Prostatakrebsexperte: Ansteigende PSA-Werte sind Alarmzeichen

Der PSA-Test kann für Männer mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs sinnvoll sein.
Würde man ein PSA-Screening bei allen Männern durchführen, wäre der Schaden größer als der Nutzen. Zu diesem Ergebnis ist kürzlich Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) gelangt. Doch kein Screening zur Früherkennung von Prostatakrebs einzuführen, bedeutet nicht, dass der PSA-Test gänzlich sinnlos ist. Einige Männer können durchaus von dem Test profitieren. „Der PSA-Test ist nach wie vor unser empfindlichster Parameter zur Früherkennung von Prostatakrebs“, sagt der Würzburger Urologe und Mitgründer der Prostata Hilfe Deutschland (PHD), Dr. Frank Schiefelbein. „Steigt der PSA-Wert bei Männern, die sich einer regelmäßigen Prostata-Vorsorge unterziehen, exponentiell an, ist dies ein entscheidendes Alarmzeichen."
Prostata Hilfe Deutschland empfiehlt risikoadaptiertes Vorgehen
Aus Sicht des Urologen ist ein "risikoadaptiertes Vorgehen sinnvoll. Das bedeutet, dass Männer mit einem hohen Risiko für Prostatakrebs regelmäßig einen PSA-Test machen sollten. Zwei Gruppen sind demnach besonders gefährdet:
Männer, die bereits mit Anfang 40 einen hohen PSA-Wert haben und Männer, bei denen Prostatakrebs in der Familie häufig vorkommt. Eine schwedische Studie konnte 2013 bereits zeigen, dass Männer mit hohen PSA-Werten im mittleren Alter zwischen 40 und 45 Jahren öfter und früher aggressiven Prostatakrebs entwickeln.
Hoher PSA-Ausgangswert ist ein Risiko
„Es wäre sinnvoll, bei jedem Mann im Alter von 40 bis 45 Jahren eine erste PSA-Basis-Kontrolle durchzuführen und zusätzlich das familiäre Risiko zu erfassen“, sagt Schiefelbein. Bei Männern, die einen niedrigen PSA-Ausgangswert im Alter von 40 oder 45 Jahren, kein familiäres Risiko und keinen auffälligen körperlichen Untersuchungsbefund haben, könne die nächste Kontrolle erst in drei oder fünf Jahren oder später notwendig sein. "Anders ist es bei einem Mann mit erhöhtem familiärem Risiko oder einem schon anfangs erhöhten PSA-Ausgangswert: Hier ist eine engmaschige Kontrolle, entsprechend des persönlichen Erkrankungsrisikos, beim Arzt wichtig."
Dieses differenzierte Vorgehen, sollten die Krankenkassen bezahlen, findet der Prostatakrebsexperte. „Denn Ziel ist, durch klugen Einsatz des PSA-Wertes die Erkrankung Prostatakrebs noch in einem organbegrenzten und nicht metastasierten Tumorstadium festzustellen, um eine vollständige Heilung für den Patienten erzielen zu können.“
USA als Vorbild
Ein Beispiel sind die USA: Dort wird seit 2012 das PSA-Screening nicht mehr empfohlen. In den Folgejahren stellten die Gesundheitsstatistiker in den USA jedoch fest, dass aufgrund der nachlassenden Nutzung der PSA basierten Vorsorge die fortgeschrittenen Tumorstadien und die Rate an erstdiagnostizierten metastasierten Erkrankungsstadien zunahmen. Die U.S. Preventive Services Task Force revidierte daraufhin die Entscheidung von 2012 und empfiehlt seit 2018 eine differenzierte Anwendung einer PSA-basierten Prostatavorsorge.
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