Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Probiotikum könnte Umgang mit Stress erleichtern

Dienstag, 23. April 2019 – Autor:
Ein Probiotikum könnte bei gesunden Menschen helfen, den Umgang mit Stress zu erleichtern und die Stressverarbeitung verbessern. Das fanden Forscher des Universitätsklinikums Tübingen heraus.
stress, burnout

Ein Probiotikum erleichtert die Verarbeitung von Stress-Reizen. Das zeigt eine Studie

Probiotika können bei gesunden Menschen helfen, den Umgang mit Stress zu erleichtern und die Stressverarbeitung verbessern. Das fanden Forscher der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen heraus.

Die Studie von Prof. Paul Enck und Prof. Christoph Braun bestätigte, was tierexperimentelle Untersuchungen seit langem vermuten ließen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung der Universität. Getestet wurde dabei das Probiotikum Bifidobacterium longum 1714 TM.

Probanden nahmen Probiotikum oder Placebo

Bei Probiotika handelt es sich um lebende Bakterien, die sich bei Einnahme gesundheitsförderlich auswirken können. Gemeinsam mit vielen anderen allem im Darm angesiedelten, nützlichen Bakterien (Darmflora oder Mikrobiom) unterstützen sie die Verdauung und die Verwertung der Nahrung, halten mögliche Krankheitserreger in Schach, stimulieren das Immunsystems und sorgen für die Produktion eines für den Körper wichtigen Vitamins.

Für die Studie wurden 40 gesunde Probanden untersucht, die für vier Wochen täglich entweder das Probiotikum oder einen Placebo einnehmen mussten. Die Teilnehmer wurden vor und nach der vierwöchigen Einnahme sozialem Stress ausgesetzt.

Mit einem Computerspiel wurde sozialer Stress erzeugt

Erzeugt wurde dieser Stress mithilfe eines virtuellen Ballspiels am Computer, bei dem sich der Proband mit zwei Gegenspielern im Wechsel einen Ball zuwarf. Im Verlauf der Spiels wurde der Proband zunehmend aus der Gruppe ausgeschlossen, um ein Gefühl der Isolation auszulösen, was sich in diesem Fall wie Alltagsstress auswirkte.

Während des Spiels - sowohl vor der Kapseleinnahme als auch danach - befanden sich die Probanden im Magnetenzephalographen (MEG). Der Hirn-Scanner maß die Hirnaktivität während der Isolation und ermöglicht damit einen Vergleich der beiden Situationen. Ebenso wurde die Aktivierung des Gehirns vor und nach vier Wochen der Einnahme sowie zwischen den Probanden, die Probiotikum oder Placebo erhielten, verglichen.

Probiotikum erleichterte Umgang mit Stress

Dabei zeigte sich deutlich, dass das Probiotikum Änderungen in den mit der Stressregulation in Verbindung stehenden Hirnregionen erzeugen kann. Im Vergleich zur Hirnaktivität nach Placebo-Einnahme wies die Aktivität vor dem Spiel sowie unter der Belastung des Stressors erhöhte Vitalität und reduzierte mentale Ermüdung auf. Dies deutet auf eine verbesserte Anpassung (Coping) an Belastungssituationen und Gegenregulation bei negativen Emotionen hin.

Diese Befunde zeigen erstmals, dass ein Probiotikum positiven Einfluss auf soziale Stresssituationen ausübt. Es verbessert die Stressbewältigung, indem es die zentrale Verarbeitung von Stressreizen verändert. Das Probiotikum erleichtert folglich den Umgang mit Stress. Befunde aus bisherigen Untersuchungen waren zumeist auf subjektivte Ergebnisse beschränkt oder stammen aus psychologischen Tests.

Probiotika nicht immer gesund

Die Aussage der Studie gilt bislang nur für dieses Probiotikum, das Ergebnis kann nicht auf alle Probiotika übertragen werden. Probiotika sind auch nicht in jedem Fall gsundheitsfördernd, das zeigten israelische Forscher 2018. In ihrer Studie sollten Probiotika dabei helfen, die nach der Einnahme von Antibiotika dezimierte Darmflora wieder aufzubauen. Bei einigen Probanden verzögerten die Probiotika diesen Prozess jedoch.

Foto: pixabay

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Stress

Weitere Nachrichten zum Thema Probiotika

15.08.2018

Probiotika werden eine Reihe positiver Wirkungen auf unsere Gesundheit nachgesagt. Nun fanden Forscher heraus: Die „guten“ Keime können in falscher Zusammensetzung oder zu hoher Menge durchaus schwerwiegende Nebenwirkungen haben.

17.07.2018

Einer Studie zufolge könnte die Einnahme eines Probiotikums den Rückgang der Knochenmasse bei Frauen nach der Menopause verlangsamen. Eine Erklärung für den Wirkmechanismus konnten die Studienautoren allerdings nicht finden.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin