Praxisleitfaden Bronchitis veröffentlicht
Eine Bronchitis wird fast immer durch Viren hervorgerufen. Dennoch verordnen Ärzte häufig Antibiotika, die wenig Sinn machen, dafür aber starke Nebenwirkungen haben können und die Gefahr von Resistenzen fördern. Nun haben Ärzte mehrerer Fachdisziplinen einen Praxisleitfaden erarbeitet, um Kollegen bei der Diagnose und Therapie der Bronchitis eine Orientierung zu geben. Neben dem Praxisleitfaden Bronchitis hat das Team um Professor Ludger Klimek, Facharzt für HNO-Heilkunde in Wiesbaden, und Dr. Peter Kardos, Facharzt für Innere Medizin in Frankfurt am Main, ebenfalls einen Leitfaden zur Behandlung der Rhinosinusitis veröffentlicht.
Pflanzliche Wirkstoffe können Symptome lindern
Primär bakterielle Infekte machen höchstens zehn Prozent aller akuten Bronchitiden aus. Erst im Verlauf der Erkrankung, nach etwa acht bis zehn Tagen, können bakterielle Erreger dazukommen und eine Sekundärinfektion verursachen. Doch das kommt nur in den wenigsten Fällen vor. Auch eine gelb-grünliche Verfärbung des Sputums ist – anders, als viele Menschen glauben – kein Hinweis für eine bakterielle Infektion. Eine Antibiotikatherapie ist daher bei einer akuten Bronchitis generell nicht angezeigt, wie die Autoren des "Praxisleitfadens Bronchitis" betonen. Stattdessen sei die Symptomlinderung in den meisten Fällen das erste Ziel. Dabei setzen die Experten vor allem auf Phytotherapeutika, deren Wirksamkeit in klinischen Studien belegt wurde, wie zum Beispiel eine Pflanzenkombination aus Thymian und Efeu.
Vorsicht ist geboten, wenn der Husten nicht auf eine Bronchitis, sondern eine bakterielle Pneumonie hinweist, denn dann ist eine Antibiotikatherapie notwendig. Auch bei bakteriellen Superinfektionen, die bei einem längeren Verlauf der Erkrankung entstehen können, kann eine antibiotische Behandlung angezeigt sein, um Komplikationen zu vermeiden. Wichtig sei es, so die Ärzte, genau auf den klinischen Befund zu achten. So sollten Patienten, die ein starkes Krankheitsgefühl haben oder beispielsweise blutigen Auswurf haben, genauer beobachtet werden. Für Kardos stellen niedriger Blutdruck, eine erhöhte Atemfrequenz, eine bläuliche Färbung der Haut und Schleimhäute (Zyanose) und Verwirrtheit mögliche Hinweise für eine Pneumonie dar. Dann sei eine sofortige Antibiotikatherapie angezeigt und unter Umständen sogar eine Krankenhauseinweisung nötig.
Zeit und Geduld wichtige Faktoren
Generell ist es wichtig, bei einer akuten Bronchitis Geduld zu haben und dem natürlichen Heilungsprozess Zeit zu geben. Auch bei Kindern halte der Husten im Durchschnitt 17 Tage an, so die Autoren. Antibiotika seien bei Kindern hingegen nur höchst selten indiziert.
Wichtig ist bei der akuten Bronchitis auch eine sorgfältige Anamnese, um Verwechslungen auszuschließen. „Gut ein Drittel der Patienten, die zwischen März und Juni wegen Erkältungskrankheiten in die Sprechstunden kommen, haben Heuschnupfen“, erklärte Dr. Peter Kardos beim Experten-Workshop „Evidenzbasierte Phytotherapie im Praxisalltag“ in Frankfurt am Main. Vor allem wenn es beim Heuschnupfen zu einem Etagenwechsel kommt, wird der dann einsetzende Husten manchmal irrtümlicherweise für eine Bronchitis gehalten.
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