Ulf Fink geht mit gutem Beispiel voran. Fit und äußerst vital steht er da und hält eine 15minütige Rede aus dem Stegreif. Anlass ist sein 70. Geburtstag, den er mit allerlei Politprominenz am 18. Oktober im Literarischen Kolloquium Berlin feiert. Finks Rede ist der Abschluss – oder vielleicht sogar der Höhepunkt – eines Symposiums, das den Titel „Soziale Ordnungspolitik im 21. Jahrhundert“ trägt. Zuvor hatten Rita Süssmuth, Heiner Geißler, Herbert Rebscher (DAK) und Gerhard Schick (Grüne) über die ganz großen Fragen der Politik diskutiert: über die Finanzkrise, über Europa, über soziale Gerechtigkeit. Nun kommt Fink auf das zu sprechen, was wohl die meisten Gäste von ihm erwartet haben: Gesundheit und Prävention.
„Prävention ist das oberste Ziel jedes Gesundheitssystems“
Warum er, der sich in den ersten Jahrzehnten seiner politischen Karriere der Sozialpolitik verschrieben hatte, sich schließlich für das Ressort Gesundheit entschieden hat, erklärt Fink damit, dass Gesundheit „die“ existenzielle Frage des Menschen sei. „Wir kommen vielleicht mit etwas mehr oder weniger Geld aus, mit einer größeren oder kleineren Wohnung, aber wenn wir eine lebensrettende Operation brauchen, dann ist es von existenzieller Bedeutung, dass unsere Gesellschaft diese ermöglicht.“ Oder mit anderen Worten: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
Fink räumt ein, dass das deutsche Gesundheitssystem auch seine Schwächen habe, und im internationalen Vergleich nicht in allen Aspekten Vorreiter sei. Eines habe das deutsche Gesundheitssystem aber den meisten anderen auf der Welt voraus: Dass alle Menschen Zugang zum medizinischen Fortschritt haben. „Wir haben in Deutschland keine Zweiklassenmedizin, das ist das entscheidende an unserem System und ein ungeheures Privileg“, so Fink.
Doch genau dieses Privileg sieht Fink bedroht. Der medizinische Fortschritt sei in den letzten Jahrzehnten in vielen Teilen zunichte gemacht worden durch falsche Ernährung, durch unzureichende Bewegung, durch Alkohol- und Nikotinmissbrauch. „Wenn wir unser Gesundheitssystem aufrechterhalten wollen, dann dürfen wir nicht alles in Kuration stecken, sondern wir müssen in die Prävention investieren“, fordert Fink. Hier müsse sich ein echter Paradigmenwechsel vollziehen. Andernfalls werde das System unfinanzierbar und die Leidtragenden werden die Schwächsten der Gesellschaft sein. Aus diesem Grund plädiere er auch für mehr Effizienz im Gesundheitssystem. „Ich finde es zutiefst unethisch, Mittel im Gesundheitswesen zu verschwenden, denn die Leidtragende der fehlenden Mittel werden wieder mal die Schwächsten sein.“ Wer etwas tun wolle gegen eine Zweiklassenmedizin, der müsse sich auch um Effizienz bemühen.
„Dass wir lange leben dürfen, ist doch ein alter Menschheitstraum“
Last but not least spricht Ulf Fink über das Alter. Nicht etwa weil er gerade 70 geworden ist. Nein, weil die Menschen immer älter werden und dies doch keine Belastung, sondern in Wahrheit eine enorme Chance sei. Zusammen mit Rita Süssmuth und Ursula Lehr habe er deshalb die Initiative „Deutschland Land des langen Lebens“ gegründet, um den Menschen diese Chancen aufzuzeigen. Produkte und Dienstleistungen für eine älter werdende Gesellschaft Made in Germany könnten zum Exportschlager werden, sagt Fink und lässt durchblicken, dass ihm Ideen und Zukunftsvisionen so schnell nicht ausgehen werden.
Der Festakt wurde von seiner Frau Dr. Ingrid Völker, WISO-Gruppe, und von Dr. Franz Dormann, Gesundheitsstadt Berlin, organisiert.