange behinderter Menschen im Bundesarbeitsministerium, dafür aus, die Zusammenwirkungsvorschriften für die Kosten- und Leistungsträger verbindlicher zu gestalten, um eine engere Verzahnung der Leistungen zu ermöglichen.  Wichtig sei auch, so Prof. Dr. Katharina Stengler vom Universitätsklinikum Leipzig, das Thema Arbeit von Anfang an in den Behandlungsalltag einzubeziehen. Die Verzahnung der Akteure will die Deutsche Rentenversicherung nun stärken und plant, ab 2015 vermehrt integrierte medizinisch-berufliche Rehabilitation spezifisch für psychisch erkrankte Menschen anzubieten.

Woche der seelischen Gesundheit

Die 8. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit wird vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit koordiniert und bietet noch bis zum 19.10.2014 ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm, in dem sich in allen Berliner Bezirken über 100 ambulante und stationäre Einrichtungen und psychosoziale Dienste vorstellen und zum Kennenlernen einladen.

Foto: © Picture-Factory - fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Seelische Gesundheit

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin