Prostatabeschwerden: Neue, sanfte OP-Verfahren mit Wasser
Häufiger Harndrang, nächtliche Toilettengänge, unregelmäßiger Harnstrahl – diese Beschwerden kennen viele Männer. Sie können ein Hinweis auf eine gutartige Prostatavergrößerung sein. Neben Medikamenten stehen verschiedene operative Verfahren zur Behandlung zur Verfügung. Jetzt gibt es zwei neue, schonende OP-Verfahren: Bei der „Aquablation“ wird Prostatagewebe mithilfe eines Hochdruckwasserstrahls entfernt; beim „Rezum-Verfahren“ wird hierfür heißer Wasserdampf eingesetzt.
Prostata: Dieses OP-Verfahren ist bisher Standard
Mit fortschreitendem Alter kommt es bei zahlreichen Männern zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Durch die Vergrößerung der Prostata-Innenzone kommt es zu einer Einengung der Harnröhre – der Harnfluss wird behindert. Die lästigen Symptome rund um das Wasserlassen sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Die operative Standard-Methode bei einer gutartigen Prostatavergrößerung ist die „transurethrale Resektion der Prostata“ (TUR-P). Dabei wird die Prostata mithilfe einer Drahtschlinge und hochfrequentem Strom ausgeschabt.
Neues, robotergestütztes Therapieverfahren: die „Aquablation“
Nicht für alle Patienten ist die genannte Standardmethode nach Einschätzung von Experten die beste. „Es gibt sehr gute Alternativen“, sagt Oberarzt Mathias Wolters von der Klinik für Urologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Die Wahl der Methode sollte nach den anatomischen Gegebenheiten und den persönlichen Wünschen des Patienten getroffen werden.“ Bei dem neuen, minimalinvasiven Aquablation-Verfahren zum Beispiel wird das überschüssige Prostatagewebe mit einem Hochdruckwasserstrahl entfernt.
Wasserstrahl-OP dauert drei bis sechs Minuten
Bei der Aquablation findet die Operation in Spinalanästhesie (regionale Betäubung ohne Vollnarkose) oder unter Vollnarkose statt. Durch die Kombination aus Ultraschallbildgebung und einer Harnröhren- und Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird das zu entfernende Gewebe im Rahmen der Operation zunächst markiert. Die Abtragung selbst erfolgt robotergestützt und dauert nur drei bis sechs Minuten. Der Urologe kontrolliert den Vorgang und kann jederzeit die Intensität steuern oder den Eingriff unterbrechen. Nach der Operation muss der Patient noch drei bis vier Tage in der Klinik bleiben.
Geringes Risiko für Sexualfunktionsstörungen
Die Aquablation ist ein hitzefreies Verfahren, das heißt die umliegenden Nerven werden geschont. Klinische Studien zeigen, dass die Methode zu einer deutlichen Verbesserung des Harnstrahls und der Blasenentleerung führen. Der besondere Vorteil liegt in einer geringeren Rate an Komplikationen und Sexualfunktionsstörungen. Das Risiko für Harninkontinenz, Ejakulationsverlust und Erektionsstörungen soll niedrig sein. Das Aquablation-Verfahren eignet sich auch für große Prostatavolumen.
Zweite schonende Methode: die Wasserdampftherapie („Rezum“)
Als weitere Behandlungsmethode bei Prostatabeschwerden bietet die Klinik für Urologie in Hannover das Rezum-Verfahren an. Es wird auch „Wasserdampftherapie" genannt und ist ein ebenfalls minimalinvasives OP-Verfahren. Im Rahmen einer Harnröhren- und Blasenspiegelung wird an mehreren Stellen steriler heißer Wasserdampf in das Prostatagewebe gegeben. „Wenn der Dampf im Gewebe kondensiert, wird Wärmeenergie freigesetzt, die die Zellhüllen zerstört“, erklärt Urologe Wolters das moderne OP-Verfahren.
Nach der OP baut der Körper das Prostata-Gewebe ab
Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. In den folgenden Tagen und Wochen baut der Körper laut MHH das behandelte Gewebe ab, die Einengung der Harnröhre lässt nach und das Wasserlassen wird erleichtert. Nach vier bis sechs Wochen spürt der Patient, dass die Wirkung eintritt. Bis zum maximalen Effekt der Therapie können bis zu drei Monate vergehen. „Bei den weitaus meisten Patienten lassen die Beschwerden nach einer Rezum-Therapie deutlich nach und sie gewinnen ein gutes Maß an Lebensqualität zurück“, sagt Männerarzt Wolters. Auch dieses Verfahren berge ein sehr geringes Risiko für Inkontinenz, Erektionsstörungen und Ejakulationsverlust.