Das Forscherteam aus Bristol hatte mit Hilfe einer Datenbank 400.000 Hüftoperationen in England und Wales analysiert. Es stellte sich heraus, dass Hüftgelenke aus Metall früher ausgetauscht werden mussten als die Keramikprothesen. Rund sechs Prozent der Metallimplantate versagten bereits in den ersten fünf Jahren. Zudem zeigte sich, dass durch den Zusammenstoss zwischen dem Gelenkknopf aus Metall mit der metallenen Gelenkpfanne giftiger Abrieb entsteht, der im Körper Entzündungen hervorrufen kann. "Alle Patienten, die solche Implantate haben, sollten gut überwacht werden", schreiben die Forscher. Bereits Ende Februar hatte die britische Arzneimittelbehöre MHRA vor Hüftgelenken aus Metall gewarnt. Möglich seien Gewebeschäden und sogar Krebs. Auch Leber, Niere und Milz könnten betroffen sein.
Verbot von Hüftgelenken aus Metal?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erklärte, die betroffenen Patienten hätten selbstverständlich einen Anspruch auf eine intensive medizinische Nachsorge. Eine generelle Empfehlung für den Ausbau der Metallhüften oder für ein Verbot wollte das BfArM nicht abgeben. Das Institut erklärte jedoch, dass derzeit im Austausch mit der englischen Gesundheitsbehörde eine Risikobewertung der Implantate stattfinde. Die britischen Forscher hatten gefordert, Hüftimplantate aus Metall generell zu verbieten.
Kein Implantationsregister
In Deutschland lassen sich jedes Jahr etwa 400.000 Menschen eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Knie einsetzen. Wie viele Patienten bisher ein Metallgelenk erhalten haben, ist jedoch unbekannt. Bisher existiert kein entsprechendes Implantationsregister. Das soll sich Mitte 2012 ändern. Dann soll es auch möglich sein, den weiteren Gesundheitsverlauf der Patienten zu dokumentieren.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sowie der Informationsdienst "Arznei-Telegramm" forderten unterdessen Konsequenzen aus den Ergebnissen der neuen Studien. In einer Mitteilung des "Arznei-Telegramms" hiess es, die neuen Erkenntnisse zeigen ebenso wie der Skandal um die schädlichen Silikon-Brustimplantate, dass beim Marktzugang von Medizinprodukten eine strengere Regulierung nötig sei.