Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Prostatabeschwerden: Neue, sanfte OP-Verfahren mit Wasser

Samstag, 19. März 2022 – Autor:
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung befürchten viele Männer, dass nach einer Operation Inkontinenz, Erektionsstörungen oder Ejakulationsverlust die Folgen sein könnten. Unter anderem die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) bietet neue OP-Verfahren an, die schonender und risikoärmer sein sollen: Sie arbeiten mit Hochdruckwasserstrahl und heißem Wasserdampf.
Arzt und Mann vor einem Bildschirm mit einer Ansicht der Prostata.

Mit fortschreitendem Alter kommt es bei vielen Männern zu einer Vergrößerung der Prostata. Sie ist zwar gutartig, engt aber die Harnröhre ein und kann das Pinkeln beschwerlich machen. – Foto: AdobeStock/RFBSIP

Häufiger Harndrang, nächtliche Toilettengänge, unregelmäßiger Harnstrahl – diese Beschwerden kennen viele Männer. Sie können ein Hinweis auf eine gutartige Prostatavergrößerung sein. Neben Medikamenten stehen verschiedene operative Verfahren zur Behandlung zur Verfügung. Jetzt gibt es zwei neue, schonende OP-Verfahren: Bei der „Aquablation“ wird Prostatagewebe mithilfe eines Hochdruckwasserstrahls entfernt; beim „Rezum-Verfahren“ wird hierfür heißer Wasserdampf eingesetzt.

Prostata: Dieses OP-Verfahren ist bisher Standard

Mit fortschreitendem Alter kommt es bei zahlreichen Männern zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Durch die Vergrößerung der Prostata-Innenzone kommt es zu einer Einengung der Harnröhre – der Harnfluss wird behindert. Die lästigen Symptome rund um das Wasserlassen sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Die operative Standard-Methode bei einer gutartigen Prostatavergrößerung ist die „transurethrale Resektion der Prostata“ (TUR-P). Dabei wird die Prostata mithilfe einer Drahtschlinge und hochfrequentem Strom ausgeschabt.

Neues, robotergestütztes Therapieverfahren: die „Aquablation“

Nicht für alle Patienten ist die genannte Standardmethode nach Einschätzung von Experten die beste. „Es gibt sehr gute Alternativen“, sagt Oberarzt Mathias Wolters von der Klinik für Urologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Die Wahl der Methode sollte nach den anatomischen Gegebenheiten und den persönlichen Wünschen des Patienten getroffen werden.“ Bei dem neuen, minimalinvasiven Aquablation-Verfahren zum Beispiel wird das überschüssige Prostatagewebe mit einem Hochdruckwasserstrahl entfernt.

Wasserstrahl-OP dauert drei bis sechs Minuten

Bei der Aquablation findet die Operation in Spinalanästhesie (regionale Betäubung ohne Vollnarkose) oder unter Vollnarkose statt. Durch die Kombination aus Ultraschallbildgebung und einer Harnröhren- und Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird das zu entfernende Gewebe im Rahmen der Operation zunächst markiert. Die Abtragung selbst erfolgt robotergestützt und dauert nur drei bis sechs Minuten. Der Urologe kontrolliert den Vorgang und kann jederzeit die Intensität steuern oder den Eingriff unterbrechen. Nach der Operation muss der Patient noch drei bis vier Tage in der Klinik bleiben.

Geringes Risiko für Sexualfunktionsstörungen

Die Aquablation ist ein hitzefreies Verfahren, das heißt die umliegenden Nerven werden geschont. Klinische Studien zeigen, dass die Methode zu einer deutlichen Verbesserung des Harnstrahls und der Blasenentleerung führen. Der besondere Vorteil liegt in einer geringeren Rate an Komplikationen und Sexualfunktionsstörungen. Das Risiko für Harninkontinenz, Ejakulationsverlust und Erektionsstörungen soll niedrig sein. Das Aquablation-Verfahren eignet sich auch für große Prostatavolumen.

Zweite schonende Methode: die Wasserdampftherapie („Rezum“)

Als weitere Behandlungsmethode bei Prostatabeschwerden bietet die Klinik für Urologie in Hannover das Rezum-Verfahren an. Es wird auch „Wasserdampftherapie" genannt und ist ein ebenfalls minimalinvasives OP-Verfahren. Im Rahmen einer Harnröhren- und Blasenspiegelung wird an mehreren Stellen steriler heißer Wasserdampf in das Prostatagewebe gegeben. „Wenn der Dampf im Gewebe kondensiert, wird Wärmeenergie freigesetzt, die die Zellhüllen zerstört“, erklärt Urologe Wolters das moderne OP-Verfahren.

Nach der OP baut der Körper das Prostata-Gewebe ab

Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. In den folgenden Tagen und Wochen baut der Körper laut MHH das behandelte Gewebe ab, die Einengung der Harnröhre lässt nach und das Wasserlassen wird erleichtert. Nach vier bis sechs Wochen spürt der Patient, dass die Wirkung eintritt. Bis zum maximalen Effekt der Therapie können bis zu drei Monate vergehen. „Bei den weitaus meisten Patienten lassen die Beschwerden nach einer Rezum-Therapie deutlich nach und sie gewinnen ein gutes Maß an Lebensqualität zurück“, sagt Männerarzt Wolters. Auch dieses Verfahren berge ein sehr geringes Risiko für Inkontinenz, Erektionsstörungen und Ejakulationsverlust.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Chirurgie , Operation , Prostata , Sexualität

Weitere Nachrichten zum Thema „Prostata-Probleme“

19.08.2020

Die erbliche Vorbelastung ist der größte bekannte Risikofaktor für Prostatakrebs. Das Risiko verdoppelt sich nämlich, wenn Verwandte ersten Grades an diesem Krebs erkrankt sind oder waren. Nun gibt es neue Erkenntnisse, dass auch Krebsvorstufen in der Verwandtschaft das Risiko für ein invasives Prostatakarzinom deutlich erhöhen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin