
Studie untersucht Treffgenauigkeit von Langzeitprognosen nach Hirnblutungen
Eine Hirnblutung kann lebensbedrohlich sein. Genau wie der ischämische Schlaganfall hinterlässt die Verletzung des Gehirns oft diverse neurologische Schäden: Schluckstörungen, Sprachstörungen, Lähmungen und kognitive Beeinträchtigungen. Inwieweit diese Schäden bleibend sind oder sich zum Teil wieder zurückbilden, das versuchen Ärzte mittels Langzeitprognosen vorherzusagen. Dafür gibt es mathematisch-nüchterne Prognose-Skalen, so genannte Scores. Und natürlich nehmen auch die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte, die den Patienten betreuen, Einschätzungen vor. Welche Methode nun genauer ist - Mensch oder Maschine - das wollen Wissenschaftler jetzt in einer Studie untersuchen. Die Federführung liegt beim Universitätsklinikum Leipzig. Insgesamt beteiligen sich acht medizinische Zentren in Deutschland daran.
Prognose-Scores haben Schwächen
„Wie geht es diesen Patienten auf lange Sicht? Können sie nach Hause entlassen werden? Wie sind die Einschränkungen in der Alltagsbewältigung? Leiden sie an kognitiven Störungen“, umreißt Dr. Katja Wartenberg, Oberärztin am UKL, die Fragen, die sich dann stellen.
Prognose-Scores umfassen messbare Daten wie etwa Alter, Größe der Blutung oder den klinischen Schweregrad. „Die Prognoseskalen wurden dafür entwickelt, den sogenannten funktionellen Status des Betroffenen vorherzusagen, ob er bettlägerig oder gehfähig ist, ob er den Alltag bewältigen kann oder nicht“, erläutert die Neurologin. Doch die Skalen hätten Schwächen. So werden weder der Verlauf des stationären Aufenthaltes berücksichtigt noch Komplikationen wie weitere Blutungen oder Lungenentzündungen. Denn die Skalen erfassen die Parameter nur zum Zeitpunkt der Aufnahme ins Krankenhaus. Auch fehlen oft Angaben, ob der Patient vor der Hirnblutung schon beeinträchtigt war etwa durch Demenz oder einen Schlaganfall.
Ziel sind bessere Vorhersagemodelle
In der Studie wollen die Ärzte nun verschiedene Prognoseskalen zu drei verschiedenen Zeitpunkten erfassen, und zwar am Aufnahmetag und zusätzlich nach 7 und nach 14 Tagen. Die Scores werden außerdem um die Einschätzung des medizinischen und pflegerischen Personals zu eben jenen Zeitpunkten ergänzt. In einer internet-basierten Datenbank werden die demografischen, klinischen und prognostischen Daten der Patienten aller beteiligten Zentren dokumentiert und statistisch ausgewertet.
In die Studie „Prognostische Indikatoren bei Subarachnoidal- und intrazerebralen Blutungen: Vergleich von Prognosescores und der Einschätzung des behandelnden Teams“ sollen im Laufe der nächsten fünf Jahre insgesamt 1.000 Patienten, die eine Hirnblutung erlitten haben, eingeschlossen werden. Ziel des Projekts ist, herauszufinden, wie genauere Langzeitprognosen für diese oft schwerst betroffenen Patienten erstellt werden können.
Foto: pixabay