Prostatakrebs: Neue Erkenntnisse zur erblichen Vorbelastung

Wachsam bleiben: Prostatakrebs tritt in einigen Familien gehäuft auf. – Foto: ©kenchiro168 - stock.adobe.com
Erkranken Verwandte ersten Grades an einem Prostatakarzinom, haben Männer ein doppelt so hohes Risiko ebenfalls an diesem Krebs zu erkranken. Als Verwandte ersten Grades gilt in diesem Fall der Vater oder Bruder. Ob sich das Risiko auch erhöht, wenn bei den Verwandten lediglich Krebsvorstufen entdeckt werden, war bisher noch nicht bekannt. Jetzt haben Heidelberger Krebsforscher die Daten von über sechs Millionen Männern ausgewertet, um herauszufinden, wie hoch das Risiko für Prostatakrebs in diesem Fall ist. Die Analyse der Daten zeigt: Das Risiko für Prostatakrebs ist ähnlich erhöht, wenn bei Vater oder Bruder Vorstufen von Prostatakrebs entdeckt wurden, nämlich um das 1,7 fache.
Erbliche Vorbelastung größter Risikofaktor für Prostatakrebs
"Unsere Auswertungen dieser weltweit größten Datenbank dieser Art zeigten: Wenn bei Verwandten ersten Grades - also bei Vater oder Bruder - eine Vorstufe von Prostatakrebs auftritt, dann ist dies für Männer mit einem 1,7-fachen Risiko verbunden, selbst an einem invasiven Prostatakarzinom zu erkranken - im Vergleich zu Männern ohne Prostatakrebs oder Krebsvorstufen in der Familiengeschichte", berichtet Mahdi Fallah, vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. Dieses erhöhte Risiko für Prostatakrebs ähnele dem von Männern, die Verwandte mit einem invasiven Prostatakarzinom hätten.
Erkrankungsalter von Vater oder Bruder spielt eine Rolle
Die Analysen ergaben außerdem dass, diese Männer auch ein 1,7-faches Risiko haben, an einem invasiven Prostatakarzinom zu sterben – verglichen mit Männern, die keine Verwandten mit Vorstufen von Prostatakrebs oder einem Prostatakarzinom haben. Ein noch etwas höheres Risiko für Prostatakrebs haben Männer, bei deren Verwandten Vorstufen schon im Alter von unter 60 Jahren entdeckt wurden - im Vergleich zu Männern, bei deren Verwandten Vorstufen in höherem Alter entdeckt wurden.
6,3 Millionen Datensätze aus Schweden
Für die weltweit größte Kohortenstudie zu familiärem Prostatakrebs haben die Forscher in Kooperation mit Kollegen der Universität Lund die Daten von 6,3 Millionen nach 1931 geborenen schwedischen Männern und deren Eltern ausgewertet. Während des Studienzeitraums von 1958 bis 2015 erkrankten 238.196 Männer (3,8 Prozent) an einem invasiven Prostatakarzinom und 5.756 Männer (0,09 Prozent) an einer der untersuchten Vorstufen von Prostatakrebs.
"Gibt es in der Familiengeschichte Vorstufen von Prostatakrebs, sind diese Tumorformen also genauso relevant wie invasive Formen von Prostatakrebs bei Verwandten - und zwar sowohl in Bezug auf das Auftreten von Prostatakrebs als auch auf die Sterblichkeit", fasst Mahdi Fallah die zentralen Studienergebnisse zusammen.
Die Familiengeschichte bzw. die erbliche Vorbelastung ist der stärkste bekannte Risikofaktor für Prostatakrebs. Da die Studie diesen Fakt noch einmal untermauert, sollten die Erkenntnisse bei der Krebsfrüherkennung mit bedacht werden. Eine Risikoangepasste Früherkennung bedeutet, dass Männer mit erblicher Vorbelastung etwas häufiger untersucht und genauer beobachtet werden.
Häufigster Krebs beim Mann
In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 58.000 Männer an Prostatakrebs, mehr als 14.000 sterben daran. Damit ist das Prostatakarzinom der häufigste Krebs bei Männern und macht gut 20 Prozent aller Krebsneuerkrankungen des Mannes aus. 10 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern gehen auf das Prostatakarzinom zurück - es liegt nach Lungen- und Darmkrebs an dritter Stelle der Krebstodesursachen.
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