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Präventionsprogramm gegen Pflegebedürftigkeit

Montag, 24. Juni 2013 – Autor: Anne Volkmann
Ein spezielles Präventionsprogramm, das von der AOK Bayern in Zusammenarbeit mit Hausärzten ins Leben gerufen wurde, soll Patienten vor Schlaganfall und Demenz sowie den sich daraus ergebenden Fällen von Pflegebedürftigkeit schützen – mit Erfolg, wie eine wissenschaftliche Evaluation nun gezeigt hat.
Pflegebedürftigkeit

Bis zum Jahr 2030 werden 50 Prozent mehr Pflegebedürftige erwartet

Erkrankungen des Gehirns – allen voran Schlaganfälle und Demenzen – sind die mit Abstand häufigste Ursache von Hilfs- und Pflegebededürftigkeit. Im Jahre 2001 wurde daher das Präventionsprogramm INVADE („Interventionsprojekt zerebrovaskuläre Erkrankungen und Demenzen“) im Landkreis Ebersberg von Hausärzten und der AOK Bayern ins Leben gerufen, das Patienten mit erhöhtem Schlaganfall- und Demenzrisiko vor der Pflegebedürftigkeit bewahren soll. Dafür werden die teilnehmenden Patienten gezielt nach Risikofaktoren für Schlaganfall oder eine Demenz untersucht und gegebenenfalls entsprechend behandelt.

An dem Präventionsprogramm INVADE arbeiten mehr als 60 Hausarztpraxen sowie drei Facharztpraxen und 72 Präventionsassistentinnen mit. Rund 4000 AOK-Versicherte nehmen derzeit an dem Programm teil. Die Teilnehmer, die mindestens 50 Jahre alt sein müssen, werden regelmäßig auf bestimmte Risikofaktoren hin untersucht und zu einer gesunden Lebensweise und Ernährung angehalten.

Hochrisikopatienten werden engmaschig kontrolliert

„Jeder eingeschriebene Versicherte bekommt zunächst eine standardisierte Eingangsuntersuchung mit einem Optimum an Präventivdiagnostik, die on Top zur Regelversorgung durchgeführt wird“, erklärt Othmar Götzler, Internist und Vorstandsvorsitzender von INVADE. Die Untersuchung umfasst unter anderem eine ausführliche Anamnese, eine risikoorientierte Blutuntersuchung, eine Urinuntersuchung, ein Ultraschall der Halsschlagadern sowie einen Demenztest. Wird bei der Analyse ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen festgestellt, erhält der Patient zusätzlich eine 24-Stunden-Blutdruckmessung.

Wird ein Teilnehmer als Hochrisikopatient eingestuft, wird er von zertifizierten Präventionsassistentinnen in Themen wie Bluthochdruck, Diabetes, Bewegung oder gesunder Ernährung eingewiesen. Zudem müssen die Patienten mindestens dreimal im Quartal den Hausarzt aufsuchen. Nach zwei Jahren wird eine Verlaufskontrolle durchgeführt. Wer nicht zur Hochrisikogruppe gehört, sollte wenigstens einmal im Quartal die Arztpraxis besuchen. Wird dann eine Verschlechterung des Gesundheitszustands festgestellt, werden bei den betroffenen Patienten ebenfalls engmaschige Kontrollen durchgeführt.

Pflegebedürftigkeit um zehn Prozent reduziert

Wie erfolgreich das Programm ist, hat eine wissenschaftliche Evaluation gezeigt, deren Ergebnisse kürzlich im Journal of the American Heart Association (JAHA) veröffentlicht wurden. In die Untersuchung gingen die Daten aus acht Jahren Präventionsprogramm ein. Die Auswertung ergab, dass die Pflegebedürftigkeit im Landkreis Ebersberg um fast zehn Prozent geringer ausgefallen war als in benachbarten Landkreisen. Vor Beginn des Programms waren die Zahlen ungefähr gleich gewesen. Zudem hatte sich auch die Anzahl der Klinikaufenthalte reduziert sowie die Lebenserwartung der Patienten erhöht.  

Das Präventionsprogramm soll nicht nur Lebensqualität der Betroffenen verbessern, sondern auch den Krankenkassen langfristig Behandlungskosten ersparen. „Gerade vor dem Hintergrund, dass die Zahl der über 65-Jährigen hierzulande bis 2050 auf etwa 23 Millionen ansteigen wird, müssen bereits jetzt Präventionsmaßnahmen angestoßen werden, um die Versorgungsqualität und die Finanzierungsgrundlagen unseres Gesundheitssystems aufrechtzuerhalten“,  erklärt Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass ein gezielter Einsatz geeigneter Präventionsmaßnahmen die globale Krankheitslast um bis zu 70 Prozent verringern könnte.

Foto: © Chariclo - Fotolia.com

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